Die Leonidow-Kugel. Zur technischen Paßfähigkeit moderner ... - WZB
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werden. Und genau darum, ob und wie dies am besten gelingen kann, drehte sich<br />
der Start des deutschzentrierten Masterplan-Streites.<br />
Für Hoffmann-Axthelm und Albers stellte sich die gegenwärtige und für sie<br />
völlig unhaltbare Situation so dar: Da die Mitte zum „Beziehungsobjekt für die<br />
gesamte Bundesrepublik" (Hoffmann-Axthelm/Albers 1996b) avancierte und der<br />
Regierungsumzug „repräsentativ für das Ankommen der achtzig Millionen<br />
Bundesbürger" (ebd.) ist, drängte sich ihnen zwangsläufig die Frage auf, was denn<br />
die achtzig Millionen Deutschen sehen, wenn sie endlich in ihrem Beziehungsobjekt<br />
angekommen sind. „<strong>Die</strong>se gehen also in das Historische Zentrum und finden dort<br />
keine Mitte, sondern Großwohnanlagen, Schnellstraßen, Freiflächen, dazwischen<br />
einige signifikante Gebäude. Es hilft nichts, dies den Besuchern als Denkmal eines<br />
Staates oder als eines der großen Ensembles der städtebaulichen Moderne zu<br />
erklären" (ebd.), denn „dies sind Nachrichten an eine kognitiv gesteuerte Intelligenz,<br />
der jede einigermaßen selbstbewußte Wahrnehmung widerspricht" (Hoffmann-<br />
Axthelm/Albers 1996a, S. 6).<br />
Und damit sich die selbstbewußte Wahrnehmung der Deutschen von ihrer<br />
kognitiv gesteuerten Intelligenz nicht unterkriegen läßt, muß ihnen nach Ansicht der<br />
beiden Masterplaner ihr emotioneller Mittelpunkt handgreiflich vor Augen geführt<br />
werden. Hoffmann-Axthelm und Albers schlugen deshalb vor, ihn auszugraben und<br />
aufzustellen, „denn jeder Ort, auch wenn er leergeräumt ist, besteht aus der<br />
Überlagerung unterschiedlicher historischer Zustände - der mittelalterlichen, der<br />
barocken, der wilhelminischen Stadt, der Stadt zwischen 1920 und 1945, der ost-<br />
westgeteilten Nachkriegsstadt" (Hoffmann-Axthelm/Albers 1996b). Um den<br />
Deutschen ihre Historische Mitte aufzuzeigen, gelte es deshalb, „wesentliche<br />
Schichten wieder zur Geltung zu bringen" (ebd.).<br />
Solche wesentlichen Schichten waren beispielsweise: „die mittelalterliche<br />
Altstadt, genauer, die um 1240 erfolgte Erweiterung der ältesten Berliner<br />
Stadtsiedlung um ein neues Viertel mit eigener Kirche - der Marienkirche - und<br />
eigenem Markt" (Hoffmann-Axthelm 1997); die „Doppelstadt Berlin/Cölln aus dem<br />
Jahre 1650" (Hoffmann-Axthelm/Albers 1996a, S. 7); der „Stadtgrundriß der<br />
ehemaligen Königstadt" (ebd.); die „alte Schloßfreiheit, die 1897 dem Denkmal<br />
Wilhelm des l. weichen mußte" (ebd.); der „Fischerkiez" auf der Fischerinsel, an den<br />
durch eine „Umbauung der sechs Hochhäuser mit einer niedrigen Schicht von<br />
kleinen Stadthäusern auf historischem Grundriß" erinnert werden soll (ebd.); das<br />
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