27.07.2013 Aufrufe

Oldenburger Jahrbuch des Oldenburger Landesvereins für ...

Oldenburger Jahrbuch des Oldenburger Landesvereins für ...

Oldenburger Jahrbuch des Oldenburger Landesvereins für ...

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

68 Karl Sichart<br />

Vater als Frucht- und Kornschreiber bis 1652 tätig war und um 1664<br />

starb38). Wenn wir dem Chronisten Winkelmann folgen20), der ein<br />

Zeitgenosse Heimbachs war und ihn persönlich kannte, kommen wir<br />

durch seine Bemerkung: „Heimbach ist gegenwärtig (d. i. 1663) ein<br />

Mann von fünfzig Jahren" ins Jahr 1613.<br />

Heimbachs Schulbildung war gut; er war sogar imstande, Briefe<br />

in lateinischer Sprache zu schreiben30). Daß er es zu dieser Fertigkeit<br />

gebracht hat, ist besonders zu werten, weil er von Geburt an taubstumm<br />

war. Nachdenklich und „merksam, also daß er an eines anderen<br />

Augen und Mund, auch durch andere Zeichen seine Meinung abnehmen<br />

und wieder von sich geben, auch die mit einem Finger vorgeschriebenen<br />

W örter verstehen, und die Namen der Länder und<br />

Stätten wieder mit dem Finger klar und deutlich zu vernehmen<br />

geben kann", so schildert ihn Winkelmann. Wenn sich Heimbach einen<br />

Diener hielt, so sicherlich nicht, weil er sich das aus Wohlhabenheit<br />

leisten konnte, wie G. Göttsche31) meint, sondern weil er ihn wegen<br />

seines körperlichen Gebrechens auf seinen Reisen nötig hatte.<br />

Was wir über sie wissen, ist dürftig, und wir erkennen die einzelnen<br />

Etappen meistens nur an den dort entstandenen Gemälden.<br />

So wissen wir, daß er 1636 in Ovelgönne und 1637 in Bremen tätig<br />

war. Von den dort entstandenen Gemälden erwähne ich nur ein<br />

Genrebild, das sich jetzt in der Bremer Kunsthalle befindet.<br />

E. Waldmann meint33), daß man das Bild ohne Not als die<br />

Darstellung einer Hochzeit zwischen einem Bremer und einer Ovel-<br />

gönnerin angesehen habe. Am Tisch links werde von dem alten, mit<br />

einer kronenartigen Mütze geschmückten Mann ein Dokument bei<br />

einer brennenden Kerze ausgefertigt. Da das Bild kein Nachtstück sei,<br />

sondern volles Tageslicht durch die Fenster einströme, habe die<br />

Kerze also nicht Beleuchtungszwecke zu erfüllen, sondern sei offen­<br />

bar juristisches Zubehör und deute eine notarielle Amtshandlung bei<br />

„brennender Kerze“ an, ein Brauch, der noch vor einigen Jahren bei<br />

Zwangsversteigerungen üblich gewesen sei. Da auf dem Bilde, ohne<br />

daß man trinke, mit kostbaren Goldpokalen und Bechern hantiert<br />

werde, könne es sich um die Darstellung einer Zwangsversteigerung<br />

bei brennender Kerze handeln33). Doch wenn auch das Brautpaar<br />

S9) Staatsarchiv Oldenburg: Aa. Grfsch. Old. Tit. VII, Nr. 3.<br />

*9) Winkelmann, J. J., Old. Chronik, 1671, S. 513.<br />

30) Archiv Nachod: Nr. 13734.<br />

**) Göttsche, G., a .a .O . S. 20.<br />

S3) Jahrb. d. brem. Samml., 1. Jahrg. 1908, S. 47.<br />

SJ) Dankenswerte briefliche Mitteilung E. Waldmanns.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!