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Lernprozesse in einem handlungsorientierten beruflichen Unterricht ...

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42 4 Theoretische Grundlagen<br />

Veränderungen bei den Adressaten beruflicher Bildung<br />

Die Entwicklung der Berufsschule von der Jugendlichenschule zur Ausbildungsstätte für<br />

junge Erwachsene (das Alter der Auszubildenden beträgt derzeit durchschnittlich 19 Jahre),<br />

erfordert e<strong>in</strong> Umdenken bei dem E<strong>in</strong>satz von <strong>Unterricht</strong>skonzepten. Neben den von der<br />

Arbeitswelt geforderten Qualifikationen erwarten auch die Auszubildenden e<strong>in</strong> „selbstbestimmtes,<br />

selbstverantwortetes, s<strong>in</strong>nvolles und anwendungsgerechtes Lernen, dem die<br />

Bildungs<strong>in</strong>stitution Berufsschule durch geeignete <strong>Unterricht</strong>skonzepte nachkommen muss.<br />

E<strong>in</strong> handlungsorientiertes Lernen, das sich eher ganzheitlich an <strong>Unterricht</strong>sgegenständen der<br />

<strong>beruflichen</strong> Praxis orientiert, entspricht diesen Erwartungen wohl am weitesten“ (Riedl,<br />

Schelten 2005, S. 13 f.).<br />

Riedl und Schelten sehen die modernen Lebenstechniken als e<strong>in</strong>e Ursache für den „Verlust an<br />

anregenden, s<strong>in</strong>nlich-unmittelbaren und auch sozialen Erfahrungen im Umgang mit D<strong>in</strong>gen<br />

und Menschen“ (ebd.). Moderne Unterhaltungsmedien verdrängen zudem „selbstständige und<br />

unmittelbare Erfahrungsmöglichkeiten und selbstgesteuerte Eigentätigkeiten“ (ebd.).<br />

Handlungsorientiertes Lernen kann diesen Entwicklungen entgegenwirken und das aktive Tun<br />

des E<strong>in</strong>zelnen wieder <strong>in</strong> den Vordergrund rücken.<br />

Begründungsansätze aus Lernpsychologie und Lerntheorie<br />

Die bisher beschriebenen Begründungsansätze plädieren für e<strong>in</strong> aktives Ause<strong>in</strong>andersetzen<br />

mit der Realität, d. h. mit der unmittelbaren Umgebung des E<strong>in</strong>zelnen. Bereits seit den 60er<br />

Jahren wird menschliches Handeln im Lichte tätigkeitspsychologischer Überlegungen <strong>in</strong><br />

e<strong>in</strong>em Verhältnis Mensch – Umwelt herausgehoben. Aus handlungspsychologischer<br />

Perspektive heraus begründen die tätigkeitspsychologischen Ansätze e<strong>in</strong> Lernen <strong>in</strong> Verb<strong>in</strong>dung<br />

mit Handeln (vgl. hierzu Hacker 1986 und Volpert 1983). Hier sei auf den hierarchischsequentiellen<br />

Aufbau e<strong>in</strong>er Handlungsregulation von Tätigkeiten (s. Kapitel 4.4.1) verwiesen.<br />

Dabei ist der Ablauf ‚Vergleich-Veränderung-Rückkoppelung’ als zentral herauszustellen, auf<br />

den e<strong>in</strong> Lernen ohne konkrete Handlungsvollzüge nicht zurückgreifen kann. E<strong>in</strong> fehlender<br />

Rückkopplungsprozess fördert daher die Ausbildung trägen Wissens. Piaget und Aebli sehen<br />

den wesentlichen Aspekt für e<strong>in</strong>en gelungenen Aufbau von Kognition <strong>in</strong> der aktiven<br />

Ause<strong>in</strong>andersetzung des Subjekts mit se<strong>in</strong>er es umgebenden Welt, um überhaupt e<strong>in</strong>e<br />

Interpretation der Umwelt vornehmen zu können. Die so erlernten Zusammenhänge lassen<br />

sich dann <strong>in</strong> strukturell ähnlichen Situationen anwenden und dort vervollständigen.<br />

Riedl, Schelten (2005, S. 15) greifen hier also die Problematik des ‚trägen Wissens’ auf, wie<br />

es z. B. Renkl (1996) näher beschreibt. Wissen ist nach dieser Theorie zwar vorhanden, kann<br />

aber nicht adäquat <strong>in</strong> der Praxis umgesetzt werden. Gerade die duale berufliche Bildung mit<br />

den beiden Komponenten ‚Schule’ und ‚Betrieb’ br<strong>in</strong>gt dieses Phänomen zum Vorsche<strong>in</strong>.<br />

Lernende stellen e<strong>in</strong>en Bezug theoretischer Zusammenhänge zu außerschulischen Kontexten<br />

nicht her, weil dies <strong>in</strong> den durchlaufenen <strong>Lernprozesse</strong>n nicht e<strong>in</strong>geübt wurde. Insofern s<strong>in</strong>d<br />

<strong>in</strong> vielen Bereichen der Bildung Bestrebungen dah<strong>in</strong> gehend zu verzeichnen, Denken und<br />

Handeln <strong>in</strong>tegrativ zu vermitteln.

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