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Lernprozesse in einem handlungsorientierten beruflichen Unterricht ...

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32 4 Theoretische Grundlagen<br />

und s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> der Lage, die dar<strong>in</strong> enthaltenen Probleme zu def<strong>in</strong>ieren und zu lösen. E<strong>in</strong><br />

Lernen kann dann anhand des biographischen H<strong>in</strong>tergrundes platziert werden.<br />

Der Cognitive-Flexibility-Ansatz:<br />

Zentrales Thema dieses Ansatzes ist die Vermeidung e<strong>in</strong>er zu starken didaktischen Reduktion,<br />

e<strong>in</strong>er Übervere<strong>in</strong>fachung, um den Lernenden „mit der Komplexität und den<br />

Irregularitäten des realen Geschehens vertraut zu machen“ (Re<strong>in</strong>mann-Rothmeier,<br />

Mandl (2001, S. 618). Aber auch dieser Ansatz stellt auf e<strong>in</strong>en Perspektivenwechsel ab,<br />

um <strong>in</strong>sbesondere die Ausbildung trägen Wissens zu vermeiden. „Dabei wird dasselbe<br />

Konzept zu verschiedenen Zeiten <strong>in</strong> verschiedenen Kontexten unter veränderter Zielsetzung<br />

und aus verschiedenen Perspektiven beleuchtet (ebd., S. 618).<br />

Der Cognitive-Apprenticeship-Ansatz:<br />

Dieses Konzept f<strong>in</strong>det se<strong>in</strong>en Ursprung <strong>in</strong> der traditionellen Handwerkslehre (vgl. ‚apprenticeship’).<br />

Im Rahmen e<strong>in</strong>er teilnehmenden Beobachtung und e<strong>in</strong>er immer stärkeren<br />

E<strong>in</strong>b<strong>in</strong>dung wird es dem Lernenden ermöglicht, e<strong>in</strong>e für ihn dargebotene Lernsituation<br />

mitzuverfolgen und mitzugestalten. Die Praxissituation ist dabei von dem Lehrenden<br />

sukzessive komplexer zu gestalten und permanent zu kommentieren. Wesentlicher Aspekt<br />

dieser Position ist das kooperative Lernen und Arbeiten, wobei auch die Lehrkraft<br />

Teil des Kollektives ist. Die Lernenden fügen sich immer stärker <strong>in</strong> die Gruppe e<strong>in</strong> und<br />

bilden so e<strong>in</strong>e „Expertenkultur“ heraus, <strong>in</strong> der e<strong>in</strong> gegenseitiges Unterstützen und H<strong>in</strong>terfragen<br />

<strong>in</strong> den Vordergrund rückt, während der Lehrende se<strong>in</strong>e Hilfestellung allmählich<br />

reduziert.<br />

Innerhalb e<strong>in</strong>er situierten Lernumgebung wird der Mensch mit se<strong>in</strong>en Fähigkeiten also als<br />

Individuum wahrgenommen. Der Wissenserwerb erfolgt durch die aktive Ause<strong>in</strong>andersetzung<br />

des Lernenden mit den entsprechenden Inhalten. Die Rücksichtnahme auf <strong>in</strong>dividuelle<br />

Voraussetzungen zeichnet sich durch die Aufbereitung der Inhalte derart aus, dass Neues <strong>in</strong><br />

vorhandenes Wissen e<strong>in</strong>baubar und mit vorhandenem Wissen vernetzbar ist. Der Lernende<br />

konstruiert demnach se<strong>in</strong>en Wissenserwerb selbst.<br />

4.2.2.4 Problembereiche<br />

Der Ansatz des Konstruktivismus zeigt ebenfalls Problembereiche, <strong>in</strong>sbesondere je mehr man<br />

sich e<strong>in</strong>er radikalen Auffassung von Konstruktivismus nähert. Desto extremer sich e<strong>in</strong>e<br />

Position darstellt, desto unwahrsche<strong>in</strong>licher wird deren Umsetzung <strong>in</strong> die Praxis. Folgende<br />

Überlegungen mögen dies bestätigen:<br />

Terhart hält es für e<strong>in</strong> äußerst unökonomisches, zeitaufwändiges und riskantes Unternehmen,<br />

jeden Zögl<strong>in</strong>g e<strong>in</strong>es Kulturkreises e<strong>in</strong>en „akkumulierten Wissensbestand ... <strong>in</strong>dividuell und<br />

ungeleitet nacharbeiten zu lassen“ (Terhart 1999, S. 641). Deshalb ist es erforderlich, e<strong>in</strong><br />

organisiertes, <strong>in</strong>stitutionalisiertes Lernen durchzusetzen, damit Wissensbestände nicht noch<br />

e<strong>in</strong>mal neu erfunden werden müssen, „sondern sich akkumulierte Erfahrung <strong>in</strong> geordneter,<br />

objektivierter, systematisierter, ökonomisierter Form“ aneignen lassen. E<strong>in</strong> wenig ausgearbeitetes,<br />

unstrukturiertes <strong>Unterricht</strong>skonzept führt leicht zu e<strong>in</strong>er Überforderung von Lernenden,<br />

<strong>in</strong>sbesondere von leistungsschwächeren. Es ist dann leicht möglich, dass sich die Diskrepanz<br />

zwischen Leistungsstarken und Leistungsschwachen weiter ausbildet, als dies vielleicht bei<br />

e<strong>in</strong>er traditionellen <strong>Unterricht</strong>sgestaltung der Fall wäre.

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