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das system der starken verba und die periodisierung im ... - DWC

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III<br />

DER URSPRUNG DES SOG. ë 2<br />

§ 11. Das Problem des sog. ë 2 ist niemals zur allgemeinen<br />

Befriedigung gelöst worden. Die Benennungen ë 1 <strong>und</strong> ë 2 , <strong>die</strong> man<br />

in den Handbüchern öfters nebeneinan<strong>der</strong> erwähnt findet, sind schon<br />

irreführend, weil sie eine urgermanische Doppeltheit suggerieren,<br />

<strong>der</strong>en Vorkommen in <strong>die</strong>ser Periode gewiss nicht bewiesen ist.<br />

Sicher ist nur, <strong>das</strong>s ë 1 indo- <strong>und</strong> urgermanisch, <strong>und</strong> auch <strong>das</strong>s ë 2<br />

gemeingermanisch ist, denn <strong>der</strong> V okal begegnet <strong>im</strong> ganzen germanischen<br />

Gebiet 1),<br />

Aus einzelnen Formen wie z.B. got. hër, ahd. hër, hear, hiar, got.<br />

tëra, ahd. teara, tiara ist kein zwingen<strong>der</strong> Beweis für den urgermanischen<br />

Charakter des ë 2 zu gewinnen. Ebensowenig weisen <strong>die</strong><br />

Lehnwörter mit ë 2 aus den klassischen Sprachen, insbeson<strong>der</strong>e aus<br />

dem Vulgärlatein (z.B. got. krëks, ahd. kriach, ae. Orëcas; got. mës,<br />

ahd. mias, ae. mëse) auf <strong>die</strong> urgermanische Periode hin. Nur eins ist<br />

daraus deutlich, nämlich <strong>das</strong>s zur Zeit <strong>der</strong> Entlehnung <strong>die</strong>ser<br />

Fremdwörter ë 2 <strong>im</strong> Germanischen schon da war. Auffallend ist jedoeh,<br />

daas ë 2 gerade seine grösste Verbreitung in <strong>der</strong> reduplizierenden<br />

Klasse kennt. Ebensowenig wie <strong>im</strong> Urgermanischen kann man in<br />

den überlieferten Vokal<strong>system</strong>en <strong>der</strong> altgermanischen Dialekte von<br />

einem ë 1 -ë 2 -Paare reden. Im Nordgermanischen <strong>und</strong> <strong>im</strong> ëstlichen<br />

Teil des Westgermanischen ist altes ë 1 über re des Gemeingermanischen<br />

zu a geworden. Im westlichen Westgermanischen, also <strong>im</strong><br />

N ordseegermanischen ist höchst wahrscheinlich re erhalten geblieben,<br />

wob ei hier vielleicht eine kom binatorische a-Variante auftrat<br />

(vgl. <strong>die</strong> Entwicklung von altem ë 1 + Nasal <strong>im</strong> Altenglischen <strong>und</strong><br />

Altfriesischen). Die a-Expansion (a < ë 1 ) hat also <strong>das</strong> Nordseegermanische<br />

nicht o<strong>der</strong> kaum erreicht. In best<strong>im</strong>mten Dialekten des<br />

Nordseegermanischen wurde re wie<strong>der</strong> zu ë verengt, <strong>das</strong> dort mit ë 2<br />

zusammenfallen konnte 2). Dies ë 2 setzt seinen Weg als Parallelvokal<br />

des ö fort. Im Gotischen sind ë 1 <strong>und</strong> ë 2 zusammengefallen 3) , <strong>und</strong><br />

hier ist deshalb ë 2 nur auf Gr<strong>und</strong> germanischer Sprachvergleichung<br />

nachzuweisen.<br />

In den altgermanischen Dialekten findet man also für ë 1 <strong>und</strong><br />

ë 2 entwe<strong>der</strong> Zusammenfall o<strong>der</strong> deutlichen Unterschied, wobei<br />

es nicht zweck<strong>die</strong>nlich erscheint, von einem Paare zu sprechen.<br />

Die verschiedene Behandlung in den Dialekten setzt für ë 1 <strong>im</strong><br />

Gemeingermanischen den re-Wert voraus. Zu jener Zeit konnte <strong>die</strong>s<br />

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