Möglichkeiten und Grenzen selektiver Hedgingstrategien - Institut für ...
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4 Risiken eines Warentermingeschäfts<br />
bis zum Ende der Laufzeit aus, würde er den Marginforderungen normalerweise<br />
nachkommen. Fehlt ihn da<strong>für</strong> jedoch die notwendige Liquidität, so ist er zum vorzeitigen<br />
Glattstellen gezwungen <strong>und</strong> realisiert dabei Verluste.<br />
Bei den Marginzahlungen ist zur korrekten Kalkulation auch ein Zinsansatz je nach<br />
Kapitalstruktur des Betriebes <strong>und</strong> den damit verb<strong>und</strong>enen Fremdkapitalkosten bzw.<br />
Opportunitätskosten einzubeziehen. 91 Die Höhe möglicher Margin Calls liegt <strong>für</strong> Brotweizen<br />
bei bis zu 47 verkauften Kontrakten von 2005 bis 2011 an der Matif bei bis zu 276.575 €, 92<br />
wobei dieser Wert auf die große Preissteigerung 2007 <strong>und</strong> den vorangegangenen niedrigen<br />
Futureskurs bei Kontraktverkauf in 2006 zurückzuführen ist. Abzüglich der bei Abschluss<br />
gezahlten Initial Margin von 29.600 € ergibt sich daher eine Nachschusspflicht von bis zu<br />
246.975 € innerhalb einer Ernteperiode. Die von einem auf den anderen Handelstag maximale<br />
Nachschusspflicht aufgr<strong>und</strong> einer Kurssteigerung des Futurepreises beträgt 43.000 € <strong>und</strong> tritt<br />
im Mai 2011 auf (Kurs steigt von 208,50 € auf 230,00 €/t). Ermittelt man daraufhin die<br />
kalkulatorischen Zinskosten auf täglicher Basis mittels des Tageszinssatz EONIA<br />
(Tagesgeldzinssatz im Interbankengeschäft der Euro-Zone) zuzüglich eines Risikoaufschlags<br />
von 2,5%, so fallen während der sechs abgesicherten Ernteperioden insgesamt 10.335 €<br />
Zinsen <strong>für</strong> das Margin-Konto an. Der verwendete Risikoaufschlag ergibt sich aus der<br />
Einschätzung eines Agrark<strong>und</strong>en-Beraters der Förde Sparkasse, wobei dieser als<br />
Risikoaufschlag <strong>für</strong> landwirtschaftliche Betriebe mit guter Bonität genannt wird. 93 Je nach<br />
Entwicklung des Zinsniveaus des EONIA-Satzes ergeben sich daher Zinssätze zwischen 2,8<br />
<strong>und</strong> 7,1%/Jahr. 94 Guthaben auf dem Margin-Konto werden bei einigen wenigen Banken<br />
verzinst, z.B. zahlt die DABbank je nach Guthabenhöhe einen Zinssatz von 0,10 bis 0,50%<br />
auf ein Margin-Konto bei Privatk<strong>und</strong>en. 95 Bei Einbeziehung einer Habenverzinsung<br />
reduzieren sich die Liquiditätskosten daher minimal. Da dies in Deutschland noch nicht<br />
Standard ist, wird sie in den folgenden Berechnungen vernachlässigt.<br />
Letztlich muss festgestellt werden, dass das Marginrisiko aufgr<strong>und</strong> der möglichen hohen<br />
Liquiditätsbelastungen berücksichtigt werden sollte <strong>und</strong> dabei neben dem individuellen<br />
Kreditrahmen bzw. den Liquiditätsreserven eines Betriebes auch die Zinskosten – wenn auch<br />
kalkulatorisch – im Vorwege einer Absicherung bedacht werden sollten.<br />
91 (Thiele & Mohr, 2010), S. 120<br />
92 basierend auf einer 100%-igen Absicherung von 250 ha-Weizenanbau mit einer Produktion entsprechend<br />
dem Durchschnittsertrag in Schleswig-Holstein<br />
93 (Sprung, 2012)<br />
94 (B<strong>und</strong>esbank, 2012)<br />
95 (DABbank, 2012)<br />
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