forschungsbericht november 2008 – juli 2012 - Kunsthistorisches ...
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EINZELFORSCHUNGEN | 131<br />
The Vision in Stone: Melchiorre Cafà in the World<br />
Shawon K. Kinew | Harvard University<br />
Melchiorre Cafà, The Death of Saint<br />
Rose, 1665 Lima, Convento de Santo<br />
Domingo de Lima. Photo: Shawon Kinew<br />
The doctoral thesis is the historical investigation into the sculptural depiction<br />
of mystical visions by the artist Melchiorre Cafà (1636-1667). It<br />
focuses on the circulation and transmission of these devotional objects<br />
beyond Rome as they traveled to the New World, Malta and Spain, the<br />
very frontlines of Catholicism. It is an exceptional fact that Cafà's only<br />
subjects were saintly visions and ecstasies, subjects he portrayed in the<br />
tangible medium of sculpture. These were otherworldly experiences that<br />
inherently eluded the material world, and yet Cafà sought to render into<br />
everyday perception in three dimensions and tangibly the ultra-sensory.<br />
In interrogating Cafà's sculpture, I seek to understand how ideologies<br />
and a fervent brand of religiosity were exchanged and promoted through art between the<br />
Viceroyalty of Peru, the Dominican order in Peru, and European powers.<br />
Automimesis in der Kunstliteratur des Cinquecento<br />
Moritz Lampe | Deutscher Akademischer Austauschdienst<br />
Domenico Beccafumi, Zeuxis und die<br />
Jungfrauen aus Kroton, 1519, Fresko,<br />
250 x 280 cm, Siena, Palazzo Bindi<br />
Sergardi<br />
Ausgehend von der kunsthistorischen Forschung zur Selbstbezüglichkeit des Künstlers<br />
geht das Dissertationsvorhaben den verschiedenen Implikationen nach, die sich in der<br />
Renaissance mit der Redewendung »Ogni pittore dipinge sé stesso« (Jeder Maler malt sich<br />
selbst) verbanden. Dabei soll die These verfolgt werden, dass die heute unter dem Stichwort<br />
Automimesis diskutierte Ähnlichkeitsbeziehung zwischen Körper, Vita und Stil eines<br />
Künstlers zu Beginn der Frühen Neuzeit zunächst im Sinne misslungener Naturnachahmung<br />
kritisiert wurde, bevor sie schließlich als Ausdruck seiner charakterologischen Disposition<br />
positiv aufgefasst wurde. Ziel der Untersuchung wird es sein, diesen Paradigmenwechsel<br />
anhand der wechselhaften Bewertung des künstlerischen Ausdrucksvermögens<br />
in der Kunstliteratur des Cinquecento nachzuzeichnen und auf diese Weise Fragen nach<br />
dem jeweiligen Stellenwert von Individualisierungs- und Selbststilisierungsstrategien der<br />
Künstler zu beantworten. Ergebnisse dieser ideengeschichtlich und sozialgeschichtlich angelegten<br />
Untersuchung sollen an ausgewählten Werken der Malerei überprüft werden sowie<br />
der kritischen Revision neuzeitlicher Künstlerkonzepte dienen.<br />
Vorstellung, Erlebnis, Erinnerung <strong>–</strong> Deutsche Blicke auf Italien im langen<br />
19. Jahrhundert<br />
Golo Maurer | Deutsche Forschungsgemeinschaft, KHI und Bibliotheca Hertziana (<strong>2008</strong><strong>–</strong>2011)<br />
Zur deutschen Annäherung an Italien ist bereits intensiv geforscht worden. Bei zunehmender<br />
Interdisziplinarität der Ansätze ist eine Tendenz zu monographischen Perspektiven<br />
unübersehbar. Das Projekt versuchte dagegen, einige als zentral definierte Themen<br />
der deutschen Italienwahrnehmung in longue durée zu verfolgen und dabei kunsthistorische,<br />
literatur- und kulturgeschichtliche Materialien und Fragestellungen zu verbinden.<br />
Das Narrativ der Italienerfahrung hat für die Konstituierung deutscher kultureller Identität<br />
eine wesentlich prominentere Rolle gespielt, als dies bei anderen Nationen der Fall ist. Auslöser<br />
und zugleich Kulmination dieses mehr als hundert Jahre andauernden Prozesses ist<br />
bekanntlich Goethes Italienreise, gerade weil sie mit den Reisemustern der internationalen<br />
Grand Tour des 18. Jahrhundert wegweisend gebrochen hatte. Was davon bis ins 20. Jahrhundert<br />
hinein in Nachahmung ebenso wie in Widerspruch ein identitätsstiftendes Referenzerlebnis<br />
bleiben sollte, ist das zentrale Motiv einer therapeutischen Selbsterneuerung.<br />
Ein zweites spezifisch deutsches Motiv, das über den gesamten Untersuchungszeitraum hinweg<br />
wirksam bleibt, ist seit Winckelmann paradoxerweise die Griechenlandsehnsucht. Sie führt zur<br />
Entdeckung südlich-mediterraner Landschaftsikonographie, was die Sehkonventionen, die<br />
Vorstellung von ›klassischer‹ Landschaft und damit die Wahrnehmung Italiens grundlegend