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Die Leonidow-Kugel. Zur technischen Paßfähigkeit moderner ... - WZB

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mit einem Wort erwähnend - sofort mit Hilfe des Psychotherapeuten der deutschen<br />

Einheit, Hans-Joachim Maaz, auf die Ostberliner Ausgrenzungserfahrungen und -<br />

ängste herunterzubuchstabieren, kleinzuargumentieren und bis zum letzten Satz<br />

nicht mehr zu verlassen.<br />

Während hier noch das Fremde sang- und klanglos zwischen den Zeilen<br />

verschwand, tauchte es in anderen Wortmeldungen sehr wohl auf, allerdings in eher<br />

bedrohlicher Gestalt, wie etwa in der Vokabel „Städtekonkurrenz" (Mönniger 1996).<br />

Peter Strieder, der versicherte, daß er und seine Masterplaner mit dem „Planwerk<br />

auf Integration und nicht auf Kulturkampf Ost-West" setzten, wollte stattdessen viel<br />

lieber „die Konkurrenzfähigkeit Berlins im europäischen Vergleich gestärkt" sehen<br />

(Strieder 1997). Und für <strong>Die</strong>ter Hoffmann-Axthelm und Bernd Albers war der heutige<br />

Zustand des Zentrums „im Rahmen internationaler Städtekonkurrenz ein<br />

Entwicklungshindernis" (Hoffmann-Axthelm/Albers 1996a, S. 6). Nach Begriffen wie<br />

„Städtekooperation" und „Städtepartnerschaft", oder gar argumentativen<br />

Fingerzeigen, die in eine solche Richtung wiesen, suchte man in diesen<br />

Wortmeldungen vergeblich.<br />

Gegenüber den Ausländern in der Stadt dominierte Selbstvergessenheit,<br />

gegenüber dem Ausland Rivalitätsangst. Beides, die ost-westliche Sehnsucht nach<br />

der mentalen Vereinigung und die gemeinsame Furcht im vorgestellten Wettlauf der<br />

Städte zu unterliegen, legte die Versuchung nahe, in Berlin Deutschland und die<br />

Nation zu mobilisieren, um in ihnen Trost und Kraft zu finden. <strong>Die</strong> Westberliner<br />

Planer für die Ostcity, <strong>Die</strong>ter Hoffmann-Axthelm und Bernd Albers wollten, daß<br />

Berlin nicht nur „zum politischen Bezugspunkt für die Gesamtheit der 80 Millionen<br />

Bundesbürger", sondern generell zum „Hauptort der neuen Bundesrepublik" wird<br />

(Hoffmann-Axthelm/Albers 1996a, S. 6). Und für Innensenator Jörg Schönbohm war<br />

Berlin „nicht mehr länger die Summe seiner Kieze, sondern repräsentiert die Mitte<br />

Deutschlands in der Weltöffentlichkeit" (zit. nach Rada 1996, S. 2).<br />

Zum Schauplatz der architektureilen Mobilisierung der Nation hatten sich die<br />

Masterplaner die Mitte des Hauptortes auserkoren, genauer, „die Historische Mitte -<br />

insbesondere den Kernbereich Alt-Berlin, Alt-Cölln und südlichen Friedrichswerder"<br />

(Hoffmann-Axthelm/Albers 1996a, S. 6). Damit die Deutschen in diesem Zentrum<br />

des Zentrums der Nation tatsächlich mental zusammenwachsen, darf es ihnen<br />

selbstredend nicht äußerlich oder gar fremd bleiben. Es muß vielmehr zu ihrem<br />

„kulturellen und emotioneilen Mittelpunkt" (Hoffmann-Axthelm/Albers 1996a, S. 6)<br />

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