Die Leonidow-Kugel. Zur technischen Paßfähigkeit moderner ... - WZB
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„Berlin innerhalb der Zollmauer des 18. und frühen 19. Jahrhundert" (Hoffmann-<br />
Axthelm/Albers 1996b). Und damit nicht nur die selbstbewußte Wahrnehmung der<br />
Deutschen in Erinnerungen schwelgen kann, sondern auch ihre kognitiv gesteuerte<br />
Intelligenz etwas zu beißen bekommt, wollten die Cityplaner am Marx-Engels-Forum<br />
einen Bau auferstehen lassen, „der an das bis in die 50er Jahre geplante »Zentrale<br />
Gebäude« der DDR erinnern soll" (Hoffmann-Axthelm/Albers 1996a, S. 7).<br />
Zwar wiesen die beiden Masterplaner der Erinnerung völlig zu recht darauf<br />
hin, daß „es einem nicht frei steht, sich die Geschichte auszusuchen, die einem<br />
gefällt" (Hoffmann-Axthelm/Albers 1996b), aber das galt für sie nicht in bezug auf die<br />
Geschichte des 20. Jahrhunderts, die sich an der Historischen Mitte der Deutschen<br />
auf unverzeihliche Weise versündigte, indem sie „das Irrationale jahrhundertelangen<br />
<strong>Zur</strong>echtrückens und Gebrauchs weggeschnitten und damit den Stadtplan seiner<br />
Bildfähigkeit entkleidet" hatte (Hoffmann-Axthelm/Albers 1996a, S. 6). Um dem<br />
weggeschnittenen Irrationalen wieder eine architektonische Wirkungsmacht zu<br />
verleihen, die der selbstbewußten Wahrnehmung der Deutschen Nahrung<br />
verschafft, mußte nach Ansicht der beiden Master-Poeten der Erinnerung die<br />
„leergelaufene bildlose Mitte" so schnell als möglich „neu aufgefüttert werden, um<br />
als Mitte überhaupt verständlich zu den Menschen reden zu können" und „das für<br />
historische Städte so wesentliche Spiel von Zeigen und Verdecken" wieder in Gang<br />
zu setzen (Hoffmann-Axthelm/Albers 1996a, S. 6).<br />
Das Spiel von Zeigen und Verdecken, das Hoffmann-Axthelm und Albers mit<br />
ihrer Poesie der Vergangenheit zu inszenieren gedachten, kollidierte nun allerdings<br />
mit einer anderen Poesie der Erinnerung. Mehr noch, es zerstörte sie. <strong>Die</strong><br />
historische Mitte, die die Masterplaner ausgraben, aufrichten und bebildern wollten,<br />
zerschnitt, besetzte und zerstörte Erinnerungsräume, in denen sich andere<br />
Deutsche auf ihre historische Mitte besannen. Exemplarisch zeigte sich der<br />
Aufeinanderprall unterschiedlicher Poetiken deutscher Vergangenheit im Areal um<br />
den Fernsehturm.<br />
Hier wollten die Masterplaner die älteste Berliner Stadtsiedlung wieder<br />
aufleben lassen. Aber diese „liegt unter dem heutigen Pflaster. Sie ist in der<br />
Marienkirche und im Rathaus repräsentiert." (Hoffmann-Axthelm 1997) Ansonsten<br />
erinnerte nach Meinung der Cityplaner nichts an sie. Zunächst fehlte ihres<br />
Erachtens vor allem der die alte Stadtsiedlung auszeichnende charakteristische<br />
Markt. Deshalb wünschten sie sich, daß zwischen Rotem Rathaus und dem<br />
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