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Oldenburger Jahrbuch des Oldenburger Landesvereins für ...

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32 W alter Asmus<br />

vage Geselligkeit mit jedermann nie gelegen. Schon im Alter von<br />

8 Jahren ging seine „Gesichtslinie" weit über alle „Kinderhistorien“<br />

hinweg. Um so mehr machte sich der Trieb nach geistiger Führung<br />

der Gleichaltrigen bemerkbar. Nicht selten soll er sich auf den Tisch<br />

gestellt haben, um seinen Kameraden, die sich um ihn herum setzten,<br />

etwas vorzupredigen. „Laßt uns nicht schreien, laßt uns zu Gott<br />

beten!" soll er die klagenden und schreienden Kinder ermahnt haben,<br />

als ihr Wagen bei einer Spazierfahrt nach Bremen in einen Sumpf<br />

gefallen war. — Das Bedürfnis, die eigene Entwicklung voranzutreiben,<br />

ließ ihn sich lieber an ältere Personen als an gleichaltrige Kameraden<br />

anschließen. Besonders eng attachierte er sich den um 3 Jahre älteren<br />

Primanern Adam Christian Langreuter und Friedrich Christian Bonus,<br />

die ihm „M entor" und „Ideal" zugleich waren. Auf einsamen Spaziergängen<br />

rang er mit ihnen ebenso stark um die durch Kant neu belebten<br />

f ragen <strong>des</strong> Menschen, um Gott, Freiheit und Unsterblichkeit, wie<br />

auch um die Fragen der Natur; meinte er doch sogar einmal, das<br />

Perpetuum mobile gefunden zu haben, wobei die Freunde ihm allerdings<br />

klarmachen mußten, daß er den Faktor der Reibung nicht genügend<br />

gewürdigt hatte.<br />

An den schulfreien Nachmittagen kam neben dem Geist auch der<br />

Körper etwas zu seinem Recht. Größere Märsche führten die Freunde<br />

weiter aufs Land hinaus in die Dörfer der Umgegend: „Dann fand es sich<br />

zuweilen, daß Herbarts, den Freunden ihres Sohnes wohlwollende<br />

Mutter durch Voraussendung eines Korbes da<strong>für</strong> gesorgt hatte, daß<br />

durch die darin enthaltene Labung die Lebensgeister und die Beine<br />

der Ermüdeten restauriert werden konnten. — Einst aber ward es<br />

ihnen nicht so gut. Sie hatten eine sehr weite Reise von 7 Meilen.<br />

Zu einer Zeit, wo der Überlieferung nach die Jeveraner erst ihr Testament<br />

machten, wenn sie nach Bremen reisten, waren 7 Meilen schon<br />

eine große Reise, besonders <strong>für</strong> Primaner. Dazu war das Endziel <strong>für</strong><br />

unsere jungen Freunde ein katholisches Land, welches noch nie einer von<br />

ihnen mit einem Fuße betreten hatte. Sie wollten nämlich das damals<br />

noch münstersche Vechta besuchen und besonders das dort noch bestehende<br />

Kloster beschauen. Sie gelangten durch die unabsehbaren<br />

Heiden <strong>des</strong> Münsterlan<strong>des</strong> glücklich zum Ziele, jedoch sehr ermüdet<br />

und mit Zuversicht von der Hospitalität der Mönche Labung erwartend.<br />

Die Klosterpforte öffnete sich, Bratengeruch strömte ihnen entgegen.<br />

Ein Mönch führte sie auf ihre Bitten durch die Kreuzgänge, zeigte<br />

ihnen seine Zelle, seine Aurikeln, ein großes hölzernes Bild, mit der<br />

Versicherung, das sei Gott der Vater, und ehe sie sich's versahen, befanden<br />

sie sich wieder an der Pforte, durch welche sie eingetreten

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