forschungsbericht november 2008 – juli 2012 - Kunsthistorisches ...
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PROMOVIERENDE | 81<br />
Die Wissenschaft der Götzenbilder.<br />
Fremde Kulte im Blick und Bild der Frühen Neuzeit<br />
Nathalie M. Freytag<br />
Zemí aus der Wittelsbacher Kunstund<br />
Wunderkammer München, in:<br />
Lorenzo Pignoria, Le Imagini de gli<br />
Dei Indiani, Padova, 1615, p. 26<br />
Entlang der Fallstudie des 1615 in Padua von Lorenzo<br />
Pignoria (1571<strong>–</strong>1631) publizierten Traktates Le Imagini de<br />
gli Dei Indiani kann gezeigt werden, dass zu Beginn des<br />
17. Jahrhunderts ein neuer Zugang zu fremden, nicht-europäischen<br />
Religionen erschlossen wurde. Bei der Analyse<br />
dieser bebilderten Schrift geht das Dissertationsprojekt<br />
von der Genese eines neuen Bildkonzepts der<br />
Darstellung fremder Götterbilder aus, welches sich aus<br />
den Erfahrungen der printmedialen Visualisierungsstrategien<br />
aus dem Bereich der Naturbeobachtungen nähren<br />
konnte. Sowohl das Studium von Phänomenen aus<br />
der Natur als auch kultureller Prägungen orientierte<br />
sich maßgeblich am Objekt. Im obigen Werk steht die<br />
Präsenz von Götterbildern in ihrer Mannigfaltigkeit<br />
im Zentrum, die durch Illustrationen dokumentiert wird. Die auf diese Weise evozierte<br />
Thematisierung der Sichtbarkeit religiöser Differenzen diente, über eine visuelle Klassifizierung<br />
hinausreichend, einem übergreifenden Versuch der Deutung und des Verstehens<br />
der Existenz von Götterbildern. Die Konfrontation von Mensch und seiner Produktion<br />
von Götterbildern führte indes zur Vertiefung des Gedankens der Religion als anthropologische<br />
Konstante.<br />
Infinite Island. Zeitgenössische karibische Kunstproduktionen zwischen<br />
autonomer Präsentation und Fremdmusealisierung<br />
David Frohnapfel | MPRG »Objects in the Contact Zone <strong>–</strong> The Cross-Cultural Lives of Things«<br />
Papa Da, Baron Kriminel, 2010,<br />
Photo: David Frohnapfel<br />
Das interdisziplinäre Dissertationsvorhaben möchte durch die vergleichende Gegenüberstellung<br />
von autonomen Präsentationsformen in einem Slum in Port-au-Prince<br />
und der institutionellen Musealisierung der gleichen Kunstobjekte in Europa und<br />
Nordamerika neue Konzepte und objektspezifische Kategorien für die Ausstellung<br />
von zeitgenössischer, haitianischer Kunst entwickeln. Dabei werden die autonomen<br />
›Ghetto-Museen‹ sowie die Ghetto-Biennale des haitianischen Künstlerkollektivs Atis<br />
Rezistans in Port-au-Prince als Fallbeispiele untersucht. Das dezentralisierende Potential<br />
der neuen ›Biennalisierung‹ der Kunstlandschaft wird in keiner internationalen<br />
Biennale so deutlich wie in der Ghetto-Biennale von Port-au-Prince. Denn dieses<br />
subalterne Ausstellungsformat durchbricht nicht nur die geographischen Schranken<br />
zwischen Peripherie und Zentrum, sondern hinterfragt gleichzeitig den Elitismus des<br />
zeitgenössischen Kunstsystems. Darüber hinaus lassen sich die autonomen Ausstellungsräume<br />
von Atis Rezistans als ein deutlicher Ausdruck einer multi-temporalen<br />
Heterogenität der lateinamerikanischen Lebenswirklichkeit beschreiben, da die transkulturellen<br />
afro-karibischen Kunstobjekte des Kollektivs zeigen, wie sehr Tradition und<br />
Religion die zeitgenössischen Kulturen des karibischen Raumes prägen.<br />
Fantasmata und Memoria. Die bronzene Grabfigur als mediales Phänomen<br />
des italienischen Quattrocento. Eine kunstwissenschaftliche Auswertung<br />
und materialanalytische Untersuchung<br />
Laura Goldenbaum<br />
Im Zuge der Beschäftigung mit dem italienischen Bronzegisant wird die Technik der<br />
Memoria als eine »Wirklichkeit konstituierende Kraft« (Thomas Lentes, 2000) analysiert,<br />
im Wechselverhältnis von theologischer Bildtheorie, religiöser Praxis, der Entwicklung