Grundvoraussetzungen für schulisches Lernen ... - sprich-mit-mir.at
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8.1.1 Förderung der Lernvoraussetzungen im Bereich Motorik und<br />
Wahrnehmung<br />
ROUSSEAU (1778) schrieb: „Übe unablässig den Leib, mache ihn kräftig und gesund,<br />
um ihn weise und vernünftig zu machen“. ROSSEAU besaß keineswegs die neuesten<br />
Erkenntnisse der Neurowissenschaften, sondern griff auf Interpret<strong>at</strong>ionen von<br />
Beobachtungen und Erfahrungswissen zurück.<br />
Die Hirnforschung zeigt, dass Muskelaktivitäten und speziell koordinierte Bewegungen<br />
zur Produktion von Neurotrophinen führen, die das Wachstum von Nervenzellen<br />
anregen und die Anzahl von neuronalen Verbindungen vermehren. Mit<br />
Bewegung ist keineswegs Sport im engeren Sinne gleichzusetzen, sondern die<br />
motorische Aktivität im weiteren Sinne. Das Gehirn arbeitet nicht als isoliertes<br />
System - unabhängig von weiteren Funktionsabläufen. Muskelaktivität, Enzymhaushalt,<br />
Botenstoff-Milieus u.s.w. sind hierbei <strong>mit</strong> einbezogen und für die Denk- und<br />
Lernleistungen von großer Bedeutung. Forschungsarbeiten zur Dynamik und<br />
Organis<strong>at</strong>ion von Stoffwechselprozessen, die für die Neubildung und Umstrukturierung<br />
neuronaler Netze im Gehirn verantwortlich sind, bestätigen dies.<br />
Die Entwicklung von Denk- und Lernleistungen ist eng an die Motorik gebunden. Sie<br />
benötigt motorische Fertigkeiten als Voraussetzung. Gleichzeitig sorgt Bewegung für<br />
eine ausgewogene Funktionsweise des zentralen Botensystems im Gehirn. So<strong>mit</strong><br />
fördert Bewegung die Entstehung von dauerhaften Lerneffekten.<br />
Laut TEUCHERT-NOODT, die den Zusammenhang von Hirnforschung und Bewegung<br />
zum Schwerpunkt ihrer Forschungsarbeit gemacht h<strong>at</strong>, dauert die Reifung des<br />
Stirnhirns bis zum 18. Lebensjahr an. Die Dauer dieser Entwicklung ist auf die<br />
langsame Einreifung von Dopamine im Stirnhirn zurückzuführen. Dopamin ist für die<br />
abgestimmte Umstrukturierung der neuronalen Netze des Stirnhirns sowie für die<br />
Bildung neuer synaptischer Kontakte verantwortlich. Die Reifung der Dopaminfasern<br />
ist aktivitätsabhängig. Daher kann die Balance innerhalb dieses sensiblen<br />
Interaktions- und Botenstoffsystems durch Bewegungsmangel empfindlich gestört<br />
werden.<br />
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