Die Leonidow-Kugel. Zur technischen Paßfähigkeit moderner ... - WZB
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dieser Stile, also das, was sie untereinander und von anderen architektonischen<br />
Stilen vor, neben und nach ihnen unterscheidet genauer und präziser bestimmt<br />
werden. Foucaults Ansatz bietet die Möglichkeit, den harten Kern der<br />
architekturellen Ordnungstechniken aus drei Richtungen zu fokussieren: erstens<br />
durch die Untersuchung der in ihnen zusammenlaufenden charakteristischen Ding-,<br />
Bedeutungs-, Macht- und Selbst-Techniken; zweitens durch die Analyse der<br />
besonderen Art und Weise in der diese Techniken in der „<strong>Leonidow</strong>erei" und im<br />
„Zuckerbäckerstil" miteinander verflochten waren; drittens schließlich durch die<br />
Bestimmung der dabei jeweils dominanten Dimension. Aus diesem dreifachen<br />
Spezifizierungspotential ergibt sich die Möglichkeit, den Sieg des „stalinistischen<br />
Empire" über die „<strong>Leonidow</strong>erei" aus der Perspektive ihrer <strong>technischen</strong> <strong>Paßfähigkeit</strong><br />
zu untersuchen.<br />
Der „Zuckerbäckerstil" paßte in den herrschenden Stand der Technik, die<br />
„<strong>Leonidow</strong>erei" nicht. <strong>Die</strong> »Poesie der Vergangenheit« war in ein weitverzweigtes<br />
Netz von Ding-, Bedeutungs-, Macht- und Selbst-Techniken eingewoben, auf das sie<br />
sich stützen und aus dem heraus sie sich entfalten konnte. Der „stalinistische<br />
Empire" kollidierte nicht mit diesen Techniken. Mehr noch, er bezog aus ihnen seine<br />
bauliche Durchschlagskraft, brachte sie raumgestalterisch zum Ausdruck und stützte<br />
sie architektonisch ab. <strong>Die</strong> »Poesie der Zukunft« hingegen war mit den meisten -<br />
allerdings nicht mit allen - dieser Techniken unvereinbar. Im Unterschied zum<br />
„Zuckerbäckerstil" konnte sich die „<strong>Leonidow</strong>erei" ihrer nur im Ausnahme- und nicht<br />
im Regelfall bedienen. Doch damit nicht genug. <strong>Die</strong> »Poesie der Zukunft« stand mit<br />
vielen dieser Techniken in einem mehr oder weniger offenen Konfrontations- und<br />
Ausschließungsverhältnis. Der herrschende Stand der Technik verweigerte sich<br />
nicht nur der „<strong>Leonidow</strong>erei", sondern entzog ihr zunehmend Gestaltungsräume und<br />
-energien. Während sich die technische Basis für den „stalinistischen Empire"<br />
erweiterte, schrumpfte sie für die Architektone der reinen Form zusammen. Der<br />
„<strong>Leonidow</strong>erei" wurden immer engere Grenzen gezogen.<br />
Und diese Grenzziehung war eine doppelte, sie teilte die<br />
Architekturlandschaft und die Architektone. <strong>Die</strong> ordnungs<strong>technischen</strong> Barrikaden,<br />
die der „Zuckerbäckerstil" gegen die Poeten und die Poetik der reinen Form<br />
errichtete und die tief im herrschenden Stand der Technik verankert waren, grenzte<br />
die „<strong>Leonidow</strong>erei" als Projektgruppe aus der Architekturlandschaft und als<br />
Stilelement aus den Architektonen aus. <strong>Die</strong> beiden entgegengesetzten<br />
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