Tirol hat gewählt - Österreich Journal
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Foto: Bezirksmuseum Leopoldstadt / <strong>Österreich</strong> <strong>Journal</strong> / Michael Mössmer<br />
ÖSTERREICH JOURNAL NR. 118 / 03. 05. 2013<br />
Kultur<br />
der Kaiser die Ausstellung für eröffnet.<br />
Adolf Fürst von Auersperg, Ministerpräsident<br />
von Cisleithanien (österreichische<br />
Reichshälfte), und Bürgermeister Felder<br />
würdigten in kurzen Ansprachen die Ausstellung<br />
als „völkerverbindendes Friedensfest“<br />
und „Beitrag zum Wohle der gesamten<br />
Menschheit“. Mit dem Festgesang von Friedrich<br />
Händel, für den für die Weltausstellungseröffnung<br />
ein eigener Text verfaßt worden<br />
war, endete der Festakt. Er <strong>hat</strong>te eine<br />
knappe Viertelstunde gedauert. Nun begann<br />
der erste Rundgang durch die Ausstellung<br />
mit den Ehrengästen…<br />
Insgesamt war Kaiser Franz Joseph auf<br />
dem diplomatischen Parkett sehr erfolgreich.<br />
Die diplomatischen Kontakte in der Vorbereitungszeit<br />
und auf der Weltausstellung, die<br />
zahlreich anreisenden Monarchen, Kronprinzen,<br />
Staatsoberhäupter, Diplomaten und<br />
Wirtschaftsmagnaten sowie die Unterzeichnung<br />
des „Dreikaiserabkommens“ zwischen<br />
Preußen, Rußland und <strong>Österreich</strong> rückten <strong>Österreich</strong><br />
in den Mittelpunkt europäischer Friedenspolitik<br />
und halfen die Isolierung nach<br />
den demütigenden Niederlagen im Krieg<br />
gegen Preußen und Italien zu überwinden.<br />
Der schwarze Freitag – der<br />
Börsenkrach am 9. Mai 1873<br />
Die Zeit vor der Weltausstellung war geprägt<br />
von enormem Fortschrittsglauben und<br />
unerschütterlicher Wirtschaftseuphorie. Neue<br />
Aktiengesellschaften mit zu geringer finanzieller<br />
Ausstattung wurden etabliert. Neue<br />
Banken wurden gegründet, die Kredite auf<br />
halbfertige Häuser gaben, die man von den<br />
zu erwartenden Kursgewinnen fertigbauen<br />
Die Rotunde als Motiv für unzählige Souvenire – einige davon sind im Bezirksmuseum<br />
Leopoldstadt ausgestellt<br />
Superlative<br />
106<br />
Die Wiener Weltausstellung war geplant<br />
als größtes Szenario von Wirtschaft,<br />
Wissenschaft, Technik und Kunst.<br />
Das Areal umfaßte 2,330.631 m²,<br />
davon waren 160.000 m² überdacht. Damit<br />
war es fünfmal größer als die Weltausstellung<br />
in Paris 1867 und zwölfmal<br />
größer als die Weltausstellung in London<br />
1862. Die Länge des Industriepalasts<br />
betrug fast 1 km. 194 Pavillons wurden<br />
errichtet. Das Gelände war so riesig, daß<br />
nach Berechnung der Generaldirektion<br />
ein Besucher 40 Tage benötigte, um alles<br />
zu sehen. 12.000 Fauteuils und Stühle waren<br />
am Gelände verteilt. Die Wiener Möbelfabrik<br />
Fischer+Meyer fertigte eigene<br />
„Rollsessel“ an, die man mit livriertem<br />
Lenker um 10 fl/Tag mieten konnte<br />
Die Bauzeit betrug 21 Monate für alle<br />
Bauten, Konstruktionen und Ausstattungen.<br />
(Planungsphase ab Juli 1871, Fertigstellung<br />
der Pläne September 1871, Eröffnung<br />
1. Mai 1873). 5000 Arbeiter und<br />
K.K. Genietruppen (Pioniere) wurden für<br />
den Bau beschäftigt.<br />
Die Rotunde war die größte Kuppel<br />
der Welt. Bei der Ausstellungseröffnung<br />
waren 12.000 Menschen darin versammelt<br />
und sie war nicht voll!<br />
35 Länder beteiligten sich an der<br />
Weltausstellung in Wien. Insgesamt gab<br />
es 53.000 Aussteller, davon 9104 aus<br />
<strong>Österreich</strong> (17 %).<br />
Die Jury <strong>hat</strong>te 956 Mitglieder. Es wurden<br />
25.572 Medaillen verliehen, davon<br />
6158 für <strong>Österreich</strong><br />
Erwartete Besucher: 10,000.000<br />
Tatsächliche Besucher: 7.255.000<br />
Der Eintrittspreis am Eröffnungstag<br />
betrug 25 Gulden (davon mußte eine<br />
vierköpfige Arbeiterfamilie etwa eine<br />
Woche leben)<br />
Geplante Kosten: 6.000.000 Gulden<br />
Tatsächliche Kosten: 19.123.270 Gulden<br />
Einnahmen: 4.256.349 Gulden<br />
Defizit:<br />
14.866.921 Gulden<br />
Die Gründe für das enorme Defizit<br />
lagen einerseits in der enormen Kostenüberschreitung<br />
bei den Vorbereitungen<br />
zur Weltausstellung, andererseits in der<br />
bei Weitem nicht den Erwartungen entsprechenden<br />
Besucherzahl.<br />
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