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Lernprozesse in einem handlungsorientierten beruflichen Unterricht ...

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24 4 Theoretische Grundlagen<br />

Vermittlung der theoretischen Inhalte erfordert. Es wird auf gezielte praktische Handlungen<br />

abgestellt, um daran die Theorie zu verorten. Für weitere Ausführungen hierzu, siehe Schelten<br />

2000, S. 19 ff., S. 36 ff., S. 85 ff., ebenso 2004, S. 154 ff., S. 171 ff., S. 186 ff.<br />

Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass die Vermittlung von Berufskompetenz e<strong>in</strong><br />

Mite<strong>in</strong>ander der Lernorte Berufsschule und Betrieb fordert, weil jede Institution e<strong>in</strong>en<br />

wesentlichen Bestandteil zu e<strong>in</strong>er allumfassenden Ausbildung beiträgt, aber auch auf die<br />

Stärken der jeweils anderen zurückgreifen muss. Nur so lassen sich Fach- und Methodenkompetenz,<br />

Personalkompetenz und Sozialkompetenz <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em e<strong>in</strong>heitlichen Gefüge ausformen.<br />

Die nachfolgenden Ausführungen sollen nun e<strong>in</strong>en ‚<strong>Unterricht</strong>’ def<strong>in</strong>ieren helfen, der <strong>in</strong><br />

hohem Maße geeignet ist, Berufskompetenz <strong>in</strong> der Berufsschule zu vermitteln und dabei der<br />

oben beschriebenen Differenzierungsidee zwischen berufsschulischer und betrieblicher<br />

Ausbildung Rechnung trägt.<br />

4.2 Normatives vs. <strong>in</strong>terpretatives Paradigma?<br />

Der <strong>in</strong> Kapitel 2 aufgezeigte Forschungsstand weist immer wieder darauf h<strong>in</strong>, dass die<br />

Umsetzung von <strong>Unterricht</strong> vor dem H<strong>in</strong>tergrund verschiedener Lehr-Lern-Paradigmen<br />

erfolgen kann. Guter <strong>Unterricht</strong> zeichnet sich dadurch aus, das aus den Erfahrungen Gewonnene<br />

mit neuen Strukturen zu verknüpfen, so dass <strong>Unterricht</strong> über diese Erfahrungen<br />

def<strong>in</strong>ierbar ist. Die Berücksichtigung vieler Aspekte verbietet daher auch den e<strong>in</strong>seitigen<br />

Ansatz über beispielsweise nur e<strong>in</strong> Paradigma. Je nach Umgebungsbed<strong>in</strong>gungen kann e<strong>in</strong>e<br />

gesteuerte Wissensvermittlung ebenso zu e<strong>in</strong>em guten <strong>Unterricht</strong> beitragen, wie man es sich<br />

von e<strong>in</strong>em selbstgesteuerten Lernen erhofft. Insofern bietet es sich an, sowohl das normative<br />

als auch das <strong>in</strong>terpretative Lehr-Lern-Paradigma zu betrachten und e<strong>in</strong> mögliches Zusammenwirken<br />

zu untersuchen.<br />

Dubs (1993, S. 449 ff.) beschreibt <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em Editorial ‚Stehen wir vor e<strong>in</strong>em Paradigmawechsel<br />

beim Lehren und Lernen?’ die wesentlichen Ziele e<strong>in</strong>es <strong>Unterricht</strong>s, nämlich das Behalten,<br />

das Verstehen und das aktive Anwenden von Wissen, Fertigkeiten und Fähigkeiten. Nun ist<br />

e<strong>in</strong>e Annäherung an diese Ziele aus konträren Grundpositionen möglich. Die traditionelle<br />

Pädagogik stellt darauf ab, dass sich Wissen, Fertigkeiten und Fähigkeiten objektiv bestimmen<br />

und entsprechend strukturiert und didaktisch reduziert vermitteln lassen. Dieser<br />

objektivistischen Sichtweise begegnen die Verfechter des Konstruktivismus, <strong>in</strong>dem sie die<br />

objektive Festlegung der zu vermittelnden Inhalte anzweifeln und zudem die Vermittelbarkeit<br />

von Wissen sowieso <strong>in</strong> Frage stellen.<br />

Untermauern lassen sich diese Überlegungen beispielsweise mit e<strong>in</strong>em von Siebert (1999, S.<br />

1 f.) thematisierten ‚alltäglichen Surrealismus’: „Wir unterliegen optischen Täuschungen, wir<br />

registrieren selektive Wahrnehmungen und bl<strong>in</strong>de Flecke. Unsere Aufmerksamkeit wird<br />

durch unser Wissen gesteuert ... E<strong>in</strong>e Fata morgana, Halluz<strong>in</strong>ationen, übers<strong>in</strong>nliche Phänomene,<br />

Hypnose, Telepathie, Phantomschmerzen – all dies zeigt, dass unsere Innenwelt nicht<br />

lediglich e<strong>in</strong>e objektive Außenwelt widerspiegelt.“<br />

Die Betrachtung des Lernens im Rahmen biologischer H<strong>in</strong>tergründe (Scheunpflug 2001) hebt<br />

sich entgegen dem pädagogischen Verständnis <strong>in</strong>sbesondere durch das ‚Lernen als e<strong>in</strong>em<br />

Anpassungsvorgang’ ab. Der E<strong>in</strong>zelne, aber auch die Gesellschaft passen sich permanent an<br />

die vorgefundene Umwelt an, um so e<strong>in</strong> Überleben zu sichern. Lernen dient damit der<br />

Situationsverbesserung und ist sowohl für den E<strong>in</strong>zelnen als auch bei Betrachtung e<strong>in</strong>er

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