Möglichkeiten und Grenzen selektiver Hedgingstrategien - Institut für ...
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6 Anwendung selektives Hedging bei Weizen<br />
Zur Überprüfung der Vorgehensweisen verwenden auch BELTRATTI, LAURANT <strong>und</strong> ZENIOS<br />
jeweils die absolute Standardabweichung im Hinblick auf die erwarteten Erlöse. Die absolute<br />
Standardabweichung hat den Vorteil, dass eine solche Risikodefinition nicht mit Annahmen<br />
von normalverteilten Erlösen verknüpft ist. Die absolute Abweichung vom Mittelwert hat die<br />
Eigenschaft, dass sowohl Preisrückgänge als auch steigende Preise betrachtet werden können,<br />
ohne das Annahmen über die Symmetrie der Verteilung getroffen werden müssen. Ein<br />
Nachteil dieses Maßes ist, dass negative Abweichungen, also Erlösrückgänge in Folge<br />
sinkender Weizenpreise, nicht von positiven Abweichungen differenziert werden können. 231<br />
6.1.4 Value at Risk<br />
Eine Methode zur Messung negativer Abweichungen ist der Value at Risk (VaR), mit dem<br />
angegeben wird, mit welchem Konfidenzintervall eine bestimmte Schadenshöhe nicht<br />
überschritten wird. Es dient der Messung potenzieller Verluste einer Normalverteilung. Der<br />
Value at Risk ist hingegen nicht geeignet, um extreme Marktbewegungen einzubeziehen. Alle<br />
Preisdaten werden dabei zu einer einzelnen Zahl aggregiert, die in der Einheit der Werte<br />
angegeben wird. 232 Die spätere Ermittlung beim Vergleich der <strong>Hedgingstrategien</strong> erfolgt auf<br />
Gr<strong>und</strong>lage der täglichen Kursentwicklungen <strong>und</strong> der kumulierten Kursentwicklungen pro<br />
Periode bezogen auf die jeweils abgesicherte Menge. Dabei sind die zugr<strong>und</strong>eliegenden Kurse<br />
der Matif <strong>und</strong> LIFFE <strong>für</strong> die einzelnen Strategien zwar gleich, doch führen unterschiedliche<br />
Verkaufszeitpunkte der Futures (<strong>und</strong> deren Anzahl) <strong>und</strong> Hedge Ratio zu einem differierenden<br />
VaR der Hedgingpositionen. Es werden nur Werte aus Zeiträumen, in denen Kontrakte<br />
gehalten werden, einbezogen. Die Formel zur Berechnung des VaR lautet wie folgt: 233<br />
59<br />
Formel 9: Value at Risk<br />
Dabei entspricht σ der Standardabweichung <strong>und</strong> N -1 der Normalverteilung. x gibt das<br />
Konfidenzniveau an, welches in den folgenden Berechnungen mit 99%, also einer<br />
Irrtumswahrscheinlichkeit von 1% angenommen wird. Problematisch an dem Konzept des<br />
VaR ist unter anderem, dass davon ausgegangen wird, dass Märkte sich wie in der<br />
Vergangenheit verhalten. Dies ist in der Realität hingegen nicht der Fall. Zudem gibt der<br />
Ansatz keine Auskunft über die mögliche Schadenshöhe bei Überschreiten des Value at Risk.<br />
Bei längeren Betrachtungszeiträumen wie über mehrjährige Ernteperioden in diesem Fall ist<br />
231 (Beltratti, Laurent, & Zenios, 1999), S. 960<br />
232 (Linsmeier & Pearson, 2000), S. 48<br />
233 (Stulz, 1996), S. 20, 21