Die Leonidow-Kugel. Zur technischen Paßfähigkeit moderner ... - WZB
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Symbolen oder Sinn umzugehen", läßt sich jedwede »Poesie der Zukunft«<br />
erfolgreich aus den Architektonen herausreinigen.<br />
Doch lofans Palast-Entwurf verkündet nicht nur die Macht an sich, er schafft<br />
ihr auch einen ihr gemäßen Raum, und zwar einen Raum, der der „<strong>Leonidow</strong>erei" im<br />
allgemeinen und dem <strong>Kugel</strong>-Architekton im besonderen diametral entgegensteht.<br />
4.3.2. <strong>Die</strong> macht-technische Barriere: <strong>Die</strong> Instrumentalisierung des Raumes<br />
<strong>Die</strong>s wird deutlich, wenn man sich den Macht-Techniken zuwendet, also jenen<br />
Techniken, die nach Foucault „das Verhalten von Individuen prägen und sie<br />
bestimmten Zwecken oder einer Herrschaft unterwerfen, die das Subjekt zum Objekt<br />
machen". Im Hinblick auf diese Techniken kommt das Ausschließungsverhältnis<br />
zwischen „<strong>Leonidow</strong>erei" und „Zuckerbäckerstil" vor allem in der gegensätzlichen<br />
Organisation des Raumes zum Ausdruck.<br />
Wie <strong>Leonidow</strong>s Forderung zu verstehen ist, die „Möglichkeit der Bautechnik<br />
philosophisch zu erfassen" und die Arbeit des Architekten „geschlosssen zu<br />
organisieren", um das Bewußtsein der Menschen, und zwar ihr „Bewußtsein<br />
überhaupt" zu beeinflussen zeigt seine <strong>Kugel</strong>/Gitterkegel-Konstruktion auf geradezu<br />
paradigmatische Art und Weise. Der Auditorium/Planetarium-Raum soll sehr wohl<br />
das Verhalten der Individuen nachhaltig prägen, aber in einer ganz bestimmten<br />
Richtung. <strong>Die</strong>ser Raum ist nicht darauf ausgelegt, Menschen bestimmten Zwecken<br />
oder einer Herrschaft zu unterwerfen, die das Subjekt zum Objekt macht. Im<br />
Gegenteil, es ist ein Raum, der es ermöglichen soll, eine solche Herrschaft zeitweilig<br />
aufzulösen und generell in Frage zu stellen.<br />
Geraten bereits bei der Annäherung an und dem Eintritt in die<br />
Auditorium/Planetarium-<strong>Kugel</strong> die gewohnten und eingeübten Orientierungsmuster<br />
durch den Anblick der <strong>Kugel</strong> und das damit verbundene Zusammenspiel der<br />
eingangs skizzierten Material-, Form-, Natur- und Raum-Irritationen notgedrungen<br />
ins Wanken, so werden sie dann beim Betreten derselben durch deren<br />
Innenarchitektur in ihren Grundfesten erschüttert. Hier gibt es kein Links oder<br />
Rechts, kein Vorne oder Hinten. Gewiß existiert, allein schon aufgrund der<br />
Schwerkraft, ein Oben und ein Unten. Nur ist es hier architektonisch so eingesetzt,<br />
daß es die sozial erfahrene und verinnerlichte Orientierungsachse vertikaler<br />
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