Möglichkeiten und Grenzen selektiver Hedgingstrategien - Institut für ...
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5 Selektives Hedging<br />
Unternehmen weniger bereit, spekulativ am Währungsmarkt zu agieren sondern favorisieren<br />
Hedging. Insbesondere Unternehmen, die in finanzielle Schwierigkeiten geraten sind, agieren<br />
über das übliche operative Geschäft hinaus an den Terminbörsen. 198 Es kann festgestellt<br />
werden, dass sich der Absicherungsgrad nach den Markterwartungen richtet. 199 Dies lässt<br />
darauf schließen, dass die Entscheidungsträger ihrer eigenen Markteinschätzung aufgr<strong>und</strong><br />
öffentlich zugänglicher Informationen vertrauen. Die Vorstellung, den „Markt schlagen zu<br />
können“ ohne einen relevanten Informationsvorteil (z.B. weil man auf einem<br />
oligopolistischen Markt ist) zu besitzen, widerspricht zwar dem Konzept der Markteffizienz,<br />
ist in der Praxis aber dennoch weit verbreitet. Insgesamt stellt GLAUM mittels einer<br />
Untersuchung 1997 fest, dass die unter Entscheidungsträgern verbreitete Vorstellung, besser<br />
als der Markt zu sein, nicht zutrifft. Dies ist den Betroffenen meist jedoch nicht bewusst.<br />
Zudem wird resümiert, dass eine hohe Profitabilität negativ mit der Anwendung einer<br />
selektiven Hedgingstrategie korreliert. 200<br />
BELTRATTE, LAURANT <strong>und</strong> ZENIOS führen ein dynamisches Szenariomodell mittels Anleihen-,<br />
Aktien-, Zins- <strong>und</strong> Währungsdaten auf monatlicher Basis <strong>für</strong> den Zeitraum 1985 bis 1998<br />
durch. Dabei ist die absolute Standardabweichung ebenso wie die durchschnittlichen Erlöse<br />
im Fokus der Betrachtung. Es wird ein Vergleich von keinerlei Absicherung <strong>und</strong> einer<br />
kompletten Absicherung mit einer selektiven Hedgingstrategie vorgenommen. 201 Neben dem<br />
Problem, dass nicht alle offenen Positionen abgesichert werden können, zeigt sich, das<br />
selektives Hedging nur marginal bessere Ergebnisse liefert. Ausnahmen bezüglich des<br />
erwarteten Gewinns bei den historischen Daten bilden beispielsweise Aktienportfolios in US-<br />
Dollar, bei denen die Verzinsung bei keinerlei Absicherung <strong>und</strong> <strong>selektiver</strong> Absicherung<br />
deutlich über derer bei vollkommener Absicherung liegt. 202 Ebenfalls differenziert sind die<br />
Ergebnisse bei Währungen, da <strong>für</strong> einen Investor in US-Dollar keinerlei Hedging am<br />
vorteilhaftesten ist, während dies <strong>für</strong> einen Anleger in französischen Franc die komplette<br />
Absicherung ist. 203 Damit ist es <strong>für</strong> einen Investor, der auf Basis einer Währung mit niedrigem<br />
Zinssatz entscheidet, unabhängig von seinem Zeithorizont, den Transaktionskosten <strong>und</strong> dem<br />
Anlagemix, stets vorteilhafter zu hedgen. Allerdings reduzieren Transaktionskosten bei<br />
kurzfristigen Zeithorizonten die möglichen Vorteile einer selektiven Absicherungsstrategie,<br />
198 (Glaum, 2001), S. 26<br />
199 (Glaum, 2001), S. 8<br />
200 (Glaum, 2001), S. 11, 12, 27<br />
201 (Beltratti, Laurent, & Zenios, 2004), S. 957<br />
202 (Beltratti, Laurent, & Zenios, 2004), S. 966, 967<br />
203 (Beltratti, Laurent, & Zenios, 2004), S. 968<br />
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