Möglichkeiten und Grenzen selektiver Hedgingstrategien - Institut für ...
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3 Risiken eines landwirtschaftlichen Betriebes<br />
Vermarktungspreis von 180 €/t ein Deckungsbeitrag von 344 €/ha ergibt, während sich dieser<br />
bei einer Erhöhung des Erzeugerpreises um 20% auf 216 €/t bei gleichbleibenden Kosten um<br />
73% auf 595 €/ha erhöht. 61 Deutliche Deckungsbeitragsschwankungen bei Weizen waren<br />
auch in den Jahren 2006 (297 €/ha), 2007 (1.055 €/ha), 2008 (315 €/ha) <strong>und</strong> 2009 (-140 €/ha)<br />
in Bayern zu verzeichnen, wobei dies stets Durchschnittswerte sind. 62,63 Die wesentlichen<br />
Kosten bei einer hohen Variabilität der Erlöse sind neben höheren erwarteten Insolvenzkosten<br />
bzw. Kosten <strong>für</strong> finanzielle Schwierigkeiten auch höhere erwartete Steuerzahlungen aufgr<strong>und</strong><br />
von Einkommensschwankungen <strong>und</strong> der Steuerprogressivität. Daneben erwarten Stake-<br />
Holder wie Gesellschafter oder Banken bei hohen Erlösschwankungen ggfs. einen<br />
umfangreichere Sicherheitsleistungen/Risikoaufschläge. Negative Auswirkungen einer<br />
unzuverlässigen Erlössituation können auch kürzere Laufzeiten bei<br />
Lieferantenvereinbarungen (z.B. Zahlungsziele) sein. 64 Ein gleichmäßiges Niveau der Erlöse<br />
pro Geschäftsjahr erhöht darüber hinaus die Verschuldungsfähigkeit des Unternehmens. 65<br />
Neben Versicherungen <strong>und</strong> Wetterderivaten sind Kontrakte sowohl an der Börse als auch<br />
lokal mit Landhändlern eine außerbetriebliche Maßnahme des Risikomanagements.<br />
Forwardkontrakte, insbesondere mit den physischen Abnehmern, haben eine hohe <strong>und</strong> weiter<br />
steigende Verbreitung in der deutschen Landwirtschaft, vgl. nachfolgendes Kapitel. 66<br />
3.2 Risikoeinstellungen <strong>und</strong> Risikomanagement deutscher Landwirte<br />
Um einen Überblick über die derzeit von deutschen Landwirten angewandten<br />
Risikomanagementstrategien zu erhalten, wird die Risikomanagement Studie 2012<br />
herangezogen, <strong>für</strong> die 400 Entscheider in nach Regionen quotierten Landwirtschaftsbetrieben<br />
befragt wurden. Dabei ist eine Mindestbetriebsgröße von 100 ha (Region Süd), 200 ha<br />
(Region Nord <strong>und</strong> West) sowie von 250 ha (Region Ost) vorgegeben. Die Befragungen<br />
wurden Ende 2011 insbesondere unter Marktfruchtbetrieben mit mehr als 60% der<br />
einbezogenen Umsätze in diesem Betriebszweig durchgeführt. Spontan als größte Risiken<br />
werden dabei die folgenden genannt (Anteil der Nennungen in %): „Preisrisiko“ (33%),<br />
„Witterung“ (13%), „Eurostabilität“ (8%) <strong>und</strong> „Agrarpolitik“ (6%). Weniger relevant sind der<br />
„Abbau Marktstützung“, „starke Gewinnschwankungen“ sowie „Pachtpreise“. Das Preisrisiko<br />
61<br />
(LfL Deckungsbeiträge <strong>und</strong> Kalkulationsdaten); Beispielrechnung anhand des Internetportals mit den<br />
Kosten- <strong>und</strong> Ertragsdaten des Landes Bayern.<br />
62<br />
(Reisenweber, 2008), S. 10<br />
63<br />
(Schätzl, 2009), S. 10<br />
64<br />
(Stulz, 1996), S. 12-14<br />
65<br />
(Stulz, 1996), S. 16<br />
66<br />
(Frentrup, Heyder, & Theuvsen, 2012), S. 28<br />
14