forschungsbericht november 2008 – juli 2012 - Kunsthistorisches ...
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FORSCHUNGEN DER WISSENSCHAFTLICHEN MITARBEITERINNEN UND MITARBEITER | 151<br />
Gemalte Bogenreihe mit über 50<br />
Männerorden, 1417, Konstanz,<br />
Dreifaltigkeitskirche<br />
Ordensikonographie interessanteste Bereich des umfangreichen<br />
Bildprogramms ist eine gemalte Bogenreihe mit einer für die monumentale<br />
Malerei ungewöhnlichen Gesamtschau der bedeutendsten<br />
geistlichen Männerorden jener Zeit, darunter orthodoxe Eremitengemeinschaften,<br />
Mönchsorden, Bettelorden, Hospitalorden und Ritterorden.<br />
Der schlechte Erhaltungszustand der Fresken erlaubte lange<br />
Zeit keine gesicherten Aussagen über das Bildprogramm dieser Triforiumszone.<br />
Fünf Handschriften des 15. Jahrhunderts überliefern<br />
jedoch präzise schriftliche Aufzählungen geistlicher Gemeinschaften<br />
(in einem Fall sogar begleitet von Illustrationen), welche in der Abfolge<br />
mit dem Freskenprogramm der Konstanzer Kirche übereinstimmen.<br />
Der Vergleich dieser Ordenslisten erlaubt es, das Bildprogramm<br />
der Dreifaltigkeitskirche präziser zu deuten, als es bislang möglich gewesen ist. Geplant ist,<br />
den Zusammenhang zwischen Kunstproduktion und Konzilsgeschehen am Bodensee an<br />
weiteren Beispielen zu untersuchen.<br />
E-Ressourcen für die Kunstgeschichte<br />
Verena Gebhard<br />
Das Angebot an kunsthistorischen Zeitschriften von acht Volltextdatenbanken, die zur<br />
sogenannten ›Grundversorgung‹ der Max-Planck-Gesellschaft gehören, wurde in diesem<br />
bibliothekswissenschaftlichen Forschungsprojekt nach quantitativen und qualitativen Kriterien<br />
in Bezug auf die speziellen Informationsgewohnheiten und -bedürfnisse von kunsthistorischen<br />
Nutzern ausführlich bewertet. Es bestätigte sich die Vermutung, dass das Fach<br />
in den Zeitschriftendatenbanken mit verhältnismäßig wenigen Titeln vertreten ist; zu wünschen<br />
bleibt weiterhin, dass die Datenbankanbieter zunehmend auch kunsthistorische Titel<br />
stärker integrieren. Die Inhalte der Aggregatordatenbanken überschneiden sich teilweise,<br />
die Schnittmenge ist jedoch für den Fachbereich Kunst/Kunstgeschichte geringer als erwartet,<br />
d.h. der größte Anteil der kunsthistorischen Zeitschriften wird nur in einer der betreffenden<br />
Datenbanken im Volltext angeboten. Die Untersuchung des Fächerspektrums,<br />
innerhalb dessen die Kunstgeschichte in den Aggregatoren platziert ist, verdeutlichte, dass<br />
ein wichtiger Mehrwert dieser Datenbanken in ihrer Interdisziplinarität liegt und damit<br />
der Möglichkeit, über eine Suchabfrage Treffer aus unterschiedlichen Fächern zu erhalten.<br />
Von der Kunst des sozialen Aufstiegs <strong>–</strong> die Familie Rezzonico zwischen<br />
Venedig und Rom<br />
Almut Goldhahn<br />
Baldassare Longhena/Giorgio Massari,<br />
Ca‘ Rezzonico, Venedig<br />
Die im Februar 2011 abgeschlossene Dissertation beschäftigt sich mit<br />
dem sozialen Aufstieg der venezianischen Papstfamilie Rezzonico und<br />
untersucht in einer vergleichend angelegten Studie die Strategien der<br />
gesellschaftlichen Etablierung einer dem »patriziato nuovo« angehörigen<br />
Familie in Venedig und Rom im 17. und 18. Jahrhundert. Neben dem Aufbau<br />
und der Pflege eines weitverzweigten sozialen Netzwerkes, welches<br />
hier erstmals herausgearbeitet wurde, spielte hierfür die Kunstpatronage<br />
der Familie eine fundamentale Rolle, die sich u.a. in einer umfangreichen<br />
Kunstsammlung, der Errichtung eines Familienpalastes am Canal Grande<br />
und einer Villa vor den Toren Bassano del Grappas sowie später, während<br />
des Pontifikats von Clemens XIII. Rezzonico (1758<strong>–</strong>1769), in das römische<br />
Stadtbild bis heute prägenden Bauten niederschlug: Zu nennen ist in erster Linie<br />
der Umbau der Malteserkirche Santa Maria in Priorato durch Piranesi und die Gestaltung<br />
der zugehörigen Platzanlage auf dem Aventin. Besonders Piranesis Bauten wurden von<br />
der Familie gezielt dazu eingesetzt, den exzessiven Nepotismus des Rezzonico-Papstes mit<br />
visuellen Mitteln zu rechtfertigen. Denn anders als es die historische Forschung bisher