forschungsbericht november 2008 – juli 2012 - Kunsthistorisches ...
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PROJEKTE | 129<br />
Projekte<br />
Siegel-Bilder<br />
Ruth Wolff, Gerhard Wolf<br />
Michael Stolleis<br />
Gefördert durch<br />
Fritz Thyssen Stiftung<br />
(2005<strong>–</strong>2011)<br />
Siegelring des Migliano di Maestro<br />
Luca, 14. Jh., Florenz, Museo<br />
Nazionale del Bargello<br />
Nach der Untersuchung des rechtlichen Status und der besonderen Bildleistung von Siegel-Bildern<br />
stellte das Projekt die Plastizität des Siegels in den Mittelpunkt der Untersuchung.<br />
In der Online-Ausstellung Sigilli der Photothek des KHI, die erstmals Siegel als ansonsten<br />
nur schwer zugängliche Artefakte kleinsten Formats in digitaler Form präsentierte,<br />
wurde anhand herausragender Beispiele aus den Siegelsammlungen des Museo Nazionale<br />
del Bargello und des Staatsarchivs in Florenz die je eigene Bildwirkung der vertieft einskulpierten<br />
imago auf dem Siegelstempel und des reliefhaft erhöhten Bilds auf dem Siegelabdruck<br />
visualisiert, die zugleich wesentlich durch die verwendeten Materialien Bronze/Blei<br />
für den Siegelstempel und Wachs/Blei für den Siegelabdruck konditioniert ist. Die Tagung<br />
Insculpta imago <strong>–</strong> Siegelstempel und Siegelabdrücke im Mittelmeerraum, die erstmals Spezialisten<br />
der Judaistik, der Islamwissenschaften, der Byzantinistik sowie der Archäologie und<br />
Kunstwissenschaften zusammenbrachte, eröffnete einen Diskurs, der durch den Blick auf<br />
die spezifischen Eigenheiten des Mediums Siegel neue Erkenntnisse zu Plastizität und<br />
Reproduktion im Zusammenspiel mit anderen Medien bereitstellte. In einem Buch sollen<br />
diese Erkenntnisse unter den Kategorien Zeit, Übertragung, Authentizität, Macht und ars<br />
vertieft werden.<br />
Zur Geburt der Kunstgeschichte aus dem Geist des Museums.<br />
Transformationen der kaiserlichen Gemäldegalerie in Wien um 1800<br />
Ein Kooperationsprojekt der Gemäldegalerie des Kunsthistorischen Museums mit dem KHI, der<br />
Universität Frankfurt a. M., der Universität Zürich und dem Archiv der Galleria degli Uffizi in Florenz<br />
Gudrun Swoboda<br />
zusammen mit<br />
Hans Aurenhammer<br />
Maria Sframeli<br />
Tristan Weddigen<br />
Gerhard Wolf<br />
Gefördert durch<br />
forMuse <strong>–</strong> Forschung an<br />
Museen des Bundesministeriums<br />
für Wissenschaft und<br />
Forschung, Wien<br />
(2009<strong>–</strong><strong>2012</strong>)<br />
Gegenstand des Forschungsprojektes ist die für Europa richtungsweisende Neuorganisation<br />
der kaiserlichen Gemäldegalerie in Wien in der Zeit um 1800. In dieser kunst- und<br />
kulturhistorisch wichtigen Schwellenzeit hat die Gemäldegalerie in ihrer Funktion, inneren<br />
Struktur und Präsentation einen Wandel durchgemacht, der in seiner Art exemplarisch ist:<br />
Die höfische Galerie wurde in ein öffentliches Kunstmuseum transformiert.<br />
Die Verlegung der Gemäldesammlung aus der Stallburg in das Obere Belvedere (1775/1776)<br />
bedeutete die definitive Ausgliederung der Galerie aus dem Komplex höfischer Repräsentation.<br />
Die damit einhergehende Spezialisierung der Galerie zur gesonderten Gemäldesammlung<br />
(ab 1781) war die Voraussetzung für einen Innovationsschub im Bereich der<br />
kunstwissenschaftlichen Systematisierung der Sammlung. Erstmals in Europa wurde in<br />
Wien eine Gemäldesammlung konsequent nach geographisch begrenzten Malschulen und<br />
innerhalb der Schulen nach chronologisch-historischen Gesichtspunkten ausgerichtet, wie<br />
dies die zur Zeit der Aufklärung entstehende Kunstwissenschaft europaweit verlangte. Die<br />
Wiener Gemäldegalerie wurde bereits im späten 18. Jahrhundert, vor dem Musée Napoléon,<br />
als eines der einflussreichsten Modelle einer neuen, wissenschaftlichen Ansprüchen genügenden<br />
Präsentation von Kunst wahrgenommen.<br />
Im Zentrum der Untersuchungen steht eine exemplarische Analyse dieses Übergangs<br />
von der traditionellen höfischen Sammlung zum modernen Kunstmuseum. Ziel des Forschungsvorhabens<br />
ist es, zu einem besseren Verständnis der Anfänge der modernen europäischen<br />
Museumskultur am Ende des 18. Jahrhunderts beizutragen. Durch die Analyse<br />
der Konstitutionsphase des modernen Museums soll auch der Blick für gegenwärtige Präsentations-<br />
und Wirkungsweisen von Kunstmuseen geschärft werden. Mit seinem Netzwerk<br />
institutionsübergreifender Forschung, seiner Datenbank, mehreren Workshops, zwei<br />
Studientagen und nicht zuletzt durch Publikationen und akademische Abschlussarbeiten<br />
von Mitarbeitern soll das Projekt einen Beitrag zur Förderung der Forschungskompetenz<br />
eines der wichtigsten Museen Österreichs leisten. Umgekehrt wird der wissenschaftliche<br />
Nachwuchs in Österreich durch ein innovatives Projekt, das eine Brücke zwischen Universität<br />
und Museum schlägt, sowohl methodologisch als auch berufsrelevant gefördert.