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Die Leonidow-Kugel. Zur technischen Paßfähigkeit moderner ... - WZB

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überdies auch die den Kegel fixierenden Trossen in genau diesen Verankerungen<br />

ruhen, besitzt jedes Oberkugelseil eine Art Sicherungsleine für den Fall, daß es sich<br />

aus seiner Erdverankerung lösen sollte. <strong>Die</strong> <strong>Kugel</strong> steigt nicht, sie fällt nicht, sie<br />

schwebt.<br />

<strong>Die</strong>se vier Irritationen entstehen zeitgleich und verschmelzen bei jedem, der<br />

diese <strong>Kugel</strong>konstruktion betrachtet, sei es aus der Hochbahn, dem Bücherturm, den<br />

Verwaltungsgebäuden oder dem Glaspavillion, zu einer grundlegenden<br />

Verunsicherung. Es wird ihm unmöglich gemacht, ein für alle mal Gestalt und Lage<br />

der <strong>Kugel</strong> in diesem Großraum des Wissens exakt und zweifelsfrei für sich oder<br />

andere zu bestimmen. In dem wechselnden Spiel der Reflexionen, das diese<br />

schwebende <strong>Kugel</strong> umgibt und durchdringt, muß sie jedem, der sich ihr nähert,<br />

immer wieder im ursprünglichen Wortsinn utopisch, also ohne Ort erscheinen. Oder,<br />

wer es anders und kürzer will: Der „Lichtkitsch" der „extremen Kiste" erzeugt<br />

„Schwindelfrische".<br />

3. <strong>Die</strong> Geschichte der Konstruktion: Aufstieg und Verdrängung der <strong>Kugel</strong><br />

3.1. Der Aufstieg: Revolutionen und Utopien<br />

Zweifellos ragte die Instituts-Konstruktion des 25-jährigen <strong>Leonidow</strong>, die damals<br />

auch international stark beachtet wurde, nicht nur schlechthin aus der sowjetischen<br />

Architekturlandschaft, sondern auch aus der Vielzahl ihrer avantgardistischen<br />

Projekte heraus. Es wäre indes zu kurz gegriffen, in ihr lediglich einen zwar<br />

markanten, letztlich jedoch nur singulären Orientierungspunkt zu sehen. Das<br />

Architekton des jungen WChUTEIN-Dozenten war kein genialer Fremdkörper, der<br />

isoliert und beziehungslos im Entwurfsraum <strong>moderner</strong> Architektur stand. Seine<br />

Konstruktion war sowohl im engeren als auch im weiteren Sinne ein<br />

Kristallisationspunkt dieses Raumes.<br />

Im engeren Sinne zunächst deshalb, weil sich in dem durch die Februar- und<br />

Oktober-Revolutionen des Jahres 1917 aufgespannten architektureilen Utopie-<br />

Horizont sowohl im Hinblick auf einzelne Teilkompositionen des Gesamtensembles<br />

als auch in bezug auf die <strong>Kugel</strong>-Konstruktion vor, neben und nach <strong>Leonidow</strong>s<br />

Entwurf eine ganze Reihe von Studien und Projekten finden lassen, in denen<br />

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