forschungsbericht november 2008 – juli 2012 - Kunsthistorisches ...
forschungsbericht november 2008 – juli 2012 - Kunsthistorisches ...
forschungsbericht november 2008 – juli 2012 - Kunsthistorisches ...
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
PROJEKTE DER PHOTOTHEK | 167<br />
Photo Archives<br />
Eine Kooperation mit Patricia Rubin, Institute of Fine Arts, New York University und Tiziana Serena,<br />
Università degli Studi di Firenze<br />
Costanza Caraffa<br />
Kelley Wilder, Photoschachteln in der<br />
Photothek, <strong>2008</strong><br />
Archive sind Orte des Gedächtnisses einer Gesellschaft und der Aufbewahrung ihrer Dokumente.<br />
Sie stellen nicht nur Informationen zur Verfügung, sondern bewahren auch den<br />
Kontext, die Intentionen und die Bedingungen der Produktion von Dokumenten. In Archiven<br />
wird Gedächtnis <strong>–</strong> hier das der Kunstgeschichte <strong>–</strong> nicht nur ›aufbewahrt‹, sondern fortwährend<br />
konstruiert, dekonstruiert und wieder neu konstruiert. Technische Methoden und<br />
methodische Praktiken der Archivistik prägen und verändern Geschichtswahrnehmung<br />
und Gedächtnis. In diesem ununterbrochenen Prozess handeln Archivare <strong>–</strong> so u.a. Terry<br />
Cook <strong>–</strong> als Akteure, die weit über ihre verwaltende Rolle hinaus an der Produktion von<br />
Wissen und Geschichte beteiligt sind. In diesem Sinne konzipiert die Photothek gemeinsam<br />
mit internationalen Partnern seit 2009 die Tagungsreihe »Photo Archives«. Bislang wurden<br />
vier Tagungen durchgeführt:<br />
• »Photo Archives and the Photographic Memory of Art History I/II«, konzipiert und<br />
organisiert von Patricia Rubin (damals Research Forum Courtauld Institute of Art)<br />
und Costanza Caraffa; London, Juni 2009 und Florenz, Oktober 2009, publiziert in der<br />
Reihe I Mandorli, Bd. 14, Berlin 2011<br />
• »Photo Archives III. Hidden Archives«; organisiert von Patricia Rubin am Institute of<br />
Fine Arts der New York University, New York, März 2011<br />
• »Photo Archives IV: The Photographic Archive and the Idea of Nation«; organisiert<br />
von Costanza Caraffa in Kooperation mit Tiziana Serena, Università di Firenze, am<br />
KHI, Oktober 2011, Publikation in Vorbereitung<br />
Fortgesetzt wird die Tagungsreihe in Zusammenarbeit mit der University of Michigan<br />
(Ann Arbor, April 2013). Eine weitere Edition wird mit Workshops am Getty Research<br />
Institute in Los Angeles (März <strong>2012</strong>, Februar 2013) vorbereitet; Partner in Europa planen<br />
künftige Termine.<br />
Florence Declaration<br />
URL der Website<br />
khi.fi.it/photothek/florencedeclaration/index.html<br />
Grundlage aller hier dargestellten Projekte und Initiativen ist die 2009 von der Photothek<br />
verfasste und in 5 Sprachen veröffentlichte Florence Declaration <strong>–</strong> Empfehlungen für den Erhalt<br />
analoger Fotoarchive. Ihr Leitgedanke ist, die Integration analoger und digitaler Photographien<br />
und Archive als Grundlage für die Zukunft der Geistes-, Sozial- und Humanwissenschaften<br />
zu fördern. Sie wird von führenden Wissenschaftlern und Institutionen aus aller<br />
Welt unterstützt.<br />
Das Kunsthistorische Institut in Florenz während des II. Weltkrieges:<br />
Kunstschutz, Photographie, Propaganda<br />
Costanza Caraffa<br />
Almut Goldhahn<br />
Das Projekt geht auf 340 Photographien zurück, die Kriegszerstörungen zumeist bedeutender<br />
Bauten in Genua, Ferrara, Padua, Parma und Mantua zeigen. Ein Teil der Photographien war<br />
unmittelbar nach dem Ankauf 1967 inventarisiert und zur Vervollständigung der Dokumentation<br />
der betreffenden Monumente in den Phototheksbestand eingefügt, ein Großteil jedoch<br />
als »nicht identifizierbare Architekturen« zurückgesetzt worden. Unlängst wurde dieses Material<br />
wiederentdeckt. Es handelt sich hierbei um Aufnahmen des Kunsthistorikers Hans<br />
Werner Schmidt (1904<strong>–</strong>1991), der als Mitglied des der Wehrmacht unterstellten Deutschen<br />
Militärischen Kunstschutzes in Italien während des II. Weltkrieges Kriegszerstörungen dokumentierte.<br />
Die Bilder waren für das auch von der deutschen Propagandaabteilung belieferte<br />
Photoarchiv der zerstörten Kunstwerke bestimmt, mit dessen Aufbau der damalige<br />
Direktor des Kunsthistorischen Instituts, Ludwig Heinrich Heydenreich, betraut war.