Möglichkeiten und Grenzen selektiver Hedgingstrategien - Institut für ...
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6 Anwendung selektives Hedging bei Weizen<br />
Es kann resümiert werden, dass die Margenstrategie bei Brotweizen gegenüber keinerlei<br />
Absicherung negative Ergebnisse bezüglich der Erlöse gebracht hat. Beim Hedging von<br />
Futterweizen kann die Margenstrategie hingegen überzeugen. Der Unterschied bei<br />
Anwendung unterschiedlicher Aufschläge beschränkt sich auf wenige tausend Euro<br />
Unterschied bei den durchschnittlich erzielten Erlösen.<br />
6.2.6 Selektives Hedging 4: 200% der Produktionsmenge „absichern“<br />
Einige Wissenschaftlicher bezeichnen selbst das Eingehen neuer offener Positionen über den<br />
eigenen Absicherungsbedarf hinaus als möglichen Bestandteil einer selektiven Strategie. Die<br />
hier genannte Vorgehensweise kann zwar nicht mehr als „klassische“ Hedgingstrategie<br />
bezeichnet werden, da - je nach Preisniveau - mehr als die eigene voraussichtliche<br />
Produktionsmenge an der Warenterminbörse verkauft wird. Bei dieser Strategie ist daher<br />
sowohl ein absicherndes als auch ein spekulatives Element enthalten.<br />
Ein spektakulärer Fall der Vergangenheit, in dem ein Unternehmen mehr Mengen mittels<br />
Kontrakten am Warenterminmarkt verkauft hat als tatsächlich abzusichern waren, ist die<br />
Tochtergesellschaft der Metallgesellschaft, bei der die tatsächlich produzierte Menge an Öl<br />
nur ca. 55% der über kurzzeitige Kontrakte abgeschlossenen Menge ausmacht (entspricht<br />
einem Absicherungsgrad von 179%). Da die Ölpreise entgegen den Erwartungen der<br />
Metallgesellschaft fielen, mussten die Kontrakte auch aufgr<strong>und</strong> der mangelnden<br />
Übereinstimmung mit den Lieferzeitpunkten mit hohen Verlusten glattgestellt werden.<br />
Es wird davon ausgegangen, dass der risikofreudige Landwirt bei einem Preisniveau von<br />
200 €/t nahezu 200% der voraussichtlichen Erntemenge über Kontrakte verkauft, da er von<br />
zukünftig sinkenden Preisen ausgeht. Da der betreffende Entscheidungsträger an die<br />
Saisonalität der Preisentwicklungen glaubt bzw. dies sich seiner Ansicht nach in der<br />
Vergangenheit so dargestellt hat, hat er sich daher vorgenommen, bei einem <strong>für</strong> ihn (zu)<br />
hohen Preisniveau vor der Ernte Kontraktmengen über das eigene Produktionsniveau hinaus<br />
zu verkaufen. Liegt das Preisniveau in einem Zeitraum bis Juni also bei über 200 €, geht der<br />
Landwirt von einer Senkung bis zur Ernte aus <strong>und</strong> möchte diese Preisentwicklung <strong>für</strong> sich<br />
nutzen, sodass dann ein Verkauf der doppelten Produktionsmenge über Futures erfolgt. Die<br />
zeitliche Begrenzung bis zum Juni wird deshalb angenommen, da die Kosten je Ro<strong>und</strong> Turn<br />
Absicherung bei einer zu geringen Restlaufzeit der Kontrakte weniger wahrscheinlich mittels<br />
Kursrückgängen übertroffen werden können. In den nachfolgenden Berechnungen geht es<br />
darum zu zeigen, ob die Spekulation mit Weizenfutures vorteilhaft sein kann.<br />
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