Tirol hat gewählt - Österreich Journal
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ÖSTERREICH JOURNAL NR. 118 / 03. 05. 2013<br />
Kultur<br />
Die Rotunde<br />
Eine Sonderausstellung im Bezirksmuseum Wien-Leopoldstadt widmet sich<br />
der Geschichte der Weltausstellung 1873 und dem Brand der Rotunde.<br />
102<br />
Foto: Archiv Bezirksmuseum Leopoldstadt<br />
Unter den Hochrufen der Menge fuhren am 1. Mai 1879 um 12 Uhr der Kaiser und seine Gemahlin Kaiserin Elisabeth am<br />
Südportal des Industriepalastes vor und wurden dort von den bereits wartenden Ehrengästen aus aller Welt erwartet.<br />
Die Idee, in Wien eine Weltausstellung<br />
abzuhalten, stieß nicht nur bei österreichischen<br />
Industriellen, sondern auch bei<br />
Kaiser Franz Joseph I. auf großes Interesse.<br />
Nach zwei verlorenen Kriegen (gegen Preussen<br />
und Sardinien) mit großen Gebietsverlusten<br />
<strong>hat</strong>te die Habsburgermonarchie an<br />
Bedeutung und Ansehen im deutschsprachigen<br />
Raum verloren. Gleichzeitig nahmen die<br />
nationalen Bestrebungen innerhalb der<br />
Donaumonarchie zu und schließlich wurde<br />
im <strong>Österreich</strong>isch-Ungarischen Ausgleich<br />
1867 das k.k. Kaisertum <strong>Österreich</strong> in die<br />
k.u.k. Doppelmonarchie <strong>Österreich</strong>-Ungarn<br />
umgewandelt. Nach der absolutistischen Ära<br />
unter Metternich und der Revolution von<br />
1848 entwickelte sich in <strong>Österreich</strong> ein starker<br />
Liberalismus mit unterschiedlichen Strömungen.<br />
Gemeinsam war ihnen der Glaube<br />
an Fortschritt und Darwinismus und die Ablehnung<br />
von Religion und staatlichen Eingriffen<br />
in wirtschaftliche und sozialpolitische<br />
Belange. In der Folge kam es zu weitreichenden<br />
sozialen Veränderungen, zu denen auch<br />
die wirtschaftliche Entwicklung beitrug. In<br />
der so genannten Gründerzeit herrschte ein<br />
»<strong>Österreich</strong> <strong>Journal</strong>« – http://www.oesterreichjournal.at<br />
unglaublicher Optimismus, es wurden viele<br />
neue Banken und Firmen gegründet und die<br />
technische Entwicklung wies einen großen<br />
Aufschwung auf. Die enorme Bautätigkeit<br />
zog viele Menschen in die Städte- vor allem<br />
nach Wien, wo sie meist unter schlechten<br />
Bedingungen lebten. In diesem „Proletariermilieu“<br />
entwickelten sich Strömungen, die<br />
über die Bildung von Arbeiterbildungsvereinen<br />
letztendlich zur Entstehung der Sozialdemokratie<br />
führten.<br />
Private Eisenbahnlinien, wachsende<br />
Schifffahrt und Untersee-Telegraphenkabeln<br />
verbanden Länder und Kontinente miteinander.<br />
Die dadurch beginnende Globalisierung,<br />
die zunehmende Industrialisierung und die<br />
verbesserten Verkehrsbedingungen führten<br />
dazu, daß Firmen ihre Produkte auf Ausstellungen<br />
mit überregionaler Bedeutung präsentierten,<br />
weil sie dadurch auf größere Absatzmöglichkeiten<br />
hofften. In Wien organisierten<br />
und finanzierten Wiener Bürger 1835, 1839<br />
und 1845 Gewerbe- und Gewerbsprodukte-<br />
Ausstellungen. Die erste vom 1. bis 30. September<br />
1835, an der 594 Fabrik- und Gewerbebesitzer<br />
teilnahmen, wurde in der Hofreitschule<br />
der Hofburg veranstaltet, in der<br />
Folge diente das neu erbaute k.k. Polytechnische<br />
Institut (Technische Universität)<br />
als Ausstellungsort. 1857 gab es im Augarten<br />
in der Leopoldstadt die erste landwirtschaftliche<br />
Ausstellung, hinter der die österreichische<br />
Regierung stand, auch mehrere Gartenbauausstellungen<br />
fanden hier statt.<br />
Der Anstoß kam aus Niederösterreich<br />
Pläne für die Durchführung einer Weltausstellung<br />
in Wien gab es bereits Jahre davor.<br />
Weltausstellungen <strong>hat</strong>te es erstmals in<br />
London 1851 und nochmals 1862 und in Paris<br />
1855 und 1867 gegeben. Große österreichische<br />
Firmen waren daran als Aussteller<br />
beteiligt.<br />
Bereits 1862 stellten der Niederösterreichische<br />
Gewerbeverein und die Niederösterreichische<br />
Handels- und Gewerbekammer<br />
das Thema „Weltausstellung in Wien“ öffentlich<br />
zur Diskussion. Zwei kaiserliche<br />
Entschließungen zur Durchführung von internationalen<br />
Ausstellungen in den Jahren<br />
1863 und 1866 wurden wegen innen- und<br />
außenpolitischer Probleme nicht verifiziert.