forschungsbericht november 2008 – juli 2012 - Kunsthistorisches ...
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PROMOVIERENDE | 89<br />
die frühneuzeitliche Verschränkung von corpus animatum und perceptio an Bildbegriffe und<br />
Betrachterkonzepte führt, die innerhalb der Renaissance-Forschung aufgrund einer starken<br />
Konzentration auf ein visuelles Paradigma bisher vernachlässigt wurde.<br />
Von William Morris bis Max Liebermann. Der Künstlergarten zwischen 1860<br />
und 1933 und sein Einfluss auf die Gartenkunst<br />
Annika Kurwinkel<br />
Das Dissertationsprojekt untersucht den Künstlergarten in seiner Genese von 1860 bis 1933<br />
und begreift diesen als einen Ort, an dem der Bildende Künstler <strong>–</strong> der keine gartenkünstlerische<br />
Ausbildung besitzt und außerhalb seiner Profession, mithin als Dilettant agiert <strong>–</strong><br />
gartenkünstlerisch tätig wird. Im Fokus der Untersuchung steht vor allem das den Gartentypus<br />
konstituierende Ineinandergreifen von bildkünstlerischem und gartenkünstlerischem<br />
Arbeiten, das sich in der geschützten Sphäre des privaten (Künstler-) Gartens vollzieht.<br />
Ca. 25 ausgewählte Künstlergärten werden <strong>–</strong> in Abgrenzung zum Garten des Künstlers <strong>–</strong><br />
danach befragt, was aus dieser spezifischen Korrelation von bild- und gartenkünstlerischem<br />
Schaffen entsteht, wie der Künstler die Ausdrucksmittel der Gartenkunst für seine individuellen<br />
künstlerischen Maxime funktionalisiert und welcher Zusammenhang zwischen der<br />
Gartengestaltung und den Diskursen der Gartenkunst besteht.<br />
Mit der grundlegenden These, dass der Künstlergarten mit dem Resultat der ihn konstituierenden<br />
gestalterischen Korrelationen sukzessive Einfluss auf die konventionelle Gartenkunst<br />
nimmt, werden die Ergebnisse zusammengeführt und die Genese des Gartentyps<br />
nachgezeichnet.<br />
Die Grabstätte des hl. Bernhardin in L’Aquila im Kontext der Heiligenverehrung<br />
des 15. und frühen 16. Jahrhunderts<br />
Pavla Langer<br />
Silvestro Aquilano und Werkstatt,<br />
Mausoleum des Hl. Bernhardin von<br />
Siena, 1505 vollendet, L’Aquila, San<br />
Bernardino<br />
Bernhardin von Siena (1380<strong>–</strong>1444), Wanderprediger und zentraler Vertreter der franziskanischen<br />
Reform, zählt zu den bekanntesten Heiligen des Spätmittelalters. Sein wenig beachtetes,<br />
vom Ende des Quattrocento stammendes Grabmal befindet sich in der ihm zu<br />
Ehren errichteten Basilika in L'Aquila. In seiner eklektizistischen Gestaltung ist das freistehende<br />
Mausoleum einzigartig und formal ohne eindeutige Vorbilder. Anleihen an römische<br />
Klerikergrabmäler und Tabernakel sowie an die Florentiner Grabmalstradition vereinte der<br />
Bildhauer Silvestro Aquilano zu einer Gestaltlösung, die liturgischen und politischen Erwägungen<br />
Rechnung trägt. Innen wie eine Miniaturarchitektur gewölbt und verkleidet,<br />
gleicht das Mausoleum einem mit vergitterten Öffnungen versehenen monumentalen<br />
Schautresor. Die periodische Sichtbarmachung des Heiligenleibes ist als effektvolle stufenweise<br />
Enthüllung zu denken. Als Referenzobjekt strahlte das Bernhardinmausoleum formal<br />
auf Grabmäler anderer Aquilaner Stadtpatrone aus und wurde als Anziehungspunkt<br />
von Wallfahrten zu einem wichtigen Wirtschaftsfaktor. Das Dissertationsprojekt bemüht<br />
sich um eine multifokale Annäherung an die Grabstätte, an der die Interessen von Heimatstadt<br />
Siena und Sterbeort L'Aquila, aber auch ordens-, kommunal- und landespolitische<br />
Ziele sowie diejenigen des privaten Stifters Iacopo di Notar Nanni zusammentreffen.<br />
Tradierung topographischen Wissens <strong>–</strong> Der sogenannte Strozzi-Plan<br />
und seine Quellen<br />
Anne Leicht<br />
Im Zentrum des Promotionsvorhabens steht der sogenannte Strozzi-Plan, eine auf Pergament<br />
ausgeführte Federzeichnung der Stadt Rom, die Alessandro Strozzi zugeschrieben<br />
und in das Jahr 1474 datiert wird. Im Gegensatz zu älteren und anderen zeitgenössischen<br />
Romdarstellungen zeichnet sich das kleinformatige Blatt durch die Vielzahl der antiken