View/Open - JUWEL - Forschungszentrum Jülich
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Karschuck: Ist die Etablierung des Systems der Projektträgerschaft ab Mitte der 1970er Jahre<br />
aus Ihrer Sicht im Kontext eines Steuerungsverzichts und einer Entpolitisierung der Förderpo-<br />
litik des BMFT zu sehen? Was entgegnen Sie der Kritik, dass die Einschaltung privater Pro-<br />
jektträger zu Beginn der Entwicklung verfassungsrechtlich nicht zulässig gewesen sei?<br />
Klein: Diese Behauptungen entstammen aus meiner Sicht der Anti-Atom-Lobby und sind in<br />
keiner Weise gerechtfertigt. Es gab weder einen Steuerungsverzicht oder eine Entpolitisierung<br />
der Förderung, noch gab es engere Kontakte zur Kernenergie. Die verfassungsrechtliche Zu-<br />
lässigkeit des Systems Projektträgerschaft wurde durch diverse Gutachten belegt und auch<br />
vom Parlament, dem Deutschen Bundestag, akzeptiert. Die Ansiedlung der Projektträger im<br />
Zuständigkeitsbereich des jeweiligen administrativen Geschäftsführers der Forschungsein-<br />
richtung gewährte das höchste Maß an Weisungsunabhängigkeit der Projektträger in fachli-<br />
chen Fragen.<br />
Karschuck: Wer gab den Anstoß zur Entwicklung des Systems Projektträgerschaft? Bonn?<br />
<strong>Jülich</strong>?<br />
Klein: Der Anstoß zur Auslagerung von Vorarbeiten zur Forschungsförderung ging eindeutig<br />
vom BMBF in Bonn aus.<br />
Karschuck: Kann man die wissenschaftliche Tätigkeit im Rahmen des Projektes „Hochtem-<br />
peraturreaktoren“ als einen Initiationspunkt der <strong>Jülich</strong>er Initiativen hinsichtlich der For-<br />
schungsförderung bezeichnen?<br />
Klein: Die erste Projektträgerschaft in <strong>Jülich</strong> ist für die nichtnukleare Energieforschung ein-<br />
gerichtet worden. Mit dem HTR-Projekt hatte diese Projektträgerschaft nichts, aber auch gar<br />
nichts zu tun.<br />
Karschuck: Wie entwickelten sich die Beziehungen zwischen den Projektträgern und den<br />
Projektnehmern bzw. Antragstellern?<br />
Klein: Die Antragsteller wussten, dass sie ihre Unterlagen dem Projektträger in <strong>Jülich</strong> zur<br />
Begutachtung vorlegen und ihm auch alle Auskünfte im Zusammenhang mit dem Vorhaben<br />
erteilen mussten. In der Mehrzahl der eingereichten Anträge lief das völlig normal. Es gab<br />
aber auch Anträge für sog. Großprojekte. Hier war es ratsam, die Rückkopplung mit dem<br />
BMFT möglichst frühzeitig in die Wege zu leiten und das weitere Vorgehen abzustimmen. Es<br />
kam auch vor, dass es Vorgespräche auf höherer Ebene mit dem Ministerium gegeben hatte,<br />
deren Ergebnisse dann auch dem Projektträger im frühen Stadium mitzuteilen waren. Nur in<br />
ganz wenigen Ausnahmefällen wurden noch Hausprojekte finanziert, Projekte, die vom<br />
BMBF ohne Einschaltung des Projektträgers bewilligt und durchgeführt wurden. Es gab na-<br />
türlich, besonders in der ersten Zeit, das Bestreben des Projektträgers, seine Eigenständigkeit<br />
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