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forschungsbericht november 2008 – juli 2012 - Kunsthistorisches ...

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PROF. DR. WOLF-DIETRICH LÖHR | 53<br />

Kooperationsprofessur Freie Universität Berlin <strong>–</strong> <strong>Kunsthistorisches</strong> Institut<br />

in Florenz<br />

Wolf-Dietrich Löhr<br />

Die in Kooperation zwischen Freier Universität Berlin und Max-Planck-Gesellschaft entwickelte<br />

Juniorprofessur für Italienische Kunst der Frühen Neuzeit besteht seit April 2010.<br />

Um die damit angestrebte Verknüpfung von Forschung und Lehre in die Wege zu leiten,<br />

wurde in Florenz unter dem Titel »Quellen und Techniken 1300<strong>–</strong>1700 | Fonti e techniche<br />

1300<strong>–</strong>1700« eine Arbeitsgruppe eingerichtet, die den StipendiatInnen und MitarbeiterInnen<br />

nicht nur eine themenorientierte Präsentation von Quellentexten und eigenen Forschungen<br />

ermöglicht, sondern zudem die Möglichkeit bietet, die jährliche Exkursion Berliner Studierender<br />

inhaltlich und didaktisch zu begleiten.<br />

Innerhalb der Arbeitsgruppe wurden in unterschiedlichen Konstellationen Ortstermine,<br />

Rundgänge und ein Workshop zu Sgraffito-Fassaden organisiert, der vor allem die Frage<br />

der Technologie ins Zentrum rückte. Daneben konnten auch eigene laufende Recherchen<br />

in diesem Rahmen diskutiert werden: Überlegungen zur Zeichnung um 1400 (2010), zu<br />

Künstlergrab und Künstlermemoria (2011) sowie zu Künstlerwerkstatt und Bildbegriff<br />

(<strong>2012</strong>); insbesondere aber Texte und Fragestellungen aus zwei größeren Forschungsvorhaben,<br />

die sich beide eng mit Florenz verbinden:<br />

Cola di Petruccio, Selbstbildnis, um<br />

1400, Fresko, Perugia, San Domenico<br />

Finger, Hand, Manier. Die Hand des Künstlers zwischen Praxis und Theorie 1100<strong>–</strong>1600<br />

Ausgehend von der grundlegenden Durchdringung von Körper, Technik und Theoretisierung<br />

zwischen Mittelalter und Früher Neuzeit konnte im Berichtszeitraum vor allem<br />

Giorgio Vasaris Umgang mit den Quellen am Beispiel von »Giottos O« exemplarisch analysiert<br />

werden: seine Aneignung künstlerbiographischer und theoretischer Konzepte des<br />

Trecento und Quattrocento, besonders aber die enge Verbindung der disegno-Theorie zum<br />

Körpertraining des Künstlers. Daran schließen sich derzeit Untersuchungen zur metonymischen<br />

und technischen Bedeutung des Pinsels im Tre- und Quattrocento an, die anhand<br />

der Primär- und Sekundärquellen die Beziehung von Hand und Instrument, insbesondere<br />

hinsichtlich der künstlerischen Transformation des Materials in den Blick nehmen.<br />

»Meister aller Dinge«. Künstlertypen und Kunsttheorie in Franco Sacchettis Novellen<br />

Das Projekt ist dem Spannungsverhältnis von Materialität und Theoretisierung gewidmet,<br />

das gerade in der Novelle, die ihren Anspruch auf Autopsie und Alltagsbindung mit einer<br />

wachsenden Literarizität verbindet, greifbar hervortritt. Im Berichtszeitraum stand besonders<br />

die Zusammenführung von Theologie und Hagiographie mit der anekdotisch vermittelten<br />

Kunsttheorie der Antike im Fokus. Die Rede über Schminke und Idolatrie in der christlichen<br />

Moraldidaxe erwies sich als wichtiges Vehikel der Begriffsvermittlung; sie steht im Trecento<br />

in engstem Kontakt mit der Ausdifferenzierung der mündlich entwickelten Fachsprache,<br />

die unter anderem in den Dokumenten der großen Ausstattungsprojekte überliefert ist.<br />

Franco Sacchettis Novellen verschmelzen um 1400 diese Vorgaben mit den biographischen<br />

Dispositiven der Dantekommentare und chronikalischen Vitenentwürfe und verankern das<br />

Profil der Künstlerpersönlichkeiten in der seit Giovanni Boccaccio poetologisch aufgewerteten<br />

und weit verbreiteten Gattung der Novelle.

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