forschungsbericht november 2008 – juli 2012 - Kunsthistorisches ...
forschungsbericht november 2008 – juli 2012 - Kunsthistorisches ...
forschungsbericht november 2008 – juli 2012 - Kunsthistorisches ...
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
150 | FORSCHUNGEN DER WISSENSCHAFTLICHEN MITARBEITERINNEN UND MITARBEITER<br />
Vecchio, Dom, Bargello, Villa Le Campora sowie in Cercina).<br />
In den zwanziger Jahren stechen besonders die<br />
etwa 450 Aufnahmen umfassende Kampagne Heinrich<br />
Bodmers zur Barockmalerei in Bologna, jene zur toskanischen<br />
Skulptur des Mittelalters von Walther Biehl<br />
sowie die von Walter Heil zu den Skulpturen Antelamis<br />
im Parmenser Baptisterium und in Fidenza heraus.<br />
Letztere stammt von dem Bologneser Photographen<br />
Felice Croci und hat sich mit 80 Aufnahmen vollständig<br />
in der Photothek erhalten. Erforscht wird in diesem<br />
Projekt, welchen Anteil die Wissenschaftler am Entstehungsprozess<br />
und an der Ausführung der Kampagnen<br />
hatten sowie welche Kooperationen mit Museen, Verlagen,<br />
Institutionen und Photographen eingegangen<br />
wurden. Die Fragen nach Auftraggeber, Organisation<br />
und Finanzierung der Kampagnen sind ebenso relevant wie die nach Urheberschaft und<br />
Nachnutzungsrechten der Photographien. Darüber hinaus finden sich in den Akten nicht<br />
nur die Umstände der Kampagnen dokumentiert, sondern auch programmatische Äußerungen<br />
zur Forschungsausrichtung des Instituts, die Bodmer in Zusammenhang mit der<br />
Photokampagne in Bologna neu überdacht hatte.<br />
Felice Croci, auf historischem Photokarton<br />
montierte Photographie<br />
Suonatore di chitarra der Kampagne<br />
von 1924 im Baptisterium von Parma,<br />
Photothek des KHI, Inv.-Nr. 20010<br />
Kaiser Friedrich II. und die Florentiner Guelfen in der Nuova Cronica des<br />
Giovanni Villani<br />
Verena Gebhard<br />
Die Villani-Handschrift der Vaticana, Codex Chigi L.VIII.296, ist die<br />
einzige bebilderte italienische Stadtchronik des Trecento, die erhalten<br />
ist. Sie stellt ein außergewöhnliches Studienobjekt für die bildliche<br />
Umsetzung des Geschichtsbewusstseins der Florentiner Bürgerschicht<br />
um die Mitte des 14. Jahrhunderts dar. Mit Hilfe historischer<br />
Fiktionen schuf der Kaufmann Giovanni Villani ein ideologisch gefärbtes<br />
Geschichtsbild. Der Chronist weitete die Idee von der Führungsrolle<br />
seiner Heimatstadt Florenz zu einem speziell »guelfischen<br />
Mythos« aus, in dem er die Allianz der Florentiner Kommune mit<br />
dem französischen Königshaus und dem Papst verherrlichte. Den<br />
Miniaturen der Villani-Chronik kommt als bildliche Kommentare,<br />
welche die wertende Darlegung der historischen Ereignisse durch<br />
den Chronisten veranschaulichen und unterstützen, eine wichtige<br />
Rolle zu, die in dieser Studie erstmals genauer untersucht wird. Neben<br />
der Darstellung der Lokalgeschichte von Florenz in Text und<br />
Bild sind insbesondere die Herrscherzyklen der Nuova Cronica beachtenswert. So ist Friedrich<br />
II. ein umfangreicher Bildzyklus gewidmet: Neben der Verbildlichung von politischen<br />
Ereignissen sind private Momente aus dem Leben des Herrschers illustriert. Die Selbstdarstellung<br />
des Kaisers im Medium der Kunst war bereits Thema kunsthistorischer Studien;<br />
nun wird danach gefragt, welches Bild sich die Florentiner von Friedrich II. rund 100 Jahre<br />
nach seinem Tod machten.<br />
Der Wiederaufbau von Florenz, in:<br />
Giovanni Villani, Nuova Cronica,<br />
Biblioteca Apostolica Vaticana,<br />
ms. Chigi L.VIII.296, fol. 44r<br />
Konzil und Kunst: Die Fresken der Augustiner-Eremitenkirche in Konstanz<br />
Verena Gebhard<br />
Im Mai 1417, in der letzten Phase des Konstanzer Konzils, als die Reichsstadt am Bodensee<br />
Zentrum der europäischen Politik und Versammlungsort der Gesamtkirche war, beauftragte<br />
Kaiser Sigismund drei ortsansässige Künstler mit der Ausmalung der Kirche der<br />
Augustiner-Eremiten (heute Dreifaltigkeitskirche). Der unter dem Aspekt der mittelalterlichen