Die Leonidow-Kugel. Zur technischen Paßfähigkeit moderner ... - WZB
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Sowohl in der Schrumpfung des Wohnpalastes zur Wohnzelle als auch in der<br />
palastigen Bekunstung dieser Zellen feierte der „Empire"/„Zuckerbäcker"-Stil seinen<br />
bislang letzten architektonischen Triumph. Aber es war auch ein Pyrrhussieg, denn<br />
nicht wenige DDR-Bürger verbanden in der ersten Wende 1989 mit ihrem Abschied<br />
vom großen Arbeiter-und-Bauern-Paradies die Hoffnung, auch den kleinen Raum-<br />
Paradiesen ihrer Palastzellen entrinnen zu können. Und ihrem Wunsch, dies<br />
möglichst schnell, verlustarm und endgültig zu tun, verliehen sie in der zweiten<br />
Wende 1990 nachhaltig und unmißverständlich Ausdruck: Der Schlachtruf »Wir sind<br />
das Volk« wich der Losung »Wir sind ein Volk«.<br />
Mit der Selbstauflösung der DDR und dem kollektiven Beitritt ihrer Bürger zur<br />
Bundesrepublik fand die Palast-Architektur ein vorläufiges, aber möglicherweise<br />
nicht endgültiges Ende. Mit Blick auf den Start der im November 1996 angelaufenen<br />
Berliner »Masterplan«-Debatte wäre es nicht ganz unwahrscheinlich, daß zumindest<br />
ein wesentlicher Charakterzug dieser Architektur, nämlich der historisch-zentrierte<br />
Antifunktionalismus und die durch ihn beschworene »Poesie der Vergangenheit« im<br />
21. Jahrhundert wieder beachtliche Triumphe feiert. Aber dies ist ein neues und<br />
gegenwärtig noch weitgehend offenes Kapitel der Architekturgeschichte.<br />
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