forschungsbericht november 2008 – juli 2012 - Kunsthistorisches ...
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152 | FORSCHUNGEN DER WISSENSCHAFTLICHEN MITARBEITERINNEN UND MITARBEITER<br />
dargestellt hat, spielte der Nepotismus auch nach seiner offiziellen Reglementierung 1676<br />
durch Innozenz XI. eine ungebrochen wichtige Rolle in der römischen Wahlmonarchie, wie<br />
anhand des Rezzonico-Pontifikats gezeigt werden kann.<br />
Schwellenräume zwischen Stadt und Meer: Italienische Hafenanlagen der<br />
Frühen Neuzeit als Eingangsplätze der Stadt<br />
Stephanie Hanke<br />
Die Bedeutung des Hafens in seiner Funktion und Gestaltung als Eingangsplatz<br />
der Stadt ist bislang nicht hinreichend untersucht worden. Dieser<br />
Aspekt steht im Zentrum des als raumtypologische Studie angelegten Forschungsprojektes,<br />
das den Hafen unter formalen und sozialen Aspekten als<br />
urbanen Schwellenraum analysiert: Hier greifen Land und Wasser, Architektur<br />
und Natur ineinander, vermischen sich Stadtbevölkerung und Fremde.<br />
Gerade in der Frühen Neuzeit ergab sich aufgrund des intensivierten Seehandels<br />
und der Bedrohung durch Korsaren für die Häfen des Mittelmeeres<br />
eine ambivalente Rolle. Einerseits galt es, sie als zentrale Handelsumschlagplätze<br />
eng in das urbane Gefüge einzubinden, während sie andererseits als<br />
sensible Angriffsfläche ein Außenraum bleiben mussten, gegenüber dem<br />
sich die Stadt gegebenenfalls verschließen konnte. Das Projekt untersucht<br />
anhand von Fallbeispielen die Konsequenzen für die urbanistische, architektonische<br />
und künstlerische Gestaltung der Häfen, die sich aus dieser doppelten<br />
Funktion als ein Innen und zugleich ein Außen der Stadt ergaben.<br />
Berücksichtigung finden dabei auch die Ausführungen der zeitgenössischen<br />
Traktatliteratur in ihrem normativen Charakter sowie das Quellenmaterial<br />
zum Hafen als sozialem Raum. Eine erste Teilstudie widmete sich den Ehrenstatuen in den<br />
Häfen von Ancona, Livorno, Messina und Palermo, an denen die Bedingungen sowie das<br />
Potential des Hafens als Wirkungsraum für die Skulptur aufgezeigt wurden. In ihrer Ausrichtung<br />
auf das Meer und gleichzeitigen Rückkopplung an die Stadt kam den am Hafen<br />
positionierten Herrscherbildnissen eine Scharnierfunktion zu, an die sich territoriale, über<br />
die Stadt hinausweisende Herrschaftsansprüche knüpften.<br />
Marco Tullio Montagna/Simone Lagi,<br />
Vedute des Hafens von Civitavecchia,<br />
17. Jh., Wandmalerei, Rom, Palazzo<br />
del Quirinale<br />
Der Neubau der Bibliotheca Hertziana in Rom von Juan Navarro Baldeweg<br />
Stephanie Hanke<br />
Die 2009 als Masterarbeit im Rahmen des Fernstudienganges<br />
Bibliothekswissenschaft an der Humboldt-Universität zu<br />
Berlin eingereichte Studie befasste sich mit dem Neubauprojekt<br />
der Bibiotheca Hertziana in Rom von Juan Navarro<br />
Baldeweg. Dabei wurden die architektonische Formensprache<br />
und die räumliche Gesamtkomposition des 1995 ausgewählten<br />
Wettbewerbsentwurfes untersucht, insbesondere<br />
die Lichtregie innerhalb des Gebäudes sowie der dem Projekt<br />
zugrundeliegende Gedanke des genius loci. Weiterhin<br />
erfolgte eine Analyse des Bauwerks unter funktionalen Aspekten,<br />
wofür die von Harry Faulkner-Brown und Andrew<br />
McDonald entwickelten Kriterienkataloge zur Planung von Bibliotheksneubauten als Grundlage<br />
dienten. Im Vergleich mit den Entwürfen der sieben anderen Wettbewerbsteilnehmer<br />
zeigten sich die Stärken des Entwurfes im Erschließungskonzept, in der Einbindung in die historische<br />
Bausubstanz, in der Beleuchtung sowie in der hohen Suggestivkraft der räumlichen<br />
Eingangssituation und des Lichthofes. Im Gegenzug ergaben sich funktionale Mängel, etwa<br />
ein aufgrund der Offenheit der Struktur zu erwartender hoher Lärmpegel in den Lesezonen<br />
sowie vor allem ein nur mäßiger Stellflächengewinn, der in Zukunft keine maximale Zugänglichkeit<br />
durch eine komplette Freihandaufstellung mehr ermöglichen wird.<br />
Juan Navarro Baldeweg, Entwurfsskizze<br />
für den Neubau der Bibliotheca<br />
Hertziana in Rom, 1995