Tirol hat gewählt - Österreich Journal
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ÖSTERREICH JOURNAL NR. 118 / 03. 05. 2013<br />
Kultur<br />
107<br />
wollte. Dank der neuen Telegrafie wurden<br />
Aktien an den aufgeheizten Börsen ganz<br />
Europas gehandelt. Spekulation wurden zum<br />
Sport weiter Bevölkerungsschichten.<br />
Man mißachtete die ersten Warnzeichen<br />
einer steigenden Zahl von Insolvenzen, bis<br />
schließlich am 9. Mai – nur 8 Tage nach<br />
Eröffnung der Weltausstellung – die Wiener<br />
Börse völlig zusammenbrach. In der Folge<br />
verschwanden ein Großteil der neugegründeten<br />
Banken und Aktiengesellschaften. Die<br />
nachfolgende wirtschaftliche Depression<br />
war langfristig gesehen nicht so dramatisch<br />
wie befürchtet, erfaßte aber ganz Europa.<br />
Die konjunkturelle Hochstimmung der Gründerzeit<br />
war dahin und die liberale Wirtschaftspolitik<br />
<strong>hat</strong>te an Vertrauen eingebüßt.<br />
Ursprünglich war vorgesehen, die für die<br />
Weltausstellung errichteten Gebäude wieder<br />
abzureißen. Dies geschah auch mit den meisten.<br />
Auch die Rotunde sollte im Herbst 1873<br />
demontiert werden, doch dieses Vorhaben<br />
erwies sich als zu schwierig und zu teuer.<br />
Also blieb sie noch 64 Jahre lang stehen und<br />
wurde für weitere Ausstellungen und die<br />
unterschiedlichsten Veranstaltungen verwendet<br />
– und wurde ab 1921 für die Wiener<br />
Messe genutzt.<br />
Der Brand der Rotunde<br />
Nach 64 Jahren, in denen die Rotunde die<br />
unterschiedlichsten Ausstellungen und Veranstaltungen<br />
beherbergte, kam das Aus für<br />
das einzigartige Gebäude im Prater. Am 17.<br />
September 1937 fiel sie innerhalb weniger<br />
Stunden einem Brand zum Opfer.<br />
Da die Rotunde als sehr brandgefährdet<br />
galt – alleine in der Kuppel waren ca. 400<br />
Tonnen Holz verbaut – gab es darin Feuerschutzeinrichtungen<br />
wie Handfeuerlöschgeräte,<br />
Hydranten und eine automatische<br />
Feuermeldeanlage. Während der Ausstellungen<br />
wurden zusätzlich Brandsschutzwachen<br />
und ein regelmäßiger Patrouillendienst im<br />
Gebäude eingerichtet, und mehrmals konnten<br />
kleinere Brände gelöscht werden. Doch<br />
zuletzt blieben alle Maßnahmen wirkungslos.<br />
Am 17. September 1937 gegen 12.30 bemerkte<br />
ein Arbeiter, der noch mit dem Abbau<br />
nach der letzten Herbstmesse beschäftigt<br />
war, an der Nordseite des Mittelbaus an der<br />
Säule Nr. 17 ein Feuer und schlug sofort<br />
Alarm. Zuerst war das Ausmaß des Brandes<br />
nicht erkennbar, da er sich in den zwischen<br />
dem Blech und Stuck liegenden Hohlräumen<br />
ausbreitete und dort rasant nach oben wanderte.<br />
Bald stiegen Rauch und Flammen aus<br />
der Kuppel auf.<br />
Foto: Bezirksmuseum Leopoldstadt / <strong>Österreich</strong> <strong>Journal</strong> / Michael Mössmer<br />
Eine der Virtrinen im Bezirksmuseum Leopoldstadt ist der großangelegten Ausstellung<br />
der Wiener Photographen-Association gewidmet – einem damals gerade<br />
vor seinem rasanten Aufstieg stehenden sehr jungen Gewerbe.<br />
»<strong>Österreich</strong> <strong>Journal</strong>« – http://www.oesterreichjournal.at<br />
Die Wiener Berufsfeuerwehr erhielt die<br />
Meldung vom Rotundenbrand um 12.36, der<br />
erste Löschzug traf um 12.41 ein. Die ersten<br />
Feuerwehrleute kamen von den Feuerwachen<br />
Donaustadt, Prater und Landstraße. Um<br />
12.45 waren drei Schlauchanlagen in Betrieb,<br />
weitere fünf Löschzüge folgten. Von<br />
unten wirkte der Brand anfangs nicht besonders<br />
bedrohlich. Erst als die Feuerwehrleute<br />
auf das Kuppeldach der Rotunde stiegen,<br />
erkannten sie, wie weit die Flammen<br />
schon Besitz von dem Gebäude ergriffen<br />
<strong>hat</strong>ten. Das von außen auf die Kuppel gespritzte<br />
Löschwasser war wirkungslos, da es<br />
durch des Eisendach nur schwer zum eigentlichen<br />
Brandherd vordringen konnte.<br />
Um 13.30 erhielten die Feuerwehrleute<br />
auf dem Dach durch ein Hornsignal den Befehl,<br />
sich zurückziehen. Sie entgingen knapp<br />
einer Katastrophe, denn um 13.33 stürzte die<br />
Kuppel in sich zusammen und tausend Tonnen<br />
Eisen fielen auf den Mittelteil der Rotunde.<br />
Nun breiteten sich die Flammen auf<br />
die seitlichen Teile des Gebäudes aus und<br />
gefährdeten auch Gebäude im Umfeld. Ein<br />
nahe gelegenes Lagerhaus der Stadt Wien,<br />
einige Wohnhausdächer und der Übungsturm<br />
der Feuerwache „Prater“ fingen durch<br />
Flugfeuer zu brennen an, konnten aber<br />
schnell gelöscht werden. Weitere Gebäude –<br />
darunter die Stallungen der nahe gelegenen<br />
Trabrennbahn – wurden mit Hilfe der<br />
Feuerwehr, die sie vorsorglich mit Wasser<br />
bespritzte, bewahrt. Um 18.15. waren die<br />
letzten Teile der Rotunde niedergebrannt.<br />
Neue Feuerwehrleute lösten ihre erschöpften<br />
Kollegen ab und hielten Brandwache bis zum<br />
Ende des nächsten Tages.<br />
Die Nachricht vom Brand verbreitete sich<br />
rasch durch mündliche Information und<br />
durch das Radio. Viele Politiker – u.a. Bundespräsident<br />
Wilhelm Miklas, Bundeskanzler<br />
Kurt Schuschnigg und der Vizebürgermeister<br />
der Stadt, Fritz Lahr – und mehrere