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Tirol hat gewählt - Österreich Journal

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ÖSTERREICH JOURNAL NR. 118 / 03. 05. 2013<br />

Kultur<br />

108<br />

tausend schaulustige Wiener eilten in den<br />

Prater, um sich selbst ein Bild zu machen.<br />

Das Militär mußte das Gelände absperren,<br />

damit die Feuerwehr nicht behindert wurde.<br />

Bei der Brandbekämpfung waren nicht<br />

nur alle erreichbaren Wiener Feuerwehrleute,<br />

sondern auch mehrere Hundert Soldaten<br />

des Infanterieregiments Nr. 5 aus der Erzherzog-Albrecht-Kaserne<br />

im Einsatz. Insgesamt<br />

waren 250 Feuerwehrleute mit 88 Feuerwehrfahrzeugen<br />

im Einsatz, 14.000 Meter<br />

Schläuche und 30 Rohre wurden verwendet,<br />

aber die Rotunde war nicht mehr zu retten.<br />

Die 2000 Liter Wasser, das pro Minute zur<br />

Verfügung stand, reichten nicht aus, man<br />

hätte 150.000 Liter/Minute benötigt, wie der<br />

Bericht der Feuerwehr vermerkt.<br />

Die Brandursache blieb trotz der sofort<br />

eingeleiteten polizeilichen Untersuchung<br />

unter der Leitung von Hofrat Barber vom<br />

Sicherheitsbüro bis heute ungeklärt. Glücklicherweise<br />

mußten keine Menschenleben<br />

beklagt werden.<br />

Der finanzielle Schaden war enorm, zumal<br />

die Rotunde, die dem Staat gehörte,<br />

nicht versichert war. Nur die Wiener Messe<br />

A.G., die einen Mietvertrag bis 1945 abgeschlossen<br />

<strong>hat</strong>te, <strong>hat</strong>te das Gebäude um<br />

250.000 und die eingebauten Kojen um<br />

800.000 versichert, wobei insgesamt 22 Versicherungsgesellschaften<br />

beteiligt waren,<br />

welche wiederum Rückversicherungen im<br />

Ausland <strong>hat</strong>ten.<br />

Am 22. September 1937 begannen die<br />

schwierigen Aufräumarbeiten. An die 300<br />

Arbeiter demolierten die Mauer- und Eisenreste.<br />

Über eine Million Nietenköpfe wurden<br />

abgeschlagen und fast fünf Millionen Kilogramm<br />

Eisen wurden zerteilt – Ende November<br />

waren die Arbeiten beendet.<br />

Das endgültige Aus für alle Pläne<br />

Bereits im Jänner 1938 gab es eine<br />

Ausschreibung für die Neugestaltung des<br />

Messegeländes, doch ehe man mit der Umsetzung<br />

beginnen konnte, wirkten sich die<br />

politischen Veränderungen aus. Die Nationalsozialisten<br />

<strong>hat</strong>ten den Plan, das Gelände<br />

als Aufmarschplatz zu verwenden, daher<br />

wurden für die ersten Messen nach dem<br />

Brand, die bis 1942 stattfanden, nur Zelte<br />

und provisorische Hallen errichtet. Während<br />

des 2. Weltkriegs wurden die noch vorhandenen<br />

Ausstellungsbauten im Prater fast<br />

vollständig zerstört.<br />

Heute ist nur noch der Name „Rotunde“<br />

erhalten. Die über den Donaukanal führende<br />

Rotundenbrücke, über die heute die Straßenbahnlinie<br />

1 entlang der Rotundenallee im<br />

Prater zur Hauptallee fährt, der Rotundenplatz,<br />

an dem der Haupteingang lag, und<br />

eine Haltestelle der Liliputbahn erinnern<br />

daran, daß in dieser Gegend des Praters einst<br />

die größte Kuppel Europas aufragte – die<br />

einst eines der Wahrzeichen von Wien war.<br />

Das Bezirksmuseum Leopoldstadt<br />

widmet sich in einer aktuellen Sonderausstellung<br />

der Geschichte der Rotunde, die bis<br />

30. Juni 2013 während der Öffnungszeiten<br />

des Museums zu besichtigen ist (Link zu allen<br />

Informationen siehe unten). Es ist im Amtshaus<br />

für den 2. Bezirk untergebracht. Durch<br />

einen eigenen Eingang von der Karmelitergasse<br />

betritt der Besucher das Stiegenhaus,<br />

in welchem bereits einige Schaustücke, ein<br />

Grenzstein aus dem Prater aus dem Jahr<br />

1691, ein Weichenstellbock vom Nordbahnhof,<br />

eine Praterordnung mit Verhaltensregeln<br />

und einige Ölbilder früherer Bezirksvorsteher<br />

ausgestellt sind.<br />

Dort befindet sich auch ein großflächiges<br />

Bild vom Maler Ernst Paar, das die ereignisreiche<br />

Bezirksgeschichte in Episoden darstellt.<br />

Durch einen weiteren Vorraum erreicht<br />

der Besucher den großen Ausstellungsraum,<br />

der ganze Stolz des Museums. Das Anliegen<br />

der ehrenamtlichen MitarbeiterInnen ist es,<br />

die lange und wechselvolle Geschichte der<br />

Leopoldstadt, unter Verwendung von Modellen,<br />

Dioramen und originalen Schaustücken,<br />

spannend darzustellen und den interessierten<br />

BesucherInnen näherzubringen.<br />

Der Themenbogen spannt sich von der<br />

ersten Besiedelung durch Fischer und Fährleute<br />

im 12. und 13. Jahrhundert, über verheerende<br />

Überschwemmungen bis zur Donaukanal-<br />

und Donauregulierung. Weitere<br />

Themen sind Brücken, das Theaterleben im<br />

II. Bezirk, der Nordbahnhod und weitere Eisenbahnstrecken,<br />

die Dampftramway mit<br />

Straßenbahn, Kirchen und Klöster, der Hafen,<br />

Persönlichkeiten des Bezirks, Künster,<br />

der Prater mit dem Riesenrad, das Judenghetto,<br />

das Vergnügungsviertel „Venedig in<br />

Wien“, die Weltausstellung, die Revolution<br />

von 1848, die Türkenkriege und die Lebensumstände<br />

um 1900.<br />

•<br />

http://www.bezirksmuseum.at/default/index.php?id=28<br />

Das „<strong>Österreich</strong> <strong>Journal</strong>“ bedankt sich<br />

beim Team des Bezirksmuseums einerseits<br />

für die Überlassung der umfangreichen Informationen,<br />

aus denen die vorstehende Zusammenfassung<br />

entstehen konnte!<br />

Foto: Bezirksmuseum Leopoldstadt / <strong>Österreich</strong> <strong>Journal</strong> / Michael Mössmer<br />

Schließlich noch ein kurzer Blick in den großen Ausstellungsraum im Bezirksmuseum – der ganze Stolz der MirarbeiterInnen.<br />

»<strong>Österreich</strong> <strong>Journal</strong>« – http://www.oesterreichjournal.at

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