Getränkesteuer: Eine unendliche Geschichte ist aus
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Kommunal: Archäologie vs. Wirtschaft<br />
Bürgerme<strong>ist</strong>er Stift: „Mir geht's<br />
überhaupt nicht um diese eine<br />
Grabung“, so der Tullner Stadtchef.<br />
„Mir geht's darum, dass<br />
uns die Kosten für solche Ausgrabungen<br />
dauerhaft explodieren.<br />
Allein in den letzten beiden<br />
Jahren haben die Stadt und private<br />
Bauwerber rund 2,5 Millionen<br />
Euro nur für archäologische<br />
Arbeiten des Bundesdenkmalamtes<br />
aufwenden müssen.“<br />
„Was nämlich niemand weiß",<br />
setzt Stift fort, „ab dem Zeitpunkt,<br />
wo ein Bauwerber etwas<br />
in seinem Boden findet und das<br />
Denkmalamt 'Halt' schreit, muss<br />
auch der Bauwerber für die<br />
Kosten der Grabungen aufkommen.“<br />
Dies sei sowohl für die Stadtgemeinde,<br />
als auch für private und<br />
kommerzielle Bauwerber inakzeptabel.<br />
Die B<strong>aus</strong>telle werde<br />
erst dann wieder freigegeben,<br />
wenn das Denkmalamt mit den<br />
Grabungen fertig sei. Stift: „Die<br />
Kosten betragen im Schnitt rund<br />
100 Euro pro Quadratmeter.“<br />
Funde können die wirtschaftliche<br />
Entwicklung<br />
einer Region sehr<br />
fördern, sie aber auch<br />
effektiv verhindern.<br />
Hofrat Dr. Robert Hink,<br />
Generalsekretär des<br />
Österreichischen<br />
Gemeindebundes<br />
Ein Punkt, dem die Leiterin der<br />
Abteilung Bodendenkmäler im<br />
Bundesdenkmalamt (BDA),<br />
Hofrätin Dr. Chr<strong>ist</strong>a Farka, auch<br />
nicht wirklich widerspricht. Sie<br />
verwe<strong>ist</strong> lediglich auf das Fak-<br />
§ 32. Förderungsmaßnahmen<br />
und Ersatzle<strong>ist</strong>ungen<br />
(1) Zu den Kosten, die bei<br />
der Sicherung, Erhaltung<br />
und Erforschung von Denkmalen<br />
(einschließlich ihrer<br />
für sie wichtigen Umgebung)<br />
entstehen, oder die auf<br />
Grund einer Veränderung<br />
zur Erzielung eines denkmalgerechten<br />
Zustandes und einer<br />
denkmalgerechten Erhaltung<br />
verursacht werden,<br />
können im Rahmen der finanzgesetzlichenMöglich-<br />
tum, dass ein privater Finder<br />
me<strong>ist</strong> die Kosten nicht tragen<br />
müsse, da diese – zumindest<br />
zum Großteil – vom BDA übernommen<br />
werden.<br />
Überdies gebe es Förderungen<br />
und steuerliche Erleichterungen,<br />
Gemeinden können zudem auf<br />
andere Arten von Funden profitieren.<br />
Im Falle Tullns könne, so<br />
Farka weiter, die Stadt profitieren,<br />
als die Funde in einem Museum<br />
am Hauptplatz <strong>aus</strong>gestellt<br />
werden könnten. „Und es sind<br />
tolle und einzigartige Stücke dabei.<br />
Die Aussage, wieviele<br />
‘Scherben wir noch <strong>aus</strong>graben<br />
wollen’ kann ich deshalb nicht<br />
ganz nachvollziehen. Ich kann<br />
doch nicht sagen, dass ich 1000<br />
gotische Kirchen zerstören kann,<br />
nur weil ich eine studiert habe.<br />
Wir wüssten ja gar nicht, was<br />
wir zerstören.“<br />
Ganz Tulln steht auf einer<br />
Römersiedlung<br />
In Tulln, übrigens eine der ältesten<br />
Städte Österreichs, vermutete<br />
das BDA schon lange vor<br />
Aus dem Denkmalschutzgesetz vom Jahr 2000<br />
keiten Zuschüsse (auch Zinsenzuschüsse)<br />
gewährt werden.<br />
Die Bedeutung des<br />
Denkmals und die wirtschaftlichen<br />
Probleme bei<br />
seiner denkmalgerechten Restaurierung<br />
aber auch die für<br />
den Eigentümer mit dem<br />
Denkmal verbundenen steuerlichen<br />
Begünstigungen<br />
sind besonders zu berücksichtigen.<br />
Förderungen können<br />
für alle Maßnahmen gele<strong>ist</strong>et<br />
werden, die die Rettung<br />
von Denkmalen vor<br />
Veränderung, Zerstörung<br />
oder Verbringung direkt oder<br />
indirekt bewirken und zwar<br />
auch als Mittel der Motivation<br />
der durch den Denkmalschutz<br />
in ihren Rechten eingeschränkten<br />
Eigentümer.<br />
(2) Eigentümern von Denkmalen<br />
und sonstigen dinglich<br />
Berechtigten an diesen<br />
sind nach Möglichkeit Zuschüsse<br />
in Form von Ersatzle<strong>ist</strong>ungen<br />
für erhebliche Beeinträchtigungen<br />
zu bezahlen,<br />
die auf Grund von Arbei-<br />
Oben: Der „Schatzfund“ von Tulln.<br />
Rechts oben: Geschnitzte Beinstatuette<br />
eines Evangel<strong>ist</strong>en von der Grabung<br />
Tulln–„Feuerwehrschule“.<br />
Links oben: Vergoldete Medaille<br />
zum 50. Geburtstag Kaiser Karls V.<br />
(1550) von der Grabung Tulln- „Einkaufszentrum“.<br />
Spektakulär: Das Dromedar-Skelett<br />
von der Grabung Tulln- „Einkaufszentrum“<br />
in originaler Fundlage.<br />
dem ersten Spatenstich durch<br />
seinen unverbauten alten Hauptplatz<br />
eine der ergiebigsten Grabungsstätten<br />
Österreichs. Die<br />
Altstadt steht ja zur Gänze unter<br />
Denkmalschutz.<br />
Bürgerme<strong>ist</strong>er Stift, im Zivilberuf<br />
Besitzer eines Modegeschäfts<br />
ten des Bundesdenkmalamtes<br />
in Vollziehung dieses<br />
Bundesgesetzes (wie etwa<br />
bei Ausgrabungen von Bodendenkmalen)<br />
entstehen.<br />
(3) Für die Gewährung von<br />
Förderungen und Ersatzle<strong>ist</strong>ungen<br />
auf Grund dieses Paragrafen<br />
hat der Bundesmin<strong>ist</strong>er<br />
für Unterricht und kulturelle<br />
Angelegenheiten im<br />
Einvernehmen mit dem Bundesmin<strong>ist</strong>er<br />
für Finanzen<br />
Richtlinien zu erlassen.<br />
Quelle: www.bda.at