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View/Open - JUWEL - Forschungszentrum Jülich

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dustrie gerecht werden. 95 Der ideelle und materielle internationale Wettbewerb und auch das<br />

Bedürfnis nach militärischer Stärke leiteten einen Prozess ein, in dem gezielte Förderung der<br />

Forschung als Aufgabe der staatlichen Verantwortung erkannt wurde. Für Dietmar Braun war<br />

das Science-Push-Modell bis lange nach dem Zweiten Weltkrieg gültig. 96 Diesem Entwurf<br />

liege die Annahme zu Grunde, dass eine ungesteuerte Grundlagenforschung am besten in der<br />

Lage sei, den wissenschaftlichen Erkenntnisgewinn zu Lösung gesellschaftlicher Probleme<br />

voranzutreiben.<br />

Der erste Wissenschaftszweig, der nach dem Zweiten Weltkrieg institutionell maßgeblich<br />

gefördert wurde, war die Kernforschung und Kerntechnik. Hinsichtlich der föderativen Struk-<br />

tur der deutschen Wissenschaftslandschaft ist zu berücksichtigen, dass beispielsweise die Ge-<br />

nehmigungs- und Aufsichtspflicht der Länder beim Bau und Betrieb der Atomanlagen an Ort<br />

und Stelle und die Kompetenz des Bundes für die Reaktorsicherheit, den Strahlenschutz und<br />

die Kontrolle über die Kernbrennstoffe im Sinne der Gesetze zusammenwirkten. Hinzu kam<br />

das Prinzip der freien Marktwirtschaft, das eine Beteiligung der Industrie vorsah. All diese<br />

Strukturen sind ähnlich auch bei Projektträgerschaften zu finden und widersprechen einem<br />

staatlichen Dirigismus.<br />

Die Gründung der ersten Kernforschungszentren in <strong>Jülich</strong>, Karlsruhe und Geesthacht kann als<br />

die formelle Geburtsstunde der Großforschung bezeichnet werden. 97 Man kann sie als wichti-<br />

ges Instrument bei der Durchführung technologischer Großprojekte im Vorfeld industrieller<br />

Entwicklungen oder in unmittelbarer Zusammenarbeit mit der Industrie nennen. Die Großfor-<br />

schung hat dazu beigetragen, die historisch gewachsene Ausdifferenzierung verschiedener<br />

Forschungsinstitutionen wieder rückgängig zu machen, da es im Vorfeld auch innerhalb der<br />

Naturwissenschaften zu einer institutionellen Trennung von Grundlagenforschung, angewand-<br />

ter Forschung und technischer Entwicklung gekommen war. 98 Einher ging dieser Integrati-<br />

onsprozess mit dem Ausbau der interdisziplinären Kooperation innerhalb der Großforschung,<br />

sie bildete somit ein charakteristisches Unterscheidungsmerkmal zu herkömmlichen For-<br />

schung. Die Großforschung stellte ein Instrument dar, mit dem sich die Programmziele staat-<br />

licher Forschungspolitik realisieren ließen. Man kann die Großforschungsinstitute strukturell<br />

als Ressortforschungsinstitute des BMBF bezeichnen. Mit den Wissenschaftsorganisationen<br />

konnte sich zusammenfassend ein funktionales Kooperationsmuster zwischen Staat und Wis-<br />

senschaft etablieren: Mit der Übernahme hoheitlicher Aufgaben wurde den Institutionen staat-<br />

95 Hauff 1978, S. 78.<br />

96 Braun 1997, S. 374.<br />

97 Lundgreen 1986, S. 142f.<br />

98 Ebenda.<br />

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