forschungsbericht november 2008 – juli 2012 - Kunsthistorisches ...
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PROMOVIERENDE | 83<br />
Franz von Lenbach, Giovanni Morelli,<br />
1886, Bergamo, Galleria dell’Accademia<br />
Carrara<br />
berührt, das einer kunsthistorischen Ausrichtung folgt, sich aber zugleich in den Grenzbereich<br />
zur Literaturwissenschaft begibt. Anhand der wechselvollen Rezeptionsgeschichte<br />
der Büßenden Magdalena aus der Dresdener Gemäldegalerie werden die Konstitutionsbedingungen<br />
von Meisterwerken italienischer Renaissancemalerei in öffentlichen deutschen<br />
Sammlungen untersucht. Im Zentrum steht dabei der maßgebliche Anteil der deutschen Literatur<br />
und Dichtung des 18. und 19. Jahrhunderts an diesem<br />
Kanonisierungsprozess. Das Bild, das als Werk Correggios<br />
(um 1489<strong>–</strong>1534) Mitte des 18. Jahrhunderts angekauft worden<br />
war und als solches lange Zeit höchste Bewunderung<br />
genoss, verlor Rang und Namen, als Giovanni Morelli es<br />
von der Hand des Meisters abschrieb. Vor dem Hintergrund<br />
des ästhetischen Diskurses in Deutschland um 1800 wird die<br />
Dissertation die bis heute selbstverständliche Bezeichnung<br />
der Meisterwerke für die Malerei der Hochrenaissance und<br />
des frühen Barock in ihrer Entstehung hinterfragen und untersuchen,<br />
welchen Einfluss nicht nur Autorschaft und Zuschreibungspraxis,<br />
sondern auch literarische Bezüge auf die<br />
Rezeption von Kunstwerken haben.<br />
Der Künstler/Philosoph. Zum Verhältnis von Kunst, Philosophie und<br />
(visueller) Erkenntnis in der Vormoderne und Moderne<br />
Hana Gründler<br />
Das Verhältnis von Sehen, Zeichnen und Denken, die Interdependenz von schöpferischem<br />
Akt und intellektueller Tätigkeit sowie die Bestimmung dessen, was visuelle Erkenntnis<br />
sein soll, stehen im Zentrum der Arbeit. Anhand des Œuvres exemplarisch ausgewählter<br />
Künstler/Philosophen sind übergeordnete Fragestellungen, wie diejenige nach der produktiven<br />
Rolle der zeichnerischen Terminologie in der Philosophie oder der Relation von<br />
Zeichnungsprozess und philosophischer Konzeptionalisierung aus einer diachronen und<br />
historischen Perspektive untersucht worden.<br />
Die Beschäftigung etwa mit den Schriften Ludwig Wittgensteins hat gezeigt, dass dieser<br />
die Denkfigur der Zeichnung bewusst einsetzt, um auf den unabschließbaren Charakter<br />
des Sehens, Denkens und Schreibens zu verweisen und die Bedeutung der (ästhetischen)<br />
Polyperspektivität zur Sprache zu bringen. Auch für Leonardo, der die Zeichnung als<br />
ein der logisch-diskursiven Sprache gleichwertiges epistemisches Medium versteht, sind<br />
diese Themen von zentraler Bedeutung. Trotz tiefgreifender historischer und medialer Differenzen<br />
teilen die beiden Künstler/Philosophen also die Vorstellung der Offenheit und<br />
Polysemie des Zeichnerischen und betonen, dass mit der Skizze epistemische und kreative<br />
Möglichkeiten einhergehen, die das Prozessuale in der Weltaneignung hervorheben. Diese<br />
Einsicht fordert einmal mehr dazu auf, zu ergründen, inwiefern die Zeichnung als ein mögliches<br />
Verfahren des Philosophierens und Erkennens von Welt verstanden werden kann.<br />
Architektur und kollektive Identitäten am Beispiel pluraler Stadtgesellschaften<br />
Siebenbürgens um 1900<br />
Timo Hagen | Landesgraduiertenförderung Baden-Württemberg<br />
Das Dissertationsprojekt befasst sich mit der Rolle von Architektur bei der Konstituierung<br />
und Vermittlung kollektiver Identitäten im späten 19. und frühen 20. Jahrhundert. Untersuchungsgegenstand<br />
sind Bauprojekte aus den siebenbürgischen Zentren Sibiu/Hermannstadt<br />
und Braşov/Kronstadt im heutigen Rumänien. Die dort um 1900 entstandenen Architekturzeichnungen<br />
und Bauten <strong>–</strong> im Fokus stehen öffentliche Profan- und Sakralbauten<br />
<strong>–</strong> zeichnen sich durch einen ausgeprägten Stilpluralismus aus. Mit ihren vielfältigen regionen-<br />
und epochenübergreifenden Bezügen erscheinen sie dazu geeignet, differenzierte<br />
Bedeutungsgehalte zu transportieren.