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Oldenburger Jahrbuch des Oldenburger Landesvereins für ...

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Die Herbarts in Oldenburg 19<br />

züglich ehren. Was er aber, so fruchtbar und vielseitig sein geistiges<br />

Schaffen auch war, der Ungunst seiner „Lage" nicht abzutrotzen vermochte,<br />

das gerundete und geschlossene Gedankenwerk, das hat er<br />

der Nachwelt über einen seiner Söhne durch seinen Enkel Johann<br />

Friedrich Herbart gegeben, der der größte Pädagoge unter den Philosophen<br />

und der größte Philosoph unter den Pädagogen geworden ist.<br />

11. Justizrat Thomas Gerhard Herbart, der Vater <strong>des</strong> Philosophen<br />

1739— 1809<br />

Johann Friedrich Herbarts Eltern waren in fast jeder Beziehung<br />

Gegensätze. Strebte die Mutter, recht eigentlich eine Frau von Welt,<br />

mit hochfliegenden Plänen in die Weite, so beschränkte sich der<br />

Vater auf die Pflicht <strong>des</strong> Tages: „Sein amtlicher Wirkungskreis, dem<br />

er sich mit voller Geschäftstreue hingab, schien seine ganze Tätigkeit<br />

zu absorbieren. Man sah ihn fast nur auf seinem Studierzimmer,<br />

in kollegialischen Sitzungen und abends in einem Klub, wo er bei<br />

einer kleinen Spielpartie von angestrengter Tagesarbeit auf einige<br />

Stunden Erholung fand. Schweigsam, trocken, phlegmatisch, schien<br />

er alle Genialität, als den gewohnten Gedankenzirkel turbierend, zu<br />

scheuen, jedoch ohne besonderen Eifer zur Bekämpfung von Tendenzen<br />

dieser Art, weil dieser einen gleichen Störungseffekt herbeigeführt<br />

haben würde. Zufrieden, in dem ihm angewiesenen Kreise seine<br />

Schuldigkeit zu tun, erstrebte er nichts weiter in der W elt-0)." So<br />

hat Johannes Smidt, der Oberbürgermeister von Bremen und beste<br />

Freund <strong>des</strong> Sohnes, uns den Justizrat Herbart aus eigener Anschauung<br />

geschildert. Ob in dieser Schilderung um der Kontrastwirkung<br />

zu Frau Herbart willen die Farben etwas kraß ausgefallen sein<br />

mögen, wird sich schwer ausmachen lassen. Die Grundzüge <strong>des</strong> Bil<strong>des</strong><br />

sind aber auf jeden Fall der Wirklichkeit angemessen. Das geht<br />

aus den Briefen hervor, die der Justizrat an Smidt geschrieben hat31).<br />

Sie sind in einem trockenen Kurialstil abgefaßt. Die hinter ihr<br />

stehende Persönlichkeit wirkt etwas indolent und spannungsarm. In<br />

dieselbe Richtung weist ihr Inhalt. Da bedauert der Justizrat, daß<br />

während Smidts Besuche in Oldenburg seine Geschäfte ihn oft genötigt<br />

hätten, sich von ihm zu entfernen (16,19)*). Auch ist es ihm<br />

wegen sehr dringender Geschäfte nicht möglich, seine Frau in Göttingen<br />

abzuholen. Ebensowenig verwirklicht er dann seine Absicht,<br />

wenigstens nach Bremen zu kommen (16, 54). Nichts<strong>des</strong>toweniger<br />

*) D ie Zahlen bezieh en sich auf Band und Seitenzahl d er H erbart-A us-<br />

£abe von K eh rbach -F lü gel-F ritzsch (Langensalza 1887— 1918).

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