View/Open - JUWEL - Forschungszentrum Jülich
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ienationen nicht vergleichbare Entwicklung kann die Vision bezeichnet werden, dass theore-<br />
tisches Wissen und seine technologische Umsetzung entscheidend für die zukünftige Ent-<br />
wicklung einer postindustriellen Gesellschaft sein können. 117 Hierzu gilt die staatliche Steue-<br />
rungspolitik im Forschungsbereich als Voraussetzung. Das Zusammenspiel föderaler Prinzi-<br />
pien und einer Art zentralstaatliche Verantwortung für den F+E-Bereich in Deutschland ist in<br />
diesem Zusammenhang wichtig und wird im Folgenden anhand der Entwicklung des deut-<br />
schen Forschungsministeriums verdeutlicht werden. Bei jeder Skizzierung historischer Ent-<br />
wicklungen steht man vor einem schwer lösbaren Problem: In der deutschen Forschungsland-<br />
schaft haben die beteiligten Institutionen sehr häufig ihren Namen gewechselt. Der Projekt-<br />
träger <strong>Jülich</strong> hat seit Bestehen etwa viermal den Namen geändert, das Bonner Forschungsmi-<br />
nisterium sechsmal. 118 Auffällig ist zudem der häufige Wechsel im Ministeramt. Die durch-<br />
schnittliche Verweildauer betrug ca. drei Jahre. Dies mag daran liegen, dass das Ressort von<br />
den Amtsinhabern oft nicht als schwerwiegend erachtet wurde und als Sprungbrett in andere<br />
Regierungsämter dienen sollte. Als Keimzelle des Bundesministeriums für Bildung und Wis-<br />
senschaft kann man das bei der Regierungsbildung im Oktober 1953 neu eingerichtete Bun-<br />
desministerium für besondere Aufgaben Franz Josef Strauß (BMS Strauß) bezeichnen, das am<br />
20. Oktober 1955 in Bundesministerium für Atomfragen (BMAt) umbenannt wurde. 119 Die<br />
föderale Beziehung von Bund und Ländern im Bereich der Forschungsförderung entwickelte<br />
sich seit der Gründung dieses Bundesministeriums, da die Forschung zur zivilen Kernenergie<br />
in der genuinen Zuständigkeit des Bundes lag. 120 Das Atomministerium ist in historischer und<br />
wissenschaftspolitischer Perspektive von zentraler Bedeutung, da ihm eine forschungspoliti-<br />
sche Lenkungsfunktion zukam. Es fungierte als erste Bundesinstanz, die primär mit For-<br />
schungsförderung betraut war. Nominell gesehen hat die Forschungspolitik in Deutschland<br />
mit dem Atomministerium eine institutionelle Ausformung erfahren. 121 Durch die Übernahme<br />
der Kernenergiepolitik aus dem Kompetenzraum des Wirtschaftsministeriums wurden institu-<br />
tionelle Voraussetzungen für eine gezielte Projektförderung, nämlich die der Reaktorentwick-<br />
lung, geschaffen. 122 Bemerkenswert ist die internationale Ausnahmestellung des Ministeriums<br />
in diesem Zusammenhang: Der Institution wurde bereits ab 1963 die formale Kompetenz für<br />
die Koordinierung aller Ressorts im Bereich Wissenschaft und Forschung zugeschrieben. Mit<br />
der zeitweiligen Übernahme auch der Kompetenzen für die Wasserwirtschaft wurde das Mi-<br />
117<br />
Stucke 1993, S.13.<br />
118<br />
Vgl. Abbildung 8 „Bundesminister seit 1955“ und Abbildung 9 „Vom Ministerium für Atomfragen zum<br />
BMBF“ im Anhang, S. 103f.<br />
119<br />
Sobotta 1969, S. 54.<br />
120<br />
Expertenkommission Forschung und Innovation 2011, S. 39.<br />
121<br />
Gieseke, Reutter 2006, S. 117.<br />
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