forschungsbericht november 2008 – juli 2012 - Kunsthistorisches ...
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FORSCHUNGEN DER WISSENSCHAFTLICHEN MITARBEITERINNEN UND MITARBEITER | 153<br />
Exodusillustrationen im interreligiösen Vergleich<br />
Annette Hoffmann<br />
Bologna-Modena Mahzor, Das Stabwunder<br />
vor dem Pharao: Aarons<br />
Schlange frisst die Schlangen der<br />
ägyptischen Zauberer, Katalonien,<br />
erste Hälfte 14. Jh., Bologna, Biblioteca<br />
Universitaria, Ms. 2259, fol. 1r<br />
Die im Rahmen des Projektes Images of Alterity des<br />
Heidelberger EXC Asia and Europe begonnene Studie<br />
widmet sich dem biblischen Exodusgeschehen<br />
und seinen Illustrationen in jüdischen, christlichen<br />
und islamischen Kontexten. Die zentrale Rolle der<br />
Mosesfigur in den abrahamitischen Religionen legt<br />
komparatistische Analysen nahe. So ist Pessach,<br />
das an Israels Auszug erinnert, eines der höchsten<br />
jüdischen Feste und Moses neben Mohammed<br />
einer der wichtigsten Propheten Allahs, während<br />
im Christentum der Zug durch das Rote Meer typologisch<br />
mit Taufe und Anastasis gleichgesetzt wird.<br />
Ungeachtet dessen rückte v.a. die Beschäftigung<br />
mit der unterschiedlichen Behandlung der Bilderfrage<br />
das Buch Exodus, genauer: das 2. Gebot <strong>–</strong> Du<br />
sollst Dir kein Bildnis machen <strong>–</strong>, immer wieder ins<br />
Zentrum vornehmlich kunsthistorischer Diskussionen<br />
um jüdisch, christliche und islamische Kulturen und deren Interferenzen. Das Projekt<br />
konzentriert sich demgegenüber auf Motive der Migration, Grenzüberschreitung und<br />
Alterität als Kernthemen der Exodusgeschichte und spricht damit Fragen der Darstellung<br />
von Differenz, der Liminalität, der Fremdheit oder Feindschaft in den unterschiedlichen<br />
Religionen an: Dabei geht es etwa um die richtige/falsche Religion, das Verhältnis von<br />
Machthabern und Unterdrückten oder das scheinende Gesicht Mosis nach der Begegnung<br />
mit Gott etc. Verfolgt werden außerdem Aspekte der Transkulturalität und der Migration<br />
textlicher wie bildlicher Motive, da sich die Exodus-Traditionen nicht parallel, sondern in<br />
gegenseitiger Abhängigkeit entwickelten.<br />
Bibliothek und kunstwissenschaftliche Forschung<br />
Jan Simane<br />
Bibliothek des KHI im Palazzo Guadagni<br />
mit Deckendekoration, 1964<br />
Die Positionierung einer profilierten Forschungsbibliothek sowohl unter Berücksichtigung<br />
ihrer historischen Entwicklung wie im Hinblick auf ihre Zukunftssicherung erfordert eine<br />
bibliothekswissenschaftliche und methodentheoretische Reflexion, die weit über den Alltagsbetrieb<br />
hinausgeht. Die Geschichte der Bibliothek<br />
des KHI bildet dabei einen eigenen Schwerpunkt,<br />
zumal über die konzeptionellen Grundlagen des Bestandsaufbaus<br />
und der Arbeitsinstrumente vor allem in<br />
den frühen Jahrzehnten (1897<strong>–</strong>1953) wenig bekannt ist.<br />
Zum anderen stellt sich die Frage, ob das in dieser Zeit<br />
begründete Profil unter den aktuellen Entwicklungen<br />
in der Informationsvermittlung eine Zukunftsfähigkeit<br />
hat, ob es sich an die neuen Verhältnisse anpassen<br />
lässt oder ob es gänzlich aufgegeben werden muss.<br />
Die Dominanz der Digitaltechnik im Bibliothekswesen<br />
hat die traditionellen Grundpfeiler der Systematisierung,<br />
Regelkonformität und Ordnung in Frage<br />
gestellt. Zugleich fordert die Informationswissenschaft<br />
mit ihrem System des Modellierens und Formalisierens<br />
von komplexen Prozessen zur kritischen Reflexion der Arbeitsmethoden heraus. Dazu<br />
gehört zum Beispiel die Integration unterschiedlicher Ressourcen in hybride oder vereinheitlichte<br />
Konsultationsumgebungen. Welche Chancen und welche Gefahren bergen<br />
diese Entwicklungen?