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Getränkesteuer: Eine unendliche Geschichte ist aus

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102 Kommunal: Steiermark Aus den Bundesländern<br />

spezial<br />

Das steirische Projekt CEDOS steht allen Gemeinden und Verbänden offen<br />

Hier will ich leben: Meine<br />

Gemeinde – ein Ort für alle<br />

Das Thema Barrierefreiheit boomt. Internationale Konventionen, natio-<br />

nale Gesetze und nicht zuletzt die vielzitierte „political correctness“<br />

machen Druck auf Gemeinden, auf öffentliche und private Betriebe, ih-<br />

re Angebote zugänglich zu gestalten. Aber kann Druck motivieren?<br />

Nicht wirklich gut, meint die Initiative „Bereit für Barrierefreiheit“ und<br />

setzt auf die Kraft einer positiven Vision.<br />

Mag. Kl<strong>aus</strong> Candussi<br />

Das kennt man: <strong>Eine</strong> Lobby-<br />

Gruppe schnappt sich einen<br />

Foto grafen, eine Rollstuhl fahrende<br />

Mitbürger und „berollt<br />

einen Ort“. Tags darauf kann<br />

man in einer auflagenstarken<br />

Zeitung unter einem forsch anklagenden<br />

Titel nachlesen, wo<br />

immer in der Gemeinde „Endstation“<br />

für die Rolli-Fahrerin<br />

war. Großformatige Bilder der<br />

Barrieren komplettieren den<br />

Image-Gau für die betroffene<br />

Gemeinde.<br />

„Klar“, meint Dietmar Ogris, er<br />

<strong>ist</strong> hauptberuflich Frontmann<br />

der CEDOS-Initiative für Barrierefreiheit,<br />

„Aufmerksamkeit für<br />

das Thema bekommt man so allemal.<br />

Und das <strong>ist</strong> wichtig.“<br />

Dass aber derartige Aktionen zu<br />

nachhaltigen Verbesserungen<br />

führen, daran hegt er – <strong>aus</strong><br />

schmerzlicher eigener Erfahrung<br />

– so seine Zweifel.<br />

Vielen fehlt schlicht die<br />

Vorstellung<br />

Dietmar Ogris <strong>ist</strong> blind. Die dunkle<br />

Sonnenbrille braucht er zum<br />

Schutz seiner Augen. Aber nicht<br />

grelles Licht <strong>ist</strong> es, wovor er sie<br />

bewahren muss, sondern die<br />

vielfältigen Verletzungsgefahren<br />

auf seinen Wegen: Schräggestellte<br />

Dachlatten am Gehsteig<br />

warnen Sehende vor Lawinen,<br />

ihm bescheren sie so manche<br />

Mag. Kl<strong>aus</strong><br />

Candussi <strong>ist</strong> ein<br />

Geschäftsführer<br />

des gemeinnützigen<br />

Vereins<br />

„atempo“ (Graz)<br />

Platzwunde. Zweige von ungeschnittenen<br />

Hecken zerkratzen<br />

sein Gesicht und zu niedrig aufgehängte<br />

Werbetafeln oder Verkehrsschilder<br />

kann er mit dem<br />

Langstock nicht ertasten …<br />

Vielen Verantwortlichen fehlt schlicht die Vorstellung<br />

davon, was alles für Menschen mit<br />

verschiedenen Behinderungen als Barriere<br />

wirkt und wie viele davon betroffen sind.<br />

Dietmar Ogris, Frontmann der CEDOS-Initiative<br />

für Barrierefreiheit<br />

Bösartigkeit stehe in den seltensten<br />

Fällen dahinter, so Ogris.<br />

Eher schon Gedankenlosigkeit<br />

und: „Vielen Verantwortlichen<br />

fehlt schlicht die Vorstellung davon,<br />

was alles für Menschen mit<br />

verschiedenen Behinderungen<br />

als Barriere wirkt und wie viele<br />

davon betroffen sind.“<br />

<strong>Eine</strong> geballte Ladung an Fachinformation<br />

und ein attraktives,<br />

praktisches Schulungsangebot<br />

stehen daher stets am Anfang,<br />

wenn sich eine neue Mitgliedsgemeinde<br />

im CEDOS-Netzwerk<br />

bereit macht – bereit dazu, eine<br />

Gemeinde für alle Bürgerinnen<br />

und Bürger zu werden. „Die<br />

übliche Consulter-Lösung: Pro -<br />

b lem analyse von externen<br />

Beratern, Präsentation einer<br />

„Kochrezept“-Lösung, Rechnung<br />

stellen und ab zum nächsten<br />

Kunden! endet immer mit<br />

Frust“, weiß Walburga Fröhlich,<br />

Geschäftsführerin des gemeinnützigenIntegrationsdienstle<strong>ist</strong>ers<br />

atempo und eine der Initiatorinnen<br />

des jungen Partner-<br />

Netzwerkes, dem sich schon<br />

mehr als 20 Gemeinden angeschlossen<br />

haben.<br />

Der Name CEDOS steht dabei<br />

für „Capito-Eigendokumentations-System“.<br />

Capito wiederum<br />

<strong>ist</strong> Pionier in Sachen „barrierefreie<br />

Information’“. Stufen sind<br />

unüberwindliche Hindernisse<br />

für Menschen im Rollstuhl, das<br />

Bild kennen wir. Und viele wissen<br />

mittlerweile auch, dass<br />

Rampen nicht nur diesen den<br />

Zugang zu Gebäuden oder Verkehrsmitteln<br />

frei machen. Alte<br />

Leute mit Gehhilfe freuen sich<br />

ebenso über einen hindernisfreien<br />

Zugang wie Eltern mit Kinderwägen<br />

und Tour<strong>ist</strong>en mit<br />

ihren Trolleys.<br />

Bei Hürden im Informations-Bereich<br />

verhält es sich nicht anders:<br />

Hinweisschilder mit klaren<br />

Kontrasten und großer Schrift<br />

ermöglichen auch Menschen mit<br />

Sehschwächen gute Orientierung,<br />

ohne ständig um Hilfe fragen<br />

zu müssen; korrekt programmierte<br />

Internet-Seiten<br />

eröffnen blinden Personen einen<br />

freien Zugang zur Welt des<br />

World Wide Webs.<br />

„Mein Screen-Reader – ein Vorlesegerät<br />

– kann eine Gemeinde-<br />

Website aber nur dann erkennen,<br />

wenn die europaweit gültigen<br />

Kriterien für barrierefreies<br />

Internet (WAI-Regeln) eingehalten<br />

wurden.“<br />

Eigenkompetenz<br />

spart Kosten<br />

In den Schulungen für die Partnergemeinden<br />

geht es nun nicht<br />

darum, deren Mitarbeiter und<br />

Mitarbeiterinneninnen zu Programmier-Profis<br />

zu machen. Sehr<br />

wohl aber muss in der Gemeinde

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