View/Open - JUWEL - Forschungszentrum Jülich
View/Open - JUWEL - Forschungszentrum Jülich
View/Open - JUWEL - Forschungszentrum Jülich
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
Friedrich: Ich kam vom Fachbereich der Elektrotechnik der RWTH Aachen zur Projektträ-<br />
gerschaft nach <strong>Jülich</strong>. In Aachen hatte ich als wissenschaftlicher Mitarbeiter im Bereich „Fu-<br />
sionsreaktor“ gearbeitet. Im Jahr 1973 erhielt ich durch einen Anruf von der KFA ein Stellen-<br />
angebot für das Gebiet Energieforschung. Herr Stöcker war mein erster Chef in <strong>Jülich</strong>.<br />
Karschuck: In welchem Kontext wurden Sie erstmals mit dem Konzept der Forschungsförde-<br />
rung durch Projektträgerschaften konfrontiert?<br />
Friedrich: Der Anstoß zur ersten Gründung einer Projektträgerschaft in <strong>Jülich</strong> war die Ener-<br />
giekrise im Jahr 1973 und die damit einhergehenden Aktionen und Programme des BMFT in<br />
Bonn. Das erste war das Rahmenprogramm Energieforschung. Ziel der Programme war es,<br />
Deutschland unabhängiger zu machen, vor allem im Bezug auf Importe. Das erste Förderpro-<br />
gramm des Bundes mit 100 bis 150 Mio. Euro war jedoch aus meiner Sicht nicht durchführ-<br />
bar und nicht von Menschen entwickelt, die über große praktische Erfahrung in der For-<br />
schungsförderung verfügten. Das Programm des Bundes war eher theoretischer Natur, man<br />
kann ein Förderprogramm in dieser Höhe nicht von heute auf morgen starten. Hierzu bedarf<br />
es grundlegender Vorarbeiten, die jedoch nicht durchgeführt wurden.<br />
Karschuck: Welche Rolle spielten Sie persönlich bei der Konzeption und Gründung der Pro-<br />
jektträger in <strong>Jülich</strong>? Welche praktischen Herausforderungen stellten sich ein und welche<br />
Leuchtturmprojekte Ihrer Tätigkeit würden Sie nennen?<br />
Friedrich: Ich würde als Leuchtturmprojekt die Kohleforschung nennen, deren Förderung zu<br />
etablieren uns gelang. Die Mittel wurden hier meiner Meinung nach insgesamt sehr sinnvoll<br />
investiert. Als eher schlechtes Projekt würde ich das Konzept „Wind und Sonne“ bezeichnen,<br />
dessen Implementierungsprozess, wie bereits erwähnt, meiner Ansicht nach zu schnell ge-<br />
schah. Ein Fehlschuss war auch das Projekt „GroWian“. Gründe für das Scheitern waren Re-<br />
chenprobleme innerhalb der EDV, Fehlberechnungen sowie ein Lagerungsschaden bei der<br />
Firma MAN, der zu einer verzogenen Kuppel führte.<br />
Stöcker: Für mich waren das Projekt der unterirdischen Kohlevergasung und die Zusammen-<br />
arbeit mit den belgischen Kollegen vor Ort ein Highlight meiner Tätigkeit.<br />
Karschuck: Ist die Etablierung des Systems Projektträgerschaft ab Mitte der 1970er Jahre im<br />
Kontext eines Steuerungsverzichts und einer Entpolitisierung der Förderpolitik des BMFT zu<br />
sehen? Wie war das Verhältnis zwischen Ministerium und Projektträgern?<br />
Stöcker: Das Verhältnis zum Ministerium war insgesamt sehr gut. Die Beamten zeigten sich<br />
hinsichtlich ihrer Arbeitsweise sehr flexibel und überaus menschlich. Fachlich verfügten sie<br />
zudem über ein sehr großes Wissen und waren sehr gut. Besonders die Zusammenarbeit mit<br />
dem Staatssekretär Hans-Hilger Haunschild war exzellent. Er bat mich des Öfteren um meine<br />
125