forschungsbericht november 2008 – juli 2012 - Kunsthistorisches ...
forschungsbericht november 2008 – juli 2012 - Kunsthistorisches ...
forschungsbericht november 2008 – juli 2012 - Kunsthistorisches ...
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
22 | DIREKTION PROF. DR. GERHARD WOLF<br />
collecting, uses of spolia and attitudes towards the past; the construction of centres; the<br />
visual transmission and construction of knowledge; the historical dynamics of contact<br />
zones; shared and contested religious topographies etc.; the dynamics of ornaments and<br />
the concepts of images; the agency of artefacts in religious, political, social and economic<br />
contexts. It also addresses methodological and historiographical concerns which also regard<br />
the musealization and ›touristification‹ of the Mediterranean. The project has recently<br />
focussed on Mediterranean harbour cities, in particular the complex interplay between<br />
natural settings of the coast and the constructions of the port; the interaction of men, machines,<br />
techniques and goods; the relation of the harbour and the urban structure; the historical<br />
legacy and the memory constructions of harbour cities in a comparative perspective<br />
(Constantinople, Venice etc.).<br />
Globalisierung von Bildern und Dingen in der Frühen Neuzeit<br />
Vom 24. März bis 19. Juni 2011 fand im Nationalmuseum von Mexiko Stadt (MUNAL)<br />
die Ausstellung El Vuelo de las Imágenes. Arte plumario en México y Europa XIV<strong>–</strong>XVIII siglo<br />
statt, die in Zusammenarbeit mit dem Museo Antropologica gezeigt wurde. Kuratiert von<br />
Alessandra Russo, Diana Fane und Gerhard Wolf, versammelte sie knapp 200 Leihgaben<br />
aus internationalen Museen und präsentierte sie als eine vergleichende Bildgeschichte zwischen<br />
Alter und Neuer Welt. Im Zentrum standen der Export und Import von Bildwerken<br />
zwischen Europa und Mexiko: von Druckgraphik nach<br />
Westen, die dort eine konstitutive Rolle bei der Ausbildung<br />
einer christlich-kolonialen Bildsprache spielte, und von Federmosaiken<br />
von Mexiko nach Osten als Zeugnisse einer<br />
künstlerischen ›métissage‹, welche in den europäischen<br />
Sammlungen neu kontextualisiert wurden. Unter den Prämissen<br />
eines solchen Austauschs und Transfers untersuchte<br />
das Forschungsprojekt in den letzten Jahren die Verschränkung<br />
ästhetischer, künstlerischer, religiöser und wissenschaftlicher<br />
Diskurse, insbesondere die Rolle der Bilder im<br />
Kontext von aztekischem und christlichem Opferritus, das<br />
Verhältnis von Materialität und Medialität der Bilder sowie<br />
Modelle der Visualisierung in der spätmittelalterlichen und<br />
frühneuzeitlichen Naturwissenschaft am Beispiel der Ornithologie,<br />
bis hin zum Thesaurus Novae Hispaniae, verlegt<br />
1651 durch die Academia dei Lincei in Rom. Ein im Manuskript<br />
vorliegendes Buch zur Federkunst soll das Mexikoprojekt<br />
vorläufig abschließen, während der 2011 erschienene<br />
Band Colors between two worlds (hg. zusammen mit<br />
Joseph Connors) die Ergebnisse der naturwissenschaftlichen Untersuchungen des sogenannten<br />
Codice Fiorentino des Bernhardin von Sahagun (Biblioteca Laurenziana) in Essays<br />
von Forscherinnen und Forschern aus Mexiko, USA, Argentinien, Italien und Deutschland<br />
diskutiert. Wenn sich die Forschung zur Rolle der Bilder als Träger und Medium<br />
der Erkenntnis wie Mission in der Frühen Neuzeit intensiviert hat, so fehlt es an vergleichenden<br />
Untersuchungen zur Interaktion globaler Dissemination von Bildern und regionalen<br />
Bildkulturen, die mit ersterer in Berührung kommen, sich mit ihr auseinandersetzen<br />
und wiederum Bilder in sie einspeisen. Dies untersucht das Projekt in einem nächsten<br />
Schritt für Mexiko, Indien und Japan im späten 16. Jahrhundert. Der Umgang mit europäischen<br />
Bildformularen und ikonographischen Traditionen (religiösen wie profanen) am<br />
Moghulhof macht deutlich, dass es sich hier um etwas grundlegend anderes handelt als<br />
bei der Entstehung einer kolonialen Bildsprache in Mexiko, nämlich um den Ausdruck<br />
einer höfischen Herrschaftskultur mit globalem Anspruch und elaborierten Netzwerken,<br />
die sich in Kontakt und Kompetition sieht mit den europäischen Großmächten, dem ottomanischen<br />
Reich, dem safawidischen Persien oder China. Gerade das Aufgreifen und<br />
Umdeuten derselben europäischen Stiche in verschiedenen ›lokalen‹ Kontexten hat die<br />
Gerhard Wolf<br />
Diana Fane<br />
(Brooklyn Museum)<br />
Alessandra Russo<br />
(Colombia University)<br />
Mexikanische(r) Künstler, ø 28 cm<br />
wahrscheinlich Ende 15. / Anfang 16.<br />
Jahrhundert, Mexiko, Museo Nacional<br />
de Antropología