Möglichkeiten und Grenzen selektiver Hedgingstrategien - Institut für ...
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2 Die Entwicklung der Weizenpreise<br />
BRÜMMER, KOESTER <strong>und</strong> LOY gehen von einem nominalen Preisanstieg von 9 US-$/t bei<br />
einem Rückgang des Lagerbestandes um ein Prozent aus. So waren die Lagerendbestände an<br />
Weizen in den Ernteperiode 2006/2007 sowie 2007/2008 mit 128 <strong>und</strong> 122 Mio. t auf dem<br />
niedrigsten Stand des Jahrzehnts. VON LEDEBUR <strong>und</strong> SCHMITZ bestätigen die Lagerbestände<br />
als wichtigen Knappheitsindikator <strong>und</strong> ermitteln eine negative Korrelation zum Weizenpreis<br />
in Höhe von -0,66 in den Jahren 1976 bis 2011. 12 Wenn weltweite Lagerbestände<br />
vergleichsweise gering sind, wirken sich Informationsschocks wie z.B. ein weitläufiges<br />
Unwetter im Wheat Belt Amerikas stärker auf das Preisniveau aus als bei umfangreichen<br />
Weizenreserven. 13 Inwieweit weltweite Lagerbestände einen Weltmarktpreis glätten, ist auch<br />
davon abhängig, in welchem Land sich diese befinden. So ist es beispielsweise<br />
unwahrscheinlich, dass China große Mengen seiner Lagerbestände, die im Rahmen von<br />
Stabilisationsprojekten vorliegen, aufgr<strong>und</strong> eines hohen Weltmarktpreisniveaus exportiert.<br />
Obwohl solche Lagermengen dem Weltmarkt nicht zur Verfügung stehen, wirken sie dennoch<br />
beruhigend auf die Märkte, sofern sie zusätzlichen Nachfragedruck aus diesen Ländern<br />
verhindern. 14 Dahingegen haben „klassische“ Exportnationen wie die USA ihre eigenen<br />
gelagerten Getreidebestände in dem Erntejahr 2007/2008 um knapp 50% auf ca. 10% ihres<br />
inländischen Verbrauchs reduziert <strong>und</strong> auch die EU verringerte sie aufgr<strong>und</strong> von geringeren<br />
Interventionsmengen <strong>und</strong> –preisen sukzessive. Der weltweite Anteil der Lagerbestände am<br />
Weltverbrauch von Weizen hat sich von 34% in 2000/2001 auf 18% in 2006/2007 verringert,<br />
was das Weizenangebot reduziert hat <strong>und</strong> somit die stark steigenden Preise in der<br />
Ernteperiode 2007/2008 beeinflusst haben kann. 15<br />
Die Nachfrage wird im Wesentlichen durch die Anzahl der zu ernährenden Personen, also der<br />
Weltbevölkerung, sowie dem zur Verfügung stehenden Einkommen pro Kopf beeinflusst.<br />
Weder das anhaltende Bevölkerungswachstum von ca. 1,1% 16 jährlich <strong>und</strong> damit eine<br />
gestiegene Nachfrage insbesondere in den bevölkerungsreichsten Ländern Asiens China <strong>und</strong><br />
Indien, noch das gesteigerte Einkommen in diesen Regionen deuten auf eine starke<br />
Nachfrageerhöhung hin, die den Preisanstieg 2007/2008 erklären könnten. Daneben erhöhen<br />
alternative Verwendungsmöglichkeiten des Getreides wie zum Beispiel die Energieerzeugung<br />
mittels Weizen oder als Viehfutter ebenfalls die Nachfrage nach diesem Rohstoff. 17 So setzte<br />
12<br />
(von Ledebur & Schmitz, 2011), S. 19<br />
13<br />
(Garcia & Leuthold, 2004), S. 250<br />
14<br />
(von Ledebur & Schmitz, 2011), S. 55<br />
15<br />
(USDA)<br />
16<br />
(United Nations, 2011)<br />
17<br />
(Berg, Hartmann, Heckelei, Holm-Müller, Nolten, & Schiefer, 2009), S. 493<br />
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