Die Leonidow-Kugel. Zur technischen Paßfähigkeit moderner ... - WZB

Dieses Erwärmungsverfahren blieb nicht auf die Palast-Konstruktionen
beschränkt. Die Zuckerbäcker/Empire-Architekten bedienten sich seiner auch, um
andere Architektone aufzutauen, deren Kälte nicht aus ihren bedeutungs- oder
macht-, sondern aus ihren ding-technischen Funktionen erwuchs. Dies machen zwei
bereits erwähnte Bauten, nämlich die 1952 eröffnete „Metrostation Komsomolskaja-
Kolzewa" in Moskau und der im gleichen Jahr fertiggestellte „Wolga-Don-Kanal"
sehr anschaulich deutlich.
Die von Schtschussew gestaltete Metrostation wurde vor allem von innen
baukünstlerisch aufgeheizt und sah so aus: „Den Eingang bildet ein weißer,
kuppelgedeckter Block. Die unterirdische Halle stellt eine Apotheose der
Nationalhelden und des Heldentum des Volkes dar. Die dreischiffige Halle gliedern
gedrungene, mit Volkskunstmotiven dekorierte Pfeiler, die einfache Kapitelle
besitzen und Segmentbögen aufnehmen. Ein kräftiges Gesims rahmt das flache
Gewölbe, dessen Flächen eine Überfülle an Stuck- und Mosaikverzierungen
besitzen. Prunkvolle Kristallleuchter hängen herab" (Major 1984, S. 495). Die
geschwätzige »Poesie der Vergangenheit« umdienert hier die kleinen Leute nach
allen Regeln eklektizistischer Baukunst. Die Fahrgäste werden als heldenhafte und
volksverbundene Stubenhocker angesprochen und als Herren des Landes gefeiert,
die fest auf den Schultern vergangener Geschlechter stehen und von dort aus die
Welt überblicken. Dies kann natürlich einen gewissen Zustand des Glücks, der
Reinheit, der Weisheit, der Vollkommenheit oder der Unsterblichkeit erzeugen. Und
es kann den Fahrgast der Mühe entheben, aus eigener Kraft oder mit Hilfe anderer
Operationen an sich vorzunehmen, um auf anderen Wegen einen solchen Zustand
zu erreichen. Auf jeden Fall ist es das flehentliche Anerbieten, sich keine weiteren
selbst-technischen Umstände zu machen, insbesondere was das Ziel und die Art
dieser Operationen betrifft.
Der von Leonid Poljakow entworfene „Wolga-Don-Kanal" wurde von außen
baukünstlerisch aufgeheizt und strahlte eine ähnliche Wärme ab, wie die
»Metrostation Komsomolskaja-Kolzewa«. Der Ingenieurbau sah so aus: „Der aus
verschiedenartigen Anlagen und Bauten bestehende Komplex besitzt zum Beispiel
turmartige Aufbauten an den Schleusen und Kopfstationen (Triumphbögen) an den
Kanalmündungen und am Zimljansker See. ... Hinzu kamen pathetische Statuen,
Embleme und Siegestrophäen. ... So präsentieren sich die Leuchttürme an den
Kanalmündungen in dekorativer Fülle, das Turmpaar der neunzehnten Schleuse
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