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View/Open - JUWEL - Forschungszentrum Jülich

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dem die Forschungsförderung staatlich unterstützt wurde. Ab etwa 1870 begann in einer zwei-<br />

ten Phase die bereits erwähnte staatliche Förderung der Industrie. Die Jahre nach dem Zwei-<br />

ten Weltkrieg waren durch die Förderung von Bildung und Wissenschaft zum Zweck der Si-<br />

cherung des Großmachtanspruchs gekennzeichnet. Die Motive staatlicher Politik, sich in der<br />

Forschungsförderung zu engagieren, lassen sich folgendermaßen zusammenfassen: Als der<br />

wohl älteste Beweggrund staatlicher Instanzen, die wissenschaftliche Forschung zu unterstüt-<br />

zen, gilt das Motiv des Machterhalts oder der Machtexpansion. Dabei kann man die Förde-<br />

rung von Universitäten oder bestimmten Forschungseinrichtungen als Zeichen einer kulturel-<br />

len Überlegenheit oder im Sinne einer Ordnungs- und Sicherheitspolitik sowie militärischer<br />

Anstrengungen interpretieren. Die Bereitstellung von Infrastruktur durch den Staat bildet den<br />

zweiten großen Bereich, in dem Investitionen in die Forschung nützlich erschienen. 59 Die<br />

Forschungsförderung auf diesem Gebiet lässt sich etwa ab 1830 und verstärkt ab Mitte der<br />

60er Jahre des 20. Jahrhunderts ansetzen. Die staatliche Wirtschafts- und Innovationsförde-<br />

rung, die in der Phase der Industrialisierung immer wichtiger wurde, bildete den dritten gro-<br />

ßen Bereich forschungspolitischer Investitionen. 60 Die Forschung wurde so im Laufe des 19.<br />

Jahrhunderts mehr und mehr als nützliches Gut erkannt, das sich als Mittel staatlicher Politik<br />

zur Verwirklichung politischer Ziele einsetzen ließ. Man kann bei der Herausbildung des<br />

staatlichen Engagements in der Forschungsförderung eine Wechselbeziehung mit den insge-<br />

samt wachsenden staatlichen Aufgaben feststellen. Je mehr Regelungsbereiche der Staat<br />

übernahm, umso mehr entwickelte er sich zum Leistungsstaat und um so vielfältiger wurden<br />

die Motive, die wissenschaftliche Forschung zur Unterstützung des eigenen Handelns einzu-<br />

setzen oder zumindest dafür zu sorgen, dass die Anwendersysteme Gebrauch von den Leis-<br />

tungen der Wissenschaft machen konnten. Zusammenfassend zeigt dieser Überblick, dass es<br />

auf beiden Seiten, auf der wissenschaftlichen wie auf der politischen, Interesse an einer wach-<br />

senden Rolle des Staates bei der Finanzierung der Forschungstätigkeit gab. In der Wissen-<br />

schaft war es der Ressourcenbedarf. Das politische Interesse an einer gesonderten Forscher-<br />

rolle konnte aber nur deswegen geweckt werden, weil die meisten Staaten im Laufe des 19.<br />

Jahrhunderts mit Folgeproblemen der schnellen Industrialisierung konfrontiert waren und die<br />

Wissenschaft durch ihre spektakulären Erfolge ein geeignetes staatliches Instrument zu sein<br />

der Entfaltung der Menschenbildung teilhaben. Die zusammenführende Funktion in den Wissenschaften hatte<br />

die Philosophie.<br />

59 Beispiele hierfür sind die Forschung zur Etablierung von Verkehrsnetzen (Eisenbahn, Wasserwege), zum<br />

Abbau von Bodenschätzen, zur Entwicklung von Kommunikationssystemen oder zum Ausbau meteorologischer<br />

Erkenntnisse, die zum Nutzen des Landbaus, des Militärs oder der Gesundheit eingesetzt wurden.<br />

60 Bei der Vorsorgefunktion stehen sozialpolitische Aufgaben des Staates im Zentrum. Die stetige Zunahme der<br />

Bevölkerung, die wachsende Arbeitsteilung zwischen Stadt und Land und die abnehmende Landbevölkerung<br />

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