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Die Leonidow-Kugel. Zur technischen Paßfähigkeit moderner ... - WZB

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egann, mich an der Planung solcher Giganten wie Molotowo, Ishewsk und Perm<br />

städtebaulich zu betätigen" (Meyer, H. 1980, S. 185).<br />

Vor diesem Hintergrund und im Vergleich mit den fliegenden, schwimmenden,<br />

abgefederten und drehbaren Konstruktionen der „<strong>Leonidow</strong>erei", zeichnete sich das<br />

Instituts-Projekt des „Poeten der reinen Form" im Hinblick auf die zu seiner baulich-<br />

räumlichen Umsetzung notwendigen Ding-Techniken durch einen<br />

überdurchschnittlich großen Realismus, fast möchte man sagen Konservatismus<br />

aus. Seine »Poesie der Zukunft« war tief in den Ding-Techniken der Gegenwart<br />

verankert. Ding-technisch war <strong>Leonidow</strong>s Architekton hochgradig paßfähig. Sowohl<br />

im Hinblick auf den Standort als auch in bezug auf die Architektone, die er entlang<br />

der vier Achsen seines doppelten Koordinatensystems projektiert hatte, war diese<br />

technische <strong>Paßfähigkeit</strong> hundertprozentig.<br />

Der Standort. Er war in dreifacher Hinsicht ideal. Erstens gab es im Großraum<br />

Moskau aus funktechnischer Sicht keinen besseren Platz für den Antennenmast als<br />

den höchsten Punkt der Stadt, die Lenin-Berge. Zweitens hätten diese, wenn sie<br />

nicht unter der Last der Lomonossow-Universität zusammenbrachen, auch unschwer<br />

das Lenin-Institut getragen. Drittens schließlich war dies ein guter Baugrund für die<br />

tiefreichenden Fundamente des Bücherturms und die feste Arretierung der<br />

Drahtseilverspannungen, die dem Turm, dem Antennenmast und der<br />

<strong>Kugel</strong>/Gitterkegel-Konstruktion die nötige Stabilität verliehen.<br />

<strong>Die</strong> x-Achse. Mit der Realisierung sämtlicher auf dieser Achse plazierten<br />

Architektone, angefangen von den Hörsälen über die Lese-, Arbeits- und<br />

Seminarräume bis hin zu den westlich leicht versetzten Wohnhäusern für die<br />

Angestellten forderte <strong>Leonidow</strong> den Baufachleuten lediglich ein Gesellenstück und<br />

keine ingenieurtechnische Meisterleistung ab. Konstruktion, Projektierung und Bau<br />

solcher Gebäude war eine Routineaufgabe.<br />

<strong>Die</strong> erste und die zweite y-Achse. Im Vergleich zu den x-Achsen-<br />

Architektonen stellten der Bücherturm und der Funkmast zwar eine größere<br />

bautechnische Herausforderung dar, doch auch zu ihrer Errichtung waren alle ding-<br />

<strong>technischen</strong> Voraussetzungen gegeben. Was die Funkmast-Technologie betrifft,<br />

zeigt dies beispielsweise der nach einem Entwurf von Wladimir Schuchow 1922<br />

gebaute „Sendeturm in Moskau" (Chan-Magomedow 1983, Abb. 516). Und im<br />

Hinblick auf den Bücherturm veranschaulicht nicht nur der 240 Meter hohe Turmbau<br />

der Lomonossow-Universität die vorhandenen ding-<strong>technischen</strong> Möglichkeiten, denn<br />

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