forschungsbericht november 2008 – juli 2012 - Kunsthistorisches ...
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86 | FORSCHUNGEN DES WISSENSCHAFTLICHEN NACHWUCHSES<br />
für Asiatische Kunst und dem reichen, ebenfalls im Museum aufbewahrten<br />
Archivmaterial zu den Expeditionen zwischen 1902 und 1914 die ursprüngliche<br />
Gestaltung der Höhle zu rekonstruieren.<br />
Der Fokus des Projekts liegt auf transregionalen Wanderungen von ornamentalen<br />
Motiven in den Gemälden der Malerhöhle. Erstmalig werden Verbindungen<br />
mit der Kunst der südlichen Seidenstraße <strong>–</strong> etwa anhand des Rankenmotivs<br />
im sog. ersten Kucha-Stil <strong>–</strong> und der Kunst in Bamiyan <strong>–</strong> anhand<br />
der fliegenden Girlande <strong>–</strong> im Zusammenhang erforscht. Die Ergebnisse erlauben eine neue<br />
Sicht auf die Kunst Kuchas, die bisher zu undifferenziert als Einfluss aus Gandhara erklärt<br />
wurde. Einige Resultate des Projekts sind in der Sonderausstellung Auf Grünwedels Spuren<br />
(Dez. 2011<strong>–</strong>Apr. <strong>2012</strong>) im Museum für Asiatische Kunst Berlin präsentiert worden.<br />
Buddha‘s Predigtszene<br />
der Malerhöhle, MIK III 9148b,<br />
Berlin, Museum für Asiatische Kunst<br />
Dante im sakralen Raum.<br />
Zur Rezeption der Commedia in der religiösen Kunst Italiens<br />
Theresa Holler<br />
Dante Alighieris Commedia avanciert im 14. Jahrhundert zu einem<br />
der wichtigsten Referenzwerke über die jenseitige Welt. Die Reise<br />
Dantes durch die drei Reiche Inferno, Purgatorio und Paradiso ist<br />
erfüllt von detaillierten Beschreibungen des Ortes und der Durchwanderung<br />
unterschiedlicher Zeitdimensionen. Die Frage nach der<br />
Körperlichkeit des Reisenden wird vom Text ebenso berührt wie die<br />
nach der Natur der Schattenleiber, denen er begegnet.<br />
Mit dem Erscheinen und der Zirkulation des Textes ist in Italien eine<br />
deutliche Veränderung in der bildlichen Darstellung des Jüngsten<br />
Gerichts zu beobachten, die auf eine künstlerische Auseinandersetzung<br />
mit der Commedia schließen lässt. Anhand von vier Fallstudien<br />
<strong>–</strong> der Cappella Strozzi di Mantova in Florenz, der Cappella Bolognini in Bologna, der<br />
Cappella Paradisi in Terni und der Cappella Nova in Orvieto <strong>–</strong> werden für einen Zeitraum<br />
vom Trecento bis ins frühe 16. Jahrhundert die bildlichen Formulierungen, der im literarischen<br />
Werk aufgeworfenen Fragestellungen untersucht: Dantes detaillierte Beschreibung<br />
der Topographie führt in der gemalten Neugestaltung des Jenseits zu neuen räumlichen<br />
und damit verbunden perspektivischen Lösungen. Das Verhältnis von messbarer Zeit und<br />
enthobener Zeitlichkeit wird im Trecento durch die visuelle Eigenständigkeit der ewigen<br />
Reiche Hölle und Paradies in Abgrenzung zum Moment des Jüngsten Gerichts neu verhandelt.<br />
Im Quattrocento tritt indes das an die Zeit gebundene Purgatorium als dritter<br />
Ort hinzu. Neben dem Bild-Ort und den Zeit-Räumen ist die Körperlichkeit der dritte<br />
Leitaspekt der Arbeit. Ob an der Antike geschulte, verdrehte Leiber der Sünder, Fußspuren<br />
von körperschweren Büßern oder von Betrachtern mit Steinen beworfene Teufel: die Frage<br />
nach Abbild und Körperbild stellt sich in allen vier Fallstudien jeweils neu und wird individuell<br />
beantwortet. In den Wandmalereien überlagern sich visuelle und literarische Kultur<br />
in neuer Weise, diese Prozesse näher zu bestimmen, ist Ziel des Projektes.<br />
Bartolomeo di Tommaso, Purgatorio,<br />
Detail, 1453<strong>–</strong>1455, Terni, San<br />
Francesco, Cappella Paradisi.<br />
Photo: Theresa Holler<br />
Images and Tactility in the Late Antique Mediterranean<br />
Ashley E. Jones | Art, Space and Mobility<br />
The project builds on research undertaken for the dissertation on figurative talismanic or<br />
amuletic images worn by late antique Romans on their bodies. Whereas the dissertation<br />
focused on the use of the outwardly-oriented imperial portrait framed in jewelry, the subsequent<br />
step in research consists in an examination of private, secret, or hidden images in<br />
jewelry: images that were designed to be in physical contact with a wearer but not visible<br />
to a beholder. These images, which include reverses of coins and coin impressions, objects<br />
that enjoyed a wide circulation across the Mediterranean Sea, provide a starting point for<br />
an exploration of the tactility of images and the tactility of sight in the late antique world.