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Die Leonidow-Kugel. Zur technischen Paßfähigkeit moderner ... - WZB

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4.3. <strong>Die</strong> Grenzen: Technische Barrieren der Palast-Architektur<br />

<strong>Die</strong> <strong>technischen</strong> Grenzen, die der „<strong>Leonidow</strong>erei" im allgemeinen und <strong>Leonidow</strong>s<br />

Instituts-Konstruktion im besonderen gesetzt waren, lagen auf der bedeutungs-,<br />

macht- und selbst-<strong>technischen</strong> Ebene. Im Gegensatz zu den Ding-Techniken<br />

besaßen hier die Architektone der »Poesie der Zukunft« und des „Poeten der reinen<br />

Form" gar keine <strong>Paßfähigkeit</strong>. Sie lagen quer zu diesen Techniken und standen ihrer<br />

Entwicklung entgegen.<br />

Demgegenüber war der „stalinistische Empire" nicht nur hundertprozentig in<br />

die Bedeutungs-, Macht- und Selbst-Techniken eingepaßt und tief in ihnen<br />

verankert, sondern stellte eine, wenn man so will, architektonische „end-of-pipe"-<br />

Technologie dieser Techniken dar. „<strong>Leonidow</strong>erei" und „Zuckerbäckerstil" standen<br />

deshalb nicht nur in einem allgemein-ästhetischen, sondern auch in einem baulich-<br />

konkreten Gegensatz- und Ausschließungsverhältnis zueinander. Mit dem<br />

Vormarsch des „stalinistischen Empire" wurden die Konstruktionen der<br />

„<strong>Leonidow</strong>erei" aus der Architekturlandschaft und ihre baulich-räumlichen<br />

Gestaltungstechniken aus den Architektonen verdrängt.<br />

Beides, die fehlende bedeutungs-, macht- und selbsttechnische <strong>Paßfähigkeit</strong><br />

der »Poesie der Zukunft« und die doppelte Grenzziehung des „Zuckerbäckerstils"<br />

gegenüber der „<strong>Leonidow</strong>erei" werden sehr anschaulich deutlich, wenn man das<br />

Modell-Projekt der Poesie der reinen Form - also <strong>Leonidow</strong>s Instituts-Konstruktion,<br />

speziell dessen Kontrapunkt, das <strong>Kugel</strong>-Architekton - mit jenem Modell-Projekt des<br />

„stalinistischen Empire" vergleichend in Beziehung setzt, das in dem Wettbewerb um<br />

den „Palast der Sowjets" immer klarer Gestalt annahm und dann letztendlich auch<br />

den Sieg davon trug. Bei diesem Modell-Projekt handelt es sich um<br />

Entwurfsvarianten von Wladimir Helfreich, Boris lofan und Wladimir Stschuko, die<br />

viele Ähnlichkeiten miteinander aufwiesen, architektonisch in die gleiche Richtung<br />

zielten und in dem Projekt lofans, das dann schließlich das Rennen machte,<br />

zusammenliefen.<br />

Bei einem solchen Modellvergleich fallen vor allem drei bedeutungs-, macht-<br />

und selbst-technische Barrieren ins Auge, die die Palast-Architektur in und zwischen<br />

den Architektonen gegenüber der „<strong>Leonidow</strong>erei" errichtete, nämlich die<br />

Monumentalisierung der Bauten, die Instrumentalisierung der Räume und die<br />

Ornamentierung der Fassaden.<br />

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