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Tirol hat gewählt - Österreich Journal

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ÖSTERREICH JOURNAL NR. 118 / 03. 05. 2013<br />

Innenpolitik<br />

8<br />

mehr Transparenz, dann manövriert es sich<br />

selbst in eine einsame und unhaltbare Lage.“;<br />

und im Land selbst sprechen sich Experten<br />

wie WIFO-Chef Karl Aiginger dafür<br />

aus, das Bankgeheimnis aufzugeben. Steuerexperte<br />

Werner Doralt geht davon aus, daß<br />

es dieses in zwei Jahren nicht mehr geben<br />

werde.<br />

Finanzministerin Maria Fekter hält dem<br />

entgegen, sie werde auch künftig für den Erhalt<br />

des Bankgeheimnis in <strong>Österreich</strong> kämpfen,<br />

„denn ich will weder einen Schnüffelstaat<br />

noch sinnlose Datenfriedhöfe. Die<br />

<strong>Österreich</strong>er haben auch wenn es um’s Ersparte<br />

geht, ein Recht auf Privatsphäre.“ Sparer,<br />

die sich etwas zur Seite legen, seien<br />

nicht per se Kriminelle. Das Bankgeheimnis<br />

ist bereits heute kein Schutz für Verbrecher<br />

und Kriminelle, da es schon jetzt auf Anfrage<br />

einer Behörde im Einzelfall aufgehoben<br />

werden kann.<br />

Viel effizienter im Kampf gegen Steuersünder<br />

seien gezielte Abkommen mit Staaten<br />

wie der Schweiz oder Liechtenstein, wie sie<br />

erst kürzlich abgeschlossen wurden. „Wir<br />

holen uns aus diesen Abkommen über 1,5<br />

Milliarden Euro von Steuersündern zurück,<br />

ohne des Bankgeheimnis zu opfern. So<br />

macht man das richtig und dieses Modell ist<br />

ausgesprochen effizient“, so Fekter. Bereits<br />

heute sei das Bankgeheimnis kein Schutz für<br />

Verbrecher und Kriminelle, daher fordert<br />

Fekter „einen raschen Stopp dieser irreführenden<br />

Debatte.“ Selbstverständlich werde<br />

schon heute in <strong>Österreich</strong> – wie dies weltweit<br />

Standard ist – im Einzelfall auf Anfrage<br />

einer Behörde Auskunft erteilt.<br />

Die Wertschöpfung durch das Bankgeheimnis<br />

für den Standort <strong>Österreich</strong> ist<br />

enorm, denn neben hohen Steuereinnahmen,<br />

hängen wirtschaftliche Impulse und tausende<br />

Arbeitsplätze daran. Fekter: „Wer für die<br />

Abschaffung des Bankgeheimnisses ist, gefährdet<br />

heimische Arbeitsplätze und hemmt<br />

das Wirtschaftswachstum. Das werde ich<br />

nicht zulassen!“<br />

<strong>Österreich</strong> sei mit einer 25prozentigen<br />

Kapitalertragsteuer (KESt) alles andere als<br />

eine Steueroase, vielmehr seien wir Hochsteuerland<br />

und definitiv kein Anreiz für<br />

Steuerflucht, so Fekter. Andererseits lasse<br />

man Steuerparadiese in Europa, wie die Kanalinseln<br />

von Großbritannien oder Monaco<br />

im Hinterhof Frankreichs, zu. Angesichts<br />

dieser Tatsachen sei es für Fekter „scheinheilige<br />

Tatsachenverdrehung“, wenn man<br />

das heimische Bankgeheimnis kritisiere.<br />

„Ich werde auf EU-Ebene auch weiterhin<br />

gegen den automatischen Datenaustausch<br />

und für das österreichische Bankgeheimnis<br />

kämpfen“, so Fekter.<br />

In der Öffentlichkeit – vor allem in den<br />

ausländischen Medien – kommt dieser wesentliche<br />

Aspekt allerdings nicht zur Geltung,<br />

gebetsmühlenartig wird <strong>Österreich</strong> als<br />

Paradies für Steuerhinterzieher bezeichnet,<br />

wo jedermann gefahrlos hinterzogenes Kapital<br />

„parken“ kann.<br />

Jedenfalls eignet sich dieses Thema hervorragend<br />

für das populistische Stiften von<br />

Verwirrung auf breiter Ebene, für die objektive<br />

Darstellung des Themas an sich bleibt<br />

wenig Raum.<br />

Ganz <strong>Österreich</strong>, wie es immer so schön<br />

heißt, ist gegen die Aufhebung des Bankgeheimnisses,<br />

fünf der sechs im Parlament<br />

vertretenen Parteien bestehen auf dessen<br />

Beibehaltung, verbieten sich die Einmischung<br />

in geltendes Recht. Nur die Grünen<br />

sind für die Lüftung des bisher so geschützten<br />

Geheimnisses.<br />

Faymann: Wir denken nicht daran,<br />

das Bankgeheimnis zu ändern<br />

Bundeskanzler Werner Fayman (SPÖ)<br />

erklärte grundsätzlich, es bestehe „in <strong>Österreich</strong><br />

ein Bankgeheimnis, das für <strong>Österreich</strong>erinnen<br />

und <strong>Österreich</strong>er mit einer Zweidrittel-Mehrheit<br />

abgesichert ist. Wir denken<br />

nicht daran, das zu ändern.“ Bei dem von der<br />

EU geforderten automatischen Datenaustausch<br />

über Konten von Ausländern in <strong>Österreich</strong><br />

„sind wir verhandlungsbereit. Bisher<br />

haben wir nur im begründeten Verdachtsfall<br />

Daten freigegeben, das ist zu wenig. Wir müssen<br />

im Kampf gegen Steuerbetrug schneller<br />

und stärker agieren.“<br />

Es stelle einfach eine Ungerechtigkeit dar,<br />

wenn sich einige über komplizierte Konstruktionen<br />

ihrer Steuerpflicht entziehen.<br />

„Das müssen wir abstellen, der Scheinwerfer<br />

kann gar nicht stark genug sein“, betonte<br />

Faymann.<br />

<strong>Österreich</strong> sei keine Steueroase, das belege<br />

auch das Ranking des „Tax Justice Network“,<br />

bei dem <strong>Österreich</strong> bei Steuerschlupflöchern<br />

weit hinter Deutschland auf<br />

dem 17. Platz liegt. „Wir wollen aber auch<br />

nicht den 17. Platz. Wir wollen nicht nur<br />

Vorbild in Europa für geringe Arbeitslosigkeit<br />

sein, sondern auch in diesem Punkt klare<br />

Verhältnisse.“<br />

„Es ist jedoch deutlich zu sagen, daß es<br />

nicht um das Sparbuch der Großmutter geht.<br />

Wir machen eine scharfe Trennung zwischen<br />

dem Bankgeheimnis für die <strong>Österreich</strong>erinnen<br />

und <strong>Österreich</strong>er und dem internationalen<br />

Datenaustausch über Konten von Ausländern.<br />

Das ist rechtlich möglich und politisch<br />

sinnvoll“, sagte der Bundeskanzler.<br />

Spindelegger: <strong>Österreich</strong><br />

ist keine Steueroase!<br />

Vizekanzler und Außenminister Michael<br />

Spindelegger (ÖVP) betonte die gemeinsame<br />

Position innerhalb der Bundesregierung.<br />

„Als erstes muß man klarstellen: <strong>Österreich</strong><br />

ist keine Steueroase! Unsere Gesetzgebung<br />

stellt sicher, daß es keine anonymen Konten<br />

gibt. Außerdem kann niemand Steuern aus<br />

Gewinnen hinterziehen, denn 25 Prozent des<br />

Zinsgewinns müssen an den Staat abgeliefert<br />

werden“, erteilt Spindelegger Kritikern eine<br />

Absage. <strong>Österreich</strong> sei kein Ort für Menschen,<br />

die ihr Geld veranlagen wollen, ohne<br />

sich namentlich auszuweisen. Außerdem<br />

seien die gemeinsamen Vereinbarungen mit<br />

der Schweiz und Liechtenstein ein wichtiger<br />

Schritt im Kampf gegen Geldwäsche.<br />

„Beim automatischen Informationsaustausch<br />

bei Bankdaten ist sich die Regierung<br />

einig: Zum ersten ist <strong>Österreich</strong> keine Steueroase.<br />

Zweitens bleiben wir beim Bankgeheimnis<br />

und drittens sind wir zu einer Zusammenarbeit<br />

mit der Europäischen Union<br />

bereit“, so Spindelegger. Gespräche über<br />

einen vollautomatischen Datenaustausch für<br />

Ausländer seien zwar ein Thema, entscheidend<br />

seien aber die Details, die in den anstehenden<br />

Verhandlungen geklärt werden müssen.<br />

„Unser Ziel ist es zu kooperieren, damit<br />

es keine Steuersünder gibt, die in <strong>Österreich</strong><br />

ihr Geld parken“, betont Spindelegger, der<br />

aber auf wichtige Detailfragen verweist, die<br />

vorab zu klären wären. Bis zum EU-Gipfel im<br />

Mai erwartet er sich eine Lösung. Die Regierungsposition<br />

sehe vor, an der Quellensteuer<br />

festzuhalten. „Das ist für uns das gerechteste<br />

System und dieses System werden wir auch<br />

erhalten können“, so der Vizekanzler.<br />

Strache warnt davor, das<br />

Bankgeheimnis zu opfern<br />

FPÖ-Bundesparteiobmann Heinz-Christian<br />

Strache (FPÖ) spricht sich für eine<br />

Volksabstimmung über die Zukunft des<br />

Bankgeheimnisses aus. „Es geht nicht an,<br />

daß sich unsere Regierungsspitzen anschikken,<br />

den Eurokraten in Brüssel das nächste<br />

Geschenk zu machen. Eine so weitreichende<br />

Entscheidung wie der staatliche Einblick auf<br />

sämtliche Geldvermögensdaten der Bürger<br />

bedarf einer Entscheidung der Wähler“, so<br />

Strache, der gleichzeitig davor warnt, das<br />

Bankgeheimnis zu opfern.<br />

„Wird das Bankgeheimnis abgeschafft,<br />

drohen in <strong>Österreich</strong> Zustände wie jene, de-<br />

»<strong>Österreich</strong> <strong>Journal</strong>« – http://www.oesterreichjournal.at

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