Die Leonidow-Kugel. Zur technischen Paßfähigkeit moderner ... - WZB
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Viertel, diagonale und strahlenförmige Bebauungen, Häuser unterschiedlicher Höhe<br />
und Gestalt usw.). Der zweite Entwurf wurde von einem Architektenteam erarbeitet,<br />
das unter der Leitung von Wladimir Kratjuk stand. <strong>Die</strong>ses Vorhaben hatte einen<br />
ähnlichen Ansatz wie Ladowskis Projekt, ging jedoch insofern über dessen Plan<br />
hinaus, als es die Ausweitung der Stadt nicht nur in eine, sondern in verschiedene<br />
Richtungen vorsah (Chan-Magomedow 1983, Abb. 885).<br />
<strong>Die</strong> Planungen zur Rekonstruktion Moskaus waren Teil einer groß angelegten<br />
urbanen Um- und Neuorganisation des gesamten Landes. Der erste sowjetische<br />
Fünfjahrplan (1928-1932) sah den Neubau von 200 Industrie- und 1.000<br />
Agrarstädten vor (Chan-Magomedow 1983, S. 333). Nicht schlechthin das Haus, die<br />
Stadt sollte in Serie gehen. Eine Grundbedingung, um sich einer solchen Aufgabe<br />
überhaupt stellen zu können, formulierte Moissej Ginsburg bereits 1924, als er<br />
forderte, daß sich der Architekt „nicht als Dekorateur, sondern als Organisator des<br />
Lebens" zu begreifen hätte (zit. nach Chan-Magomedow 1983, S. 581).<br />
<strong>Die</strong>ser Aufgabe stellte sich ein junger Architekt der sowjetischen Avantgarde,<br />
dessen Namen alsbald zum „Synonym für Formalismus und Phantasterei" (Chan-<br />
Magomedow 1983, S. 234) werden sollte, in herausragender und in einem seiner<br />
Projekte in geradezu paradigmatischer Art und Weise. Der Architekt ist Iwan lljitsch<br />
<strong>Leonidow</strong>. Bei dem Projekt handelt es sich um seinen 1927 in Moskau am<br />
WChUTEMAS eingereichten Diplomentwurf des Lenin-Instituts.<br />
2. <strong>Die</strong> Instituts-Konstruktion <strong>Leonidow</strong>s: Architekt und Architekton<br />
2.1. Der Architekt: Iwan lljitsch <strong>Leonidow</strong> - der „Poet der reinen Form"<br />
Es war kein Geringerer, als Le Corbusier selbst, der den 1902 auf dem Gehöft<br />
Wlassicha im Gouvernement Twer in der Familie eines Waldhüters geborenen und<br />
1959 in Moskau verstorbenen Iwan lljitsch <strong>Leonidow</strong> „einen Poeten und die<br />
Hoffnung des russischen Konstruktivismus in der Architektur" (Chan-Magomedow<br />
1983, S. 234) nannte. Der darauf bezugnehmende und von Selim Chan-Magomedow<br />
sehr treffend geprägte Begriff „Poet der reinen Form" (ebd., S. 234) kommt nicht von<br />
ungefähr. Wenn nämlich Le Corbusier 1923 in seinen »Drei Ordnungsrufen an die<br />
Herren Architekten« die Forderung aufstellte, daß künftig die sechs Elementarkörper<br />
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